„Die Stätten in jedem Dorf, wo die Leute zur körperlichen und geistigen Erquickung zusammenkommen, sind die Gastwirtschaften“, so steht es in der alten Gurtweiler Dorfchronik von 1960 zu lesen. Früher gab es in Gurtweil bis zu sieben Gaststätten gleichzeitig und jetzt, im Jahre 2022, gibt es gerade mal nur noch eine einzige, nämlich das Café-Restaurant „Scheuble“.

Alte Wirtschaften

Der einstige Dorfchronist Pfarrer Leo Beringer erinnert im Kapitel „Wirtschaften“, dass im Jahre 1574 erstmals eine Gaststätte, Wirtshaus oder Taverne, wie man sie damals nannte, vorhanden war. Wo diese stand, ist unbekannt. In der Gurtweiler Dorfordnung von 1572 steht geschrieben, dass der damalige Wirt Kaspar Schlosser eine Weinsteuer bezahlen musste. Nun, diese Wirtschaft gibt es längst nicht mehr, aber Steuern müssen auch die heutigen Wirte weiterhin zahlen.

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Im 17. Jahrhundert diente wohl das jetzt zum Abbruch vorgesehene Haus in der Schlüchttalstraße als Gaststätte. 1649 verpachtete der Abt von St. Blasien, nachdem er kurz zuvor das Gurtweiler Schloss gekauft hatte, eine im Schlossareal untergebrachte Wirtschaft. Um das Jahr 1670 gab es wohl mehrere Wirtschaften (vermutlich Strauß-Wirtschaften) in Gurtweil. Es werden fünf Wirte genannt, die Wein ausschenkten.

Das Hotel „Bad Bruckhaus“

Kurz vor 1700 hatte die damalige Herrschaft von St.  Blasien ein Wirtshaus, das spätere Hotel „Bad Bruckhaus“ erbaut, anfangs „Schenkhaus im Brugghaus“ benannt.

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Bis zum Jahre 1871 waren die Bruckhaus-Wirte zugleich Erheber des Brückenzolls. Und zur Sommerzeit kamen einst viele Kurgäste, besonders Engländer, die den Fischfang, die Jagd und das Baden in der Schlücht liebten, in das sogenannte „Bad Bruckhaus“.

Das „Hotel Bad Bruckhaus“ schrieb auch Gurtweiler Geschichte und hatte seine Blütezeit um 1900.
Das „Hotel Bad Bruckhaus“ schrieb auch Gurtweiler Geschichte und hatte seine Blütezeit um 1900. | Bild: Repro Alfred Scheuble

Eine weitere Belebung der Gaststätte brachte der Stollenbau des Schluchseewerkes von 1938 bis 1952 mit sich. In dieser Zeit war im „Bad Bruckhaus“ auch eine Gendarmeriestation (Polizeiposten) mit zwei Beamten eingerichtet. Nach dem Krieg wurden die Baulichkeiten nach und nach erneuert und für einen Hotelbetrieb erweitert. Als Besonderheit wurde der bestehende Tanzsaal in eine „romantische Felsengrotte“ umgestaltet. Später wurde dieser Raum zu einer Diskothek umgebaut und heute befindet sich darin eine Spielothek.

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Das Bruckhaus diente mit seinen Räumlichkeiten jahrelang auch der Dorfgemeinschaft für die Abhaltung von Versammlungen und zur Durchführung von kulturellen Veranstaltungen. Seit diesem Sommer besteht nur noch der Hotelbetrieb.

Das Gasthaus „Zum Hirschen“

Das Gasthaus „Zum Hirschen“ geht ebenfalls auf die St. Blasianische Herrschaft zurück. Im „Hirschen“, der Gastzimmer und geräumige Stallungen für Pferde aufwies, kehrten auch die über Land fahrenden Händler ein. Beim Haus befand sich eine Gartenanlage mit Kegelbahn und im Obergeschoss war ein Tanzsaal mit Bühne und später noch ein Friseursalon untergebracht.

Das „Gasthaus zum Hirschen“, das 1960 durch ein Feuer zerstört wurde, war über viele Jahrzehnte hinweg gastronomischer ...
Das „Gasthaus zum Hirschen“, das 1960 durch ein Feuer zerstört wurde, war über viele Jahrzehnte hinweg gastronomischer Mittelpunkt im Gurtweiler Dorf. | Bild: Repro: Alfred Scheuble

In der Nacht vom 11. auf den 12. August 1960 brannte der „Hirschen“ völlig nieder und wurde nie mehr aufgebaut. An seiner Stelle steht heute die Gemeindehalle. Im Kellergeschoss der Gemeindehalle wurde in Erinnerung an das Gasthaus „Zum Hirschen“ das „Hirschenstüble“ mit zwei Kegelbahnen eingerichtet. Es war über Jahrzehnte hinweg eine gut besuchte Gaststätte mit unterschiedlichen Wirten. Vor Jahren wurde diese Gaststätte geschlossen.

