„Ich zähle jetzt bis zehn“, sagt der Artzt, der alle Besucher der Nachsorgeklinik Tannheim einem Corona-Schnelltest unterzieht. Dann zieht er vorsichtige das Teststäbchen aus der Nase des Besuchers, der noch 20 Minuten auf das Ergebnis warten muss. Dieses Prozedere ist zum Standard geworden in der Klinik. Das Virus soll nicht noch einmal den Weg in die Einrichtung finden. Noch immer schmerzen die Wunden der Schließung im Frühjahr.
Da macht es auch keinen Unterschied, ob eine Delegation des SÜDKURIER mit einem Scheck im Gepäck an der Türe klingelt. Alle Ergebnisse waren letztlich negativ.
Enorme Spendenbereitschaft
So konnte Andreas Ambrosius von der SÜDKURIER-Chefredaktion den Geschäftsführern Thomas Müller und Roland Wehrle wenig später in der Sporthalle die Spendensumme überreichen. Die Freude darüber war riesig, trotz Maskenpflicht. Dafür sorgten nicht zuletzt rund 30 Kinder mit ihrem Jubel. Wie seit vielen Jahren hatte der SÜDKURIER im Rahmen der Weihnachtsaktion die Leser aufgerufen, für die Nachsorgeklinik zu spenden. Am Ende kamen 658.743 Euro zusammen, so viel wie noch nie.
Freude über Spenden
„Mit einer so großen Summe haben wir in diesem schwierigen Jahr überhaupt nicht gerechnet“, zeigten sich die beiden Geschäftsführer überwältigt. Besonders erfreulich sei, dass die Spendensumme nicht durch wenige Großspender, sondern durch eine breite Masse zustande gekommen sei. „Insgesamt 7500 Menschen haben gespendet“, so Wehrle. Die Spanne reiche von 1,80 Euro bis 15.000 Euro. Offenbar habe die Pandemie das Bewusstsein der Menschen für die Themen Gesundheit und Krankheit geschärft.
„Diese große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der Leserinnen und Leser des SÜDKURIER ist überwältigend“, sagt Andreas Ambrosius. Gerade in diesen schwierigen Zeiten sei die Nachsorgeklinik Tannheim auf die Unterstützung der Menschen in der Region angewiesen. „Dass dies auf so großartige und großzügige Weise geschieht, macht uns sehr stolz. Wir danken allen, die einen Beitrag zu diesem großartigen Erfolg geleistet haben. Auf die vielen SÜDKURIER-Leser ist einfach Verlass, und das seit über 20 Jahren.“

Die nachhaltige und breite Unterstützung zeige vor allem eines: „Die Nachsorgeklinik Tannheim hat einen festen Platz in den Herzen der Menschen und ist stark in der Region verankert.“ Dank richteten die Geschäftsführer auch an SÜDKURIER-Autorin Silke Weidmann, die mit ihrer Berichterstattung im Aktionszeitraum den Lesern einen tollen Einblick in die Arbeit der Klinik und den Alltag der Patienten gegeben hatte.
Ein neues Kinderhaus soll entstehen
Das Geld soll vollständig in den Bau eines neuen Kinderhauses fließen. In Sichtweite zu den bestehenden Gruppenräumen für Kinder soll auf einem freien Platz der Neubau entstehen. Mehrere Therapieräume, ein Gruppen- und ein Bewegungsraum sowie sanitäre Anlagen sind vorgesehen.

1,2 Millionen Euro sind laut Planung dafür veranschlagt. Die beiden Geschäftsführer habe jedoch ein paar mehr Euro einkalkuliert, um auf der sicheren Seite zu sein. Der Neubau soll auch der Raumnot entgegen wirken, die durch Corona noch einmal verschärft wurde, da viele Angebote und Therapien jetzt in kleineren Gruppen stattfinden. Die Klinikleitung hofft auf einen baldigen Baustart, sobald der Winter sich verabschiedet hat. Und geht es nach dem Wunsch von Roland Wehrle, so könnte bereits Ende des Jahres alles fertig sein.
Grenzen für den Ausbau der Klinik
Angesichts eines Patientenstaus und den Raumengpässen steht bereits fest, die frei werdenden Gruppenräume im Erdgeschoss in weitere Therapieräume umzubauen, was rund 100.000 Euro kosten soll, so die Geschäftsführer. Um den familiären Charakter der Einrichtung nicht zu gefährden, sehen beider aber auch Grenzen für einen weiteren Ausbau und eine Vergrößerung der Klinik.

„Patienten schätzen diesen persönliche Kontakt“, so Wehrle. Aktuell sucht die Klinik händeringend Mitarbeiter. „Es gibt keine Ärzte“, so die Geschäftsführer. Gesucht seien Kinderärzte, Internisten, Psychosomatiker und Diätassistenten.
Rückblick
Seit vielen Jahren unterstützt der SÜDKURIER die Klinik mit Spendenaktionen. Zahlreiche Projekte konnten so ganz oder in Teilen finanziert werden, wie etwa eine Hochseilbahn, verschiedene Räume, Häuser und medizinische Geräte.