Henkel baut seine Aktivitäten am Standort in Wehr kontinuierlich aus. Am gestrigen Mittwoch nahm das Unternehmen im Beisein des Wehrer Gemeinderats und Vertretern von Partnerfirmen einen neuen Mischer in Betrieb, der das Produktionsvolumen von Haftschmelzklebstoffen um 15 Prozent erhöht.
Zweieinhalb Jahre stehen zwischen der ersten Planung und der Einweihung des neuen Mischers, wie Henkel-Projektleiter Stefan Scharf erklärte. Um das fast acht Tonnen schwere Teil an Ort und stelle zu bringen, musste in der Produktionshalle einiges bewegt werden. Über das Dach wurde der zwei Tonnen Klebstoff fassende Mischer gehoben – über zwölf Stunden dauerte diese letzte Etappe.
Bislang standen dem Standort fünf Mischer für die unterschiedlichen Produktionsanlagen zur Verfügung. Durch die Investition in eine moderne sechste Mischanlage wird Wehr sein Produktionsvolumen zukünftig deutlich erhöhen. „Wir investieren kontinuierlich in neue Technologien und optimieren unsere Prozesse, um weiter nachhaltig zu wachsen,“ erklärt Marco Faber, Standortleiter in Wehr.
"Klebstoffe herstellen ist wie Kuchen im Thermomix backen", erklärte Faber den Laien die Produktion auf sehr anschauliche Weise. Verschiedene – meist erdölbasierte – Zutaten werden nach spezieller Rezeptur in dem Mischer unter Hitze gemischt. Am Ende wird die flüssige und noch heiße Masse in verschiedenste Gebinde abgefüllt: Vom silkonbeschichteten Pappfass bis zum Tanklastfahrzeug. Weiterverarbeitet werden die Klebstoffe dann beim – meist industriellen – Kunden. Dazu werden sie vor Ort wieder erhitzt.

Die Einsatzbereiche der Haftklebstoffe sind ausgesprochen vielfältig. Jeder dürfte täglich mit den in Wehr hergestellten Klebstoffen in Berührung kommen: Vom selbstklebenden Preisetikett im Supermarkt über Versandetiketten der Post, Produktaufklebern auf Flaschen oder Shampoo-Flaschen, auf Klebebändern und Pflastern oder bei Windelverschlüsse. Ein besondere Clou sind sogenannte No-Label-Etiketten: Aufkleber auf durchsichtiger Folie, die vom Verbraucher gar nicht als Etikett zu erkennen sind. Hier muss natürlich auch der Klebstoff völlig unsichtbar sein, damit das Etikett wie aufgedruckt aussieht. Aber auch in Bau- und Automobilindustrie werden die Klebstoffe angewendet. Um die möglichen Anwendungen zu testen, gibt es in Wehr ein "Technikum", in dem die Beschichtung von Folien mit einer kleinen Anlage ausprobiert werden kann. In einer Kältekammer kann auch die Haltbarkeit unter Extremtemperaturen getestet werden.

"Wir gratulieren zur neuesten Expansion. Der Henkel-Standort Wehr ist für uns als Stadt Wehr sehr wichtig", sagte Bürgermeister Michael Thater im Namen des Gemeinderats. Die Stadträte zeigten sich tief beeindruckt von dem High-Tech-Betrieb. Insgesamt hat der Henkel-Konzern seit der Übernahme der Novamelt rund vier Millionen Euro in den Standort investiert. Der neue Mischer ist davon ein beträchtlicher Teil, wie Werkleiter Marco Faber erklärt. Außerdem wurde in die Sicherheit und die Mitarbeiter investiert. So zahle Henkel seinen Angestellten nun Tariflohn, so der Standortleiter.

Henkel-Standort
Der weltweit tätige Konzern Henkel erwarb im Jahr 2016 die Firma Novamelt, die 1989 am Wehrer Talschulplatz gegründet wurde. 1998 baute die Firma ihre eigene Produktion in der Kreuzmatt auf und wuchs in den Folgejahren rasant. Heute sind am Standort Wehr 52 Personen beschäftigt. Daneben dient der Standort als europäische Kompetenzzentrum der so genannten Henkel PSA Academy. Die Kursteilnehmer – beispielsweise Prozessingenieure, Maschinenführer oder Laboranten – schließen die PSA Academy bei bestandener Prüfung mit einem IHK-Zertifikat ab.