Durch Temperatur und Wetter fühlt man es schon deutlich: Der Sommer ist vorbei. Auch die letzten Tage der Schulferien gehen in Baden-Württemberg und Bayern zu Ende. Damit endet auch die Zeit, in der Familien mit Kindern Ausflüge über den Bodensee unternehmen. Welche Bilanz ziehen Schifffahrtsbetriebe aus der bisherigen Saison?
Begonnen – beziehungsweise zuerst eben nicht begonnen – hat sie mit Herausforderungen. Im April sank der Bodenseepegel zeitweise auf etwas mehr als 2,70 Meter. Das Niedrigwasser führte dazu, dass die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) schon nicht am ersten Höhepunkt der Saison teilnehmen konnte. Die Sternfahrt 2025, bei der Schiffe der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein (VSU) einen Stern auf dem Wasser bilden, musste ohne sie stattfinden.
Wirklich in die Saison starten konnte die URh dann am 1. Mai, sagt Geschäftsführer Remo Rey dem SÜDKURIER. Doch auch mehr als zwei Wochen nach dem eigentlich geplanten Saisonstart hätten lediglich Rundfahrten zwischen Schaffhausen und Diessenhofen/Gailingen angeboten werden können. Das Niedrigwasser hatte zudem noch länger anhaltende Auswirkungen.

Der Fahrplan musste eingeschränkt werden, erst ab dem 4. Juni konnten durchgehend alle üblichen Häfen angesteuert werden. Dabei sei es aber nicht lange geblieben. Schon am Ende des Monats und bis zum 26. Juli kam es erneut zu Einschränkungen. Die URh teilte zu dieser Zeit mit, dass Kursschiffe zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein nicht verkehren konnten. Als Grund wurden abgestorbene und angeschwemmte Quagga-Muscheln angegeben, die abschnittsweise die Durchfahrt verhinderten.
Mehr Glück hatten die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) in Konstanz. Das Niedrigwasser habe nur geringen Einfluss auf den Schiffsbetrieb gehabt, sagt Pressesprecher Josef Siebler. Allerdings sei es zu Einschränkungen im Bereich des Untersees gekommen, „die Landestellen Iznang und Mannenbach konnten über mehrere Wochen lang nicht angefahren werden“. Im Bereich des Obersees konnte Langenargen aufgrund des Niedrigwassers bis in den Juni hinein nicht angefahren werden.

Neben den Einschränkungen im Fahrplan hatte das Niedrigwasser noch eine ganz andere Auswirkung für die Gäste: „Nicht vollständig zu vermeiden waren hingegen Komfort-Einschränkungen für die Passagiere bei Zu- und Ausstieg aufgrund steiler Rampen, woraus sich Verspätungen ergaben“, so Siebler.
Sechsstellige Einbußen durch Einschränkungen
Die von Einschränkungen geprägte Saison hatte für die URh spürbare Auswirkungen. Geschäftsführer Rey spricht gegenüber dem SÜDKURIER von einem Minderertrag im Bereich zwischen 630.000 und 750.000 Schweizer Franken (rund 675.000 bis 800.000 Euro). Der verspätete und eingeschränkte Start sowie spätere Einschränkungen hätten auch die Bordgastronomie betroffen. Hier gebe es laut Rey ebenfalls entsprechende Einschnitte.
Wie sich die Fahrgastzahlen bei den BSB entwickelt haben, könne noch nicht konkret gesagt werden. Allerdings seien Tendenzen zu erkennen, so Siebler. Die Zahlen bewegen sich demnach auf einem ähnlichen Niveau wie im vergangenen Jahr. Das heißt: „deutlich unter dem Durchschnitt früherer Jahre“, mit Ausnahme der Corona-Jahre.
An Regentagen kaum Passagiere
Immerhin eine Sorge weniger gab es im Vergleich zum Vorjahr: Hochwasser und Schnaken führten zu überregionaler Berichterstattung. Das war Niedrigwasser in diesem Jahr weniger der Fall, so waren „wenigstens von dieser Seite keine negativen Auswirkungen zu verspüren“, sagt Siebler. Allerdings sei deutlich zu erkennen, dass das Wetter einen zunehmenden Einfluss hat. „An Regentagen sind die Schiffe nahezu leer.“
Als größte Herausforderung bezeichnet Pressesprecher Siebler ein geändertes Verhalten der Passagiere. „Die Preissensibilität der Gäste hat spürbar zugenommen“, statt des Schiffes würden vermehrt Bus und Bahn in Verbindung mit dem Deutschlandticket oder verschiedenen Gästekarten genutzt.
Durch die Verbreitung von E-Bikes könnten mehr Menschen weite Strecken mit dem Rad zurücklegen, Schiffe nur für kurze oder den See querende Etappen nutzen. Den klassischen Tagesausflug gebe es seltener. „Es ist festzustellen, dass die Aufenthaltszeit der Gäste an Bord beständig abnimmt.“ Gefragt seien eher kurze Etappen.
Diese Entwicklungen führten bereits dazu, dass die Stadtwerke Konstanz beim Fährbetrieb 2024 erstmals seit Jahrzehnten rote Zahlen einfuhren. Auch die Weiße Flotte hat das vergangene Jahr mit einem Minus abgeschlossen. Konkrete Pläne für das nächste Jahr gebe es allerdings noch nicht, so Siebler. „Wir werden die Auswertungen abwarten, daraus unsere Schlüsse ziehen und unsere Angebote der tatsächlichen Nachfrage anpassen. Endgültig entschieden ist derzeit aber noch nichts.“