Dass er auf jeden Fall eine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen antreten will, hat Amtsinhaber Philipp Frank bereits vor Längerem deutlich gemacht. Pünktlich zum Start der Bewerbungsfrist am Samstag, 6. Mai, hat er seine Unterlagen im Briefkasten des Rathauses in Waldshut eingeworfen. „Für mich war das OB-Amt in dieser Stadt von Anfang an eine langfristige Angelegenheit“, schildert Frank im Gespräch mit unserer Zeitung seine Motivation. Und so habe er bereits vor zwei Jahren in Rücksprache mit Ehefrau Tanja und den beiden Söhnen Julius und Jakob beschlossen, dass er auf jeden Fall eine zweite Amtszeit anstreben werde.

Arbeit als OB macht einfach Spaß

„Die ersten Jahre meiner Amtszeit waren geprägt von der Abwendung von Krisen, von Sanierungen und der Abarbeitung von übernommenen Baustellen“, resümiert Frank. Die Krankenhaus-Problematik sei dabei zu nennen, ebenso die Abarbeitung des Sanierungsstaus bei städtischen Einrichtungen oder die Debatte über die Freibadsanierung. In der Rückschau sei er froh, dass „die ganz großen Katastrophen ausgeblieben sind“. Und trotz allem: ‚Die Arbeit macht mir großen Spaß.‘ Sein persönliches Fazit nach acht Jahren falle überaus zufrieden aus.

Auch wenn eine ganze Reihe von Themen wie Sanierungsmaßnahmen an Schulen, der Ausbau des Kinderbetreuungsangebots oder die Personalgewinnung für alle Bereiche der Stadtverwaltung weiterhin wichtige Baustellen bleiben, die die Stadt noch auf Jahre hinaus begleiten werden, auch wenn allerlei anderweitige Turbulenzen die Amtszeit begleitet haben: Jetzt sei aus seiner Sicht auch endlich der Punkt erreicht, an dem er „Beinfreiheit“ spüre, um eigene Akzente zu setzen und neue Themen anzugehen.

Die Top-Drei der wichtigen Themen

Gefragt nach den drei wichtigsten Themen seiner zweiten Amtszeit, muss OB Frank nicht lange überlegen. Hier stehe das Thema Mobilität in all seinen Facetten weit oben auf der Agenda. Das Radwegenetz müsse weiter ausgebaut werden, ebenso der ÖPNV. Die Möglichkeiten der Elektrifizierung der Horchrheinstrecke gelte es für die Stadt zu nutzen. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und viele andere Aspekte gelte es zu berücksichtigen.

Punkt zwei sei die „klimaneutrale Stadt“ – keine ganz einfache Aufgabe, gelte es doch hier 170 städtische Liegenschaften auf Vordermann zu bringen, ebenso Themen wie Photovoltaik und Solarthermie zu erweitern. Nicht minder brisant und herausfordernd: Die Sicherung der medizinischen Versorgung. Hier hat die Stadt nun die Aufnahme in ein Landesförderprogramm beantragt. Darüber hinaus gelte es aber auch Mittel und Wege zu bringen, Ärzte für die Arbeit hier zu begeistern.

Zwischen Städtebau und Ortsgestaltung

Daneben spiele freilich der Städtebau in Waldshut und Tiengen eine große Rolle. In beiden Kernstädten stehen aufwendige Projekte an. In Tiengen werden Marktplatz samt Ali-Theater und Hauptstraße in den Fokus rücken, so Frank. Das Vorhaben werde sicher einige Jahre in Anspruch nehmen. Noch weiter gefasst ist der zeitliche Horizont bei der Nachnutzung des Krankenhaus-Komplexes in Waldshut. Denn nach Analyse der stiftungsrechtlichen Möglichkeiten sei an eine konkrete Planung erst zu denken, wenn der genaue Umzug in den noch zu erstellenden Neubau in Albbruck feststehe, wie Frank darstellt.

Die Liste ließe sich noch um die Möglichkeiten zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes und des Busbahnhofs ergänzen. Auch die Ortsteile sollen nicht vergessen werden. Da die Stadt aktuell keine großen Baugebiete mehr habe, müssten Möglichkeiten zur Nachverdichtung erwogen werden. Generell müsse sich die Stadt Gedanken über zukunftsfähige Wohnangebote machen.

Bei all diesen Vorhaben wolle er auch immer, die Bürgerschaft in geeigneter Weise einbinden. Es gelte einen Wettbewerb der Ideen zu schaffen, bei dem es „keine Denkverbote“ geben soll.

Familie wichtige Stütze und viele angenehme Begegnungen

Dass die Familie ihn bei seinem Ansinnen, wiedergewählt zu werden, mit Rat und Tat unterstütze, sei ein wichtiger Faktor. Denn die vergangenen wie die kommenden Monate versprechen eine kräftezehrende Zeit zu werden. Aber auch eine durchaus bereichernde, wie Frank nach den ersten Wochen seiner Wahlkampftour durch die Stadt und ihre Ortschaften betont.

In dieser Zeit habe er an die 5000 Prospekte verteilt, zudem gab es eine Reihe öffentlicher Spaziergänge. Alles in allem sei er mit rund 2000 Bürgern in Kontakt gekommen, habe sich unterhalten und Anregungen aufgenommen: „Für mich ist diese Tour auch die Gelegenheit, die Stadt unter ganz anderem Blickwinkel kennenzulernen. Bisher ich habe viel Bestätigung und Zuspruch erhalten. Das motiviert mich sehr.“

So geht der Wahlkampf weiter

Er habe sehr früh mit dem Wahlkampf angefangen, so Frank. Dies sei aber vor allem der Vereinbarkeit von Wahlkampf und Dienstplan geschuldet gewesen, was häufig nicht ganz einfach zu bewerkstelligen sei. Bis Ende Juni