Nur die ältesten Waldshuter Katholiken wissen noch um den vor 70 Jahren aktuellen Plan zur Erweiterung ihrer Stadtpfarrkirche. Sie biete nicht mehr genug Platz für die wachsende Zahl der Gläubigen, wurde argumentiert. Heute gilt die Kirche als zu groß, denn die Sonntagsgottesdienste außerhalb der christlichen Hochfeste sind nur spärlich besucht.
Der damalige Stadtpfarrer Oskar Tröndle stellte in seiner Silvesterpredigt am letzten Tag des Jahres 1950 den vom Erzbischöflichen Bauamt Freiburg ausgefertigten Erweiterungsplan samt Modell vor, das auf einem Seitenaltar zur Besichtigung ausgestellt wurde. Der Erweiterungsplan sah vor, den Kirchturm abzutragen und das Kirchenschiff nach rückwärts bis zur Wallstraße zu erweitern. Zur Wiederaufrichtung des Kirchturms an neuer Stelle sollte das letzte Haus auf der Südostseite der Wallstraße weichen, in dem sich ein Büro und die Wohnung des Mesners befanden.
Der Turm würde sich damit gleichsam in die Häuserfront der Wallstraße einfügen und gleichzeitig als seitlicher Haupteingang in die Kirche dienen, deren bisherige frontale Pforte verschwinden würde. Der bisherige Vorplatz vor dem Hauptportal würde also beseitigt und der Eingang in die Kirche direkt von der Wallstraße aus erfolgen. Der Vorplatz zwischen Kirche und Pfarrhaus bliebe im wesentlichen unverändert, ebenso würde auf dieser Kirchenseite ein zweiter Ausgang erhalten bleiben. Auch die Taufkapelle bleibe unverändert. Die Kirche könnte auf diese Weise um ein gutes Drittel mit zwei weiteren Bankgevierten erweitert werden. Man rechne damit, so Pfarrer Tröndle zum Schluss, mit dem Umbau bis 1954 beginnen zu können.
Plan für zweite Kirche
Doch daraus wurde nichts, der Plan verschwand in der Schublade. Dafür stellte Tröndle zwölf Jahre später in seiner Silvesterpredigt 1962 den Plan für ein zweites katholisches Gotteshaus in der Liedermatte vor, die Herz-Jesu-Kirche. Doch auch sie wurde nie gebaut, denn die Zahl der Kirchenbesucher nahm nicht wie erwartet zu, sondern kontinuierlich ab.