Licht und Schatten liegen in der Brau-Welt nah zusammen. Der Bierkonsum in Deutschland ist rückläufig – das bekommt auch die Privatbrauerei Waldhaus zu spüren. So hat das Unternehmen nach schwachen Konsummonaten einen Rückgang des Ausstoßes um 2,8 Prozent auf 101.876 Hektoliter verzeichnet, wie die Brauerei mitteilt.
Zugleich hat Waldhaus allerdings auch das umsatzstärkste Jahr seiner Geschichte absolviert. Auf jeden Fall gebe es genügend Gründe, optimistisch zu bleiben, betont Brauerei-Chef Dieter Schmid. Ein neues Erfrischungsgetränk, das Waldhaus seit einigen Monaten herstellt, ist nur einer davon.
Branche verzeichnet teils deutliche Verluste
Der Bierabsatz in Deutschland sei im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent gesunken. Ein Ende der während der Corona-Pandemie eingetretenen Durststrecke auf dem Biermarkt sei also noch immer nicht in Sicht, bedauert die Brauerei Waldhaus. Daran ändere auch der Zuwachs von 2022 nichts, als sich der Markt leicht erholt habe.
Vor diesem generell schwierigen Marktumfeld habe sich Waldhaus allerdings erneut besser geschlagen als die meisten Mitbewerber, betont das Unternehmen. Das gelte erst recht, wenn man Langzeitvergleiche zugrunde lege, die über die ohnehin krisenbehafteten und von Sondereffekten geprägten Jahre seit 2020 hinausgehen.
So sei der Bierabsatz in Baden-Württemberg seit den Jahren 2018/19 um 10,9 Prozent gesunken. Im Gegensatz dazu habe sich der Absatz bei Waldhaus um 0,8 Prozent gesteigert. Die deutlichsten Zuwächse konnte die Brauerei dabei bei den alkoholfreien Bieren mit einem Plus von 82 Prozent verzeichnen, gefolgt vom Hellen (+ 50 Prozent) und dem Ohne Filter (+ elf Prozent).
Dieter Schmid zeigt überzeugt, dass in diesen schwierigen Zeiten vor allem die über viele Jahre aufgebaute Markenstärke zum Erfolg beigetragen hat, das auf einem „grundsoliden Fundament“ fuße.
Deutliche Unterschiede zwischen Einzelhandel und Gastronomie
Im tendenziell schwierigen Bereich Einzelhandel, in dem sich Kaufzurückhaltung in der Regel stärker niederschlagen, habe Waldhaus seinen Marktanteil steigern können, wenngleich der Umsatz insgesamt laut Unternehmensangaben leicht rückläufig gewesen sei.
Dagegen verzeichne Waldhaus im Gastrokanal eine „durchwegs positive Entwicklung beim Fassbiergeschäft“ – und zwar über Marktniveau. „Das dynamische Gastronomiegeschäft hat erheblich zur Stabilisierung unseres Absatzes im letzten Braujahr beigetragen“, so Thomas Witt, Vertriebsleiter bei Waldhaus. Beim Flaschenbier hingegen ging Absatz verloren. Einzig die alkoholfreien Biere zeigten ein sehr starkes Wachstum. Das bestätige die Unternehmen, das inzwischen um Segment alkoholfreie Biere über eine große Auswahl verfüge.
Bundesehrenpreis krönt Auszeichnungsregen
Basis für die wirtschaftliche Solidität ist derweil der Ehrgeiz derjenigen, die die Waldhaus-Biere herstellen. Wie Braumeister Steffen Müller darstellt, sei es erklärtes Ziel des Brauer-Teams „jedes Jahr neue und höchste Qualitätsauszeichnungen für unsere Bierspezialitäten zu erhalten“.
Besonderer „Ritterschlag“ sei die Auszeichnung mit dem Bundesehrenpreis durch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in Berlin gewesen – eine Auszeichnung, die nur an zwölf der 1492 Brauereien in Deutschland verliehen wurde, wie Geschäftsführer Dieter Schmid betont. Waldhaus konnte diesen Preis bereits zum 5. Mal entgegennehmen.
Ein schöner Erfolg und Bestätigung der hohen Qualitätsstandards, so Schmid weiter. Diese würden außerdem durch 275 DLG-Medaillen unterstrichen, die Waldhaus in den vergangenen Jahren erhalten habe, 182 Mal davon in Gold. Seit annähernd einem Vierteljahrhundert steht dabei das Diplom Pils mit inzwischen 24 Gold-Auszeichnungen an der Spitze.
Fokus auf eigene Stärken und ein neues Produkt
Im laufenden Braujahr 2024 konzentriert sich die Privatbrauerei in einem sich weiter verschärfenden Marktumfeld weiterhin auf ihre eigenen Stärken. Dazu zählt Dieter Schmid auch das Thema Arbeitgeberattraktivität, das für ihn einen hohen Stellenwert genieße und Teil des Erfolgs von Waldhaus sei.
Derweil nimmt Waldhaus mit dem neuen Produkt „Waldi“ auch das nicht minder heiß umkämpfte Segment der Erfrischungsgetränke ins Visier. Das alkoholfreie Cola-Mix-Getränk kam im Frühjahr auf den Markt und erfreue sich aus dem Stand eines großen Interesses: „Wir haben offenbar einen Nerv getroffen“, kommentiert Marketingleiterin Tanja Blum. Und die Zeichen stünden gut, dass der Erfolg zum Start weitere Kreise ziehen werde.