Café-Bäckerei „Riesterer“

Bäckermeister Josef Riesterer erwarb 1925 ein Häuschen mit Bäckerei im Mühleweg (jetzt Haus Küpfer). Er führte auch eine kleine Kolonialwarenhandlung und ein kleines Sonntagscafé. Aus dem Zweiten Weltkrieg kam Riesterer nicht mehr zurück und seine Frau führte das Geschäft bis 1959 weiter.

Café-Restaurant „Scheuble“

1950 errichtete das Ehepaar Paul und Anna Scheuble in der Schlüchttalstraße einen Neubau, in dem eine Bäckerei, ein Lebensmittelgeschäft und ein Café untergebracht waren. 1960 erfolgte ein weiterer Geschäftsausbau. Ende der 60er Jahre wurde der Betrieb verpachtet und 1978 trat dann der jüngste Sohn das elterliche Erbe an. Der derzeit einzige gastronomische Betrieb in Gurtweil wird inzwischen in Pacht von Martin Bacik und seiner Frau Kora Dziganska weiterbetrieben.

Schlüchttal-Stube – „Beim Trödler“

Werner Bartholomä errichtete 1959 am Ortsausgang in Richtung Schlüchttal das „Café Schlüchttal-Stube“ mit einem kleinen Saal. Nach dem Hirschenbrand fanden dort über Jahre hinweg viele kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Versammlungen, Tanzabende statt. 1999 wurde die „Schlüchttal-Stube“ dann unter neuer Leitung und mit dem neuen Namen „Beim Trödler“ bis 2010 weitergeführt.

„Gasthaus am Neuberg“

Aloys Thiesbrummel, von Beruf Koch, kaufte 1963 dieses, zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Schwarzwald-Stil gebaute Haus am Neuberg. Mit seiner Frau eröffnete er am 17. Mai 1964 das „Gasthaus am Neuberg“ mit zwei Gasträumen und einem Fremdenzimmer. Das Gasthaus genoss in den 70er und 80er Jahren vor allem aufgrund der exzellenten Küche einen guten Ruf. Aus Altersgründen gab der Eigentümer die Gastronomie 1988 auf.

Die „Gaststube zur Schlücht“

Auf dem 1959 vom Ehepaar Hans und Meta Raimund errichteten „Campingplatz Schlüchttal-Terrassen“ wurde einst auch das „Campingstüble“ eingerichtet. Diese kleine Gaststätte mit schöner Sonnenterrasse, inzwischen als „Gaststube zur Schlücht“ firmierend, war über Jahre hinweg ein gern besuchter Ort. Die Corona-Pandemie hat diesem Betrieb leider das Ende bereitet.

Die Corona-Pandemie brachte auch dem beliebten „Campingstüble“ das Ende.
Die Corona-Pandemie brachte auch dem beliebten „Campingstüble“ das Ende. | Bild: Alfred Scheuble

Das „Wirtshaus zum Nussbaum“

Lediglich für einen Heimatfilm wurde vor dem Zweiten Weltkrieg im Haus Jehle im Prälatenweg ein „Wirtshaus zum Nussbaum“ eingerichtet. Der Film wurde vor Kriegsende durch ein Feuer vernichtet und kam deshalb leider nie zur Aufführung.

Lediglich als Filmkulisse für einen Heimatfilm diente das alte Bauernhaus Jehle im Prälatenweg als „Gasthaus zum Nussbaum“.
Lediglich als Filmkulisse für einen Heimatfilm diente das alte Bauernhaus Jehle im Prälatenweg als „Gasthaus zum Nussbaum“. | Bild: Repro: Alfred Scheuble

Das SVG-Vereinsheim

1982 baute der Sportverein Gurtweil ein eigenes Vereinsheim an der Schlücht mit Umkleidekabinen, Dusch- und Geräteräumen und einem kleinen Gastraum. Während der Heimspiele und bei Vereinsfesten wird das SVG-Vereinsheim bewirtet.

Das Vereinsheim des Sportvereins Gurtweil ist lediglich bei Heimspielen der ersten Mannschaft für die Fußballgäste geöffnet.
Das Vereinsheim des Sportvereins Gurtweil ist lediglich bei Heimspielen der ersten Mannschaft für die Fußballgäste geöffnet. | Bild: Alfred Scheuble