Formal sind damit alle Voraussetzungen erfüllt – nach einer entsprechenden Veröffentlichung wird auch das Landratsamt Waldshut als Kommunalaufsicht der Scheidung zustimmen. Dagegen gebe es nun keine Einwände mehr, erklärte Walter Scheifele, Dezernent für Kommunalangelegenheiten in Waldshut.
Die Abwasserbeseitigung in Wehr wird damit ab Januar wieder eine rein kommunale Aufgabe. "Der Zweckverband war für uns ein geniales Konstrukt. Wir hätten auch gerne weiter gemacht. Aber wenn ein Partner nicht mehr will, muss man das auch respektieren", erklärte Bürgermeister Michael Thater diesen "historischen Schritt". Es waren die umwälzenden Änderungen auf der Industrie-Seite, die das Modell des Zweckverbands überflüssig machten. Als der Zweckverband 1982 gegründet wurde, gab es drei große Textilunternehmen, die für ein hochbasisches Abwasser sorgten: Wehra Teppichfabrik, Textilveredelung wehr und natürlich die Werke der Brennet AG. Heute ist davon nur noch die Brennet-Tochter Dreiländereck (DLE) übrig. Die heutigen Verbandsmitglieder (neben der DLE sind es Wolfgang Eckert, Novartis Pharma Productions GmbH, Papierfabrik Carl Lenz, Recom und die Firma Tschamber) haben nur noch wenig Interesse an einem Abwasser-Zweckverband.
Der nun folgenden Trennung gingen "intensive Verhandlungen voraus, die in großem Einvernehmen geführt wurden", so Thater. Auch der Sprecher des Industrieverbands, Heiko Gleixner, lobte die "fairen Gespräche mit einem fairen Ergebnis".
Betriebsleiter Frank Lückfeldt und Frank-Steffen Schmid vom beratenden Ingenieurbüro Jedele und Partner stellten in einem Rückblick über die vergangenen 15 Jahre die Wandlung von einer industriell geprägten zur heutigen typischen kommunalen Kläranlage dar: Steuerte die Industrieseite im Jahre 2001 noch 1,1 Millionen Kubikmeter Abwasser bei, sind es im laufenden Jahr nur noch knapp 400 000 Kubikmeter – deutlich weniger als von der Stadt-Seite. Ähnlich ist der Wandel bei der eigentlichen Schmutzfracht, deren Menge sich deutlich in Richtung Kommunalabwasser verschoben hat. Beachtlich auch die Betriebsstatistik, die Lückfeldt vorlegte: Die Betriebskosten konnten seit 2001 von knapp zwei Millionen auf 835 000 Euro reduziert werden – und dies bei einem vergleichsweise hohen Fixkostenanteil. Die Betriebsstatistik zeigt, dass die Kläranlage gut geführt wird", lobte Frank-Steffen Schmid. "Die Kläranlage läuft operativ am Optimum", pflichtete ihm Thater bei.
Durch den Ausstieg des Industrieverbands ändert sich für die Wehrer Bürger übrigens zunächst nichts. Mittelfristig erwartet Thater aber tendenziell ein Sinken der Abwassergebühren.