In der Auseinandersetzung um die Zukunft des Wehrer Brennet-Areals ist die nächste Eskalationsstufe erreicht. In einer Reaktion auf die Stellungnahme der Stadt Wehr von dieser Woche kündigt Brennet-Chef Stephan Denk die Schließung seines letzten Textilbetriebs, der Textilveredelung Dreiländereck, an. "Der Abgang von unserer Lohnveredelung Dreiländereck aus Wehr (siehe Abwasserdiskussionen) wird in Kürze ebenfalls erfolgen, sodass dann unsere Mobilien bis auf den Firmensitz aus der Gemeinde abgezogen sind", heißt es in dem Schreiben. Auf Nachfrage des SÜDKURIER teilt Denk mit, dass er der Belegschaft am Donnerstag mitgeteilt habe, den Betrieb zu schließen. Von der Stilllegung wären aktuell 80 Mitarbeiter betroffen.

Mit dem Verweis auf die "Abwasserdiskussionen" stellt Denk einen Bezug zu einer Auseinandersetzung her, die bislang nicht öffentlich geführt wurde. Der Hintergrund: Nach der Auflösung des Abwasserzweckverbands im Jahr 2016 hatten sich die Abwassergebühren für die Betriebe der Wehratalindustrie – und dazu gehört die Textilveredelung als eine der letzten Betriebe – deutlich erhöht. 1,30 Euro pro Kubikmeter hatte die Stadt Wehr als Gebühr festgelegt – in Denks Augen deutlich zu viel und für die Textilveredelung nicht zu schultern. Wie der Brennet-Chef berichtet, haben zwischenzeitlich auch Vertreter der Belegschaft bei Bürgermeister Michael Thater vorgesprochen, um eine Senkung der Gebühr zu erreichen – aber erfolglos.

Die Abwassergebühr ist somit ein weiteres Konfliktfeld zwischen Brennet und Stadt Wehr, das nun offen zu Tage tritt. Neben der Diskussion um ein geplantes Gastronomie-Gebäude auf dem Wehrer Brennet-Areal gab es bereits vor einigen Jahren einen Streit: Dabei ging es um die Nutzung des Verwaltungsgebäudes in Brennet. Stephan Denk wollte in dem Gebäude Seniorenwohnungen unterbringen. Die Stadt lehnte aber mit Verweis auf die ohnehin knappen Gewerbeflächen ab. Persönliche Vorwürfe gegenüber Thater äußerte Denk immer wieder in der Diskussion um das Bad Säckinger Spital. Denk warf ihm vor, sich nicht für das Krankenhaus und seine Belegschaft eingesetzt zu haben.

Mit spürbarem Ärger reagiert Denk nun auf die Stellungnahme der Stadt, in der es hieß, überzogene Forderungen in Bezug auf das Nutzungskonzept einzelner Gebäude auf dem Brennet Areal seien "frei erfunden". Dies weist Denk von sich und zitiert als Beleg aus einem Briefwechsel seines Anwalts mit dem Anwalt der Stadt Wehr. Direkt an Thater gerichtet schreibt Denk: "Sie mutieren Sie vom politischen „va banque-Spieler" (Spital) über unrichtige Behauptungen (Darstellungen zu Ihren Forderungen in Sachen Brennet-Areal), zu einem Hassardeur, der wissentlich mit falschen Behauptungen die Öffentlichkeit 'beglückt' in der Hoffnung eigene Fehler zu verschleiern."

Bürgermeister Michael Thater war am Freitagabend für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der volle Wortlaut des Briefes von Stephan Denk

Herr Thater,in einer Tageszeitung vom 17.05.2018 mutieren Sie vom politischen „va banque-Spieler" (Spital) über unrichtige Behauptungen (Darstellungen zu Ihren Forderungen in Sachen Brennet Areal), zu einem Hassardeur derwissentlich mit falschen Behauptungen die Öffentlichkeit „beglückt" in der Hoffnung eigene Fehler zu verschleiern. Sie geben der Zeitung wörtlich zur Kenntnis:

„Behauptungen (Denk) über diesbezügliche überzogene Forderungen der Stadt (in Sachen Brennet Areal Wehr) sind frei erfunden"Unten stehend der Originaltext unseres Anwaltes Werner mit Ihren Anwalt Dr. Lieber vom 09.01.2018:„Gesprochen habe ich mit Rechtsanwalt Lieber auch über die bislang von der Stadt vorgesehene Gastro-Nutzung im EG von Haus 2. Ich habe Rechtsanwalt Lieber hierzu nochmals erläutert, dass Brennet nach einem ersten Vermietungsversuch keine wesentlichen Einschränkungen hinnehmen will. Nach Aussage von Herrn Rechtsanwalt Lieber ist das der Stadt allerdings zu wenig. Erörtert haben wir einen Kompromiss vielleicht in der Weisej dass für den Fall, dass die Vermietung an den Pächter des Museums Cafes scheitert (erste Pleite), zunächst von Brennet ein weiterer Vermietungsversuch im Gastrobereich unternommen werden muss und wenn auch dieser scheitert (zweite Pleite), gegebenenfalls die Stadt ein zeitlich begrenztes Pächtersuche recht erhält (möglicherweise die dritte Pleite). Jetzt frage ich mich, was an meiner Behauptung frei erfunden ist?Nach dieser Forderung sind wir unverzüglich noch im Januar aus diesem Projekt ausgestiegen und weil Sie so sind wie Sie sind, gehen wir Ihnen aus dem Weg und hätten dies besser schon vorher getan.Des Weiteren sprechen Sie von gemeinsamen Bemühungen in Ihrem Interview und von einem gemeinsamen Weg. Am 12.12.2012 waren von uns zwei Herren zu einem Gespräch im Rathaus eingeladen „in Sachen 5 haGelände in der Mitte der Stadt Wehr".Nachdem ich selbst nicht bei dieser Besprechung war, habe ich Sie jetzt nach 6 Jahren gebeten mir das Ergebnisprotokoll dieses Gespräches zuzuschicken, was am 08.04.2018 mit einem Begleitschreibenvon Ihnen erfolgt ist. Aus diesem Protokoll, das uns jetzt nach Jahren überlassen wurde, geht hervor,a) dass wir zwar beim Gespräch dabei waren, aber ausdrücklich aus dem Verteiler des Protokolls von Professor Baldauf ausgeklammert worden sind.b) In diesem Protokoll ist von einer Machbarkeitsstudie die Rede, die uns nie vorgelegt wurde und damit unbekannt ist. Warum belästigen Sie uns dann immer mit Ihren EUR 400.000,— die Sie an Kosten hatten? Ich habe doch gar keinen Einfluss auf das was Sie tun oder anordnen.„So viel zu Ihrem „gemeinsamen Vorgehen." Dieses Protokoll kann bei Ihnen und bei uns von interessierten Lesern jederzeit eingesehen werden. Was ist an einem solchen Vorgehen gemeinsam, wenn man ausdrücklich aus dem Ergebnisprotokoll dieses Gespräches „abgehängt" wird während alle anderen 5 Personen dieses Protokoll erhalten. Ich habe ein anderes Verständnis von Gemeinsamkeit. Der Abgang von unserer Lohnveredelung Dreiländereck aus Wehr (siehe Abwasserdiskussionen) wird in Kürze ebenfalls erfolgen, sodass dann unsere Mobilien bis auf den Firmensitz aus der Gemeinde abgezogen sind. Herr Thater, ich verstehe, wenn man „corriger-la-fortune" betreibt, aber so die Unwahrheit zu sagen zumSchaden einer anderen Person in einer so wichtigen Angelegenheit, wie Sie dies getan haben in einer Tageszeitung vom 17.05.2018 .... ich weiss nicht.

gezeichnet Stephan Denk