Brigitte Chymo

Nach fast zehn Jahren an der Spitze des Amtsgerichts Bad Säckingen geht Direktorin Margarete Basler zum 31. Oktober in den Ruhestand. Die Stelle ist vom Justizministerium Baden-Württemberg ausgeschrieben, einen Nachfolger gibt es derzeit noch nicht. Die gebürtige Kölnerin blickt auf erfüllte Berufsjahre zurück.

Kein Überblick mehr über Vielzahl der Verfahren im Berufsleben

Es muss eine riesige Menge an Verfahren gewesen sein, mit denen die jetzt 63-Jährige Margarete Basler zu tun hatte. „Es sind zu viele. Da hat man keinen Überblick mehr“, sagt die Juristin. Bei alleine 200 bis 300 Familienangelegenheiten pro Jahr und 20 bis 30 Fällen vor dem Schöffengericht lässt sich die Dimension erahnen. Sie habe immer auf hohem Niveau gearbeitet, sagt Basler.

Manchmal entscheiden Nuancen

Immer ging es um Menschen, um das Abwägen im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft. Manchmal entschieden Nuancen. „Jeder Fall ist anders“, weiß die Richterin, deren Schwerpunkt beim Strafrecht liegt, der aber auch das Schöffengericht immer am Herzen lag. „Es war mir immer wichtig, die Schöffen mitzunehmen. Dass jeder von ihnen am Ende mit dem Gefühl ‚Es war gut’ rausgeht.“ Wegen der anstehenden neuen Schöffenwahl hatte die Juristin ihr eigentliches Amtsende um zwei Monate verschoben.

Spitalplatz-Unfall als spektakulärster Fall

Das Gros der Fälle gerät in Vergessenheit, erzählt Basler. Manche bleiben in Erinnerung – aus verschiedensten Gründen. Als ihren nach außen hin spektakulärsten Fall bezeichnet die Richterin das tragische Unglück am Spitalplatz im Mai 2016. In jeder Hinsicht. 14 Tage vor dem Prozessauftakt häuften sich die Anfragen, während des Prozesses war viel Presse vor Ort. Außerdem sei sie noch nie zuvor nach einem Prozess von so vielen Menschen angesprochen worden, erinnert sich Basler.

Sehr zufrieden mit Berufswahl

Die Vielfältigkeit hatte Basler zur Juristerei gezogen und schon während ihrer Referendariatszeit am Amtsgericht Waldshut-Tiengen entschied sie sich, in den Staatsdienst zu gehen. „Ich bin insgesamt sehr, sehr zufrieden“, blickt sie auf ein erfülltes Berufsleben zurück. Dennoch habe es immer wieder Unzulänglichkeiten gegeben und neue Herausforderungen. Wie jüngst der Anbau am Amtsgericht, in dem jetzt das Nachlassgericht seine Büros bezogen hat.

Kollegen wichtig zum Austausch

Der Kontakt zu den Kollegen hatte für die Richterin immer eine große Bedeutung: „Das erscheint mir ganz wichtig.“ Es täte gut, sich im kleinen Kreis auszutauschen, einmal Dampf abzulassen oder einfach einmal über etwas reden zu können, was vielleicht belaste, erzählt Basler. Gravierende Veränderungen im Bereich der Straftaten kann Margarete Basler über die Jahre nicht ausmachen. Von einem Rückgang könne allerdings auch keine Rede sein. Der Respekt gegenüber der Polizei lasse immer wieder zu wünschen übrig, stellt sie fest. Als Hauptursachen nennt sie Alkohol und Drogen. Dabei sinke die Hemmschwelle.

Immer in Kontakt zur alten Heimat

Basler war 1981 der Liebe wegen an den Hochrhein gekommen. Ihr Ehemann stammt aus Waldshut. Sie hat sich im Südwesten bestens eingelebt, aber den Kontakt zum Rheinland nie verloren: „Ich finde es ganz toll, in zwei so wunderschönen Regionen sein zu können. Ich genieße beides“, freut sich die gerne lachenden Rheinländerin schon darauf, ihre alte Heimat nun bald wieder öfter besuchen zu können.

Freude über Zeit für Schönes und Ehrenamt

Ein Projekt für die Zeit danach sind „die schönen Dinge“. Ausstellungen und Konzerte – und das auch mal unter der Woche. Sportlicher wird es dann beim Wandern und Skifahren. Basler will sich außerdem weiter ehrenamtlich engagieren. So beim Zonta Club in Bad Säckingen. Frauen und Mädchen in Beruf, Bildung und Erziehung zu fördern, sei ihr schon immer ein großes Anliegen gewesen, betont Basler.