Die Wehrer Gastronomie scheint in einer Krise: Mit dem „Storchehus“ schloss nun ein Traditionslokal seine Pforten, das nicht nur bei Einheimischen einen guten Ruf genoss. „Bis auf weiteres geschlossen“ steht auf einem Schild am Eingang des griechischen Lokals. Die Hoffnung, dass der Gastwirt nur seinen August-Urlaub angetreten habe, bewahrheitet sich aber nicht: Auf Nachfrage, wann er denn wieder öffne, antwortet der Gastwirt: „Leider nie mehr.“ Es habe sich für sich und seine Familie nicht mehr gerechnet. Das Storchehus ist das wohl älteste Gebäude der Stadt Wehr. Jahrzehntelang befand es sich aufgrund verworrener Besitzverhältnisse in einem katastrophalen Zustand, bis der Architekt Hermfried Richter und Ehefrau Margot es in den 80er-Jahren erwarben und grundlegend sanierten. Bis 1990 entstand ein echtes Schmuckstück. Die Galerie wurde nicht nur Veranstaltungsort für Kleinkünstler, sondern auch für Vereinsversammlungen und Familienfeiern.

Mit der Schließung des griechischen Lokals stehen mittlerweile im Wehrer Ortszentrum die Räume von vier gastronomischen Betrieben leer. Erst vor wenigen Wochen schloss – gleich gegenüber des Storchehus’ – die Pizzeria Drei König – auch dies eine Wehrer Traditionsgaststätte. Aus gesundheitlichen Gründen siedelte das Gastwirtepaar nach Spanien um. Die Eigentümer des Gebäudes suchen derzeit nach einem Nachfolger. Es gebe zwei Interessenten, entschieden sei aber noch nichts. Das Ziel sei, das Speiselokal zu erhalten, so Friedrich Bettecker von der Firma Allgaier Automaten auf Anfrage unserer Zeitung. Das Unternehmen hatte das Gebäude 2011 nach einem lange andauernden Leerstand gekauft und viel Geld in die Sanierung gesteckt. Befürchtungen, hier könnte eine Spielothek einziehen, bewahrheiteten sich nicht: 2014 wurde der Drei König als italienisches Spieselokal wiedereröffnet und wurde im Laufe der Zeit zu einem Treffpunkt vieler Wehrer. Auch beim Drei König wurde der große Nebenraum zum beliebten Versammlungsort der Wehrer Vereine.

Eine ganze Reihe von Pächterwechseln gab es in den vergangenen Jahren auch schon am Talschulplatz: Aktuell ist die Pizzeria, die bereits unter verschiedensten Namen firmierte, wieder geschlossen. Stattdessen wird die Holzterrasse vor dem Lokal von Grund auf saniert. Ob die Arbeiten allerdings vor dem Ende der Freiluft-Saison beendet werden können, erscheint fraglich.

Der vierte aktuelle Leerstand in der Hauptstraße ist das Café „Wehrahof“. Schon seit Mitte 2016 suchen die Eigentümer des altehrwürdigen Wehrahofs, der vor über 100 Jahren als Hotel diente, nach neuen Pächtern für das Café – bislang erfolglos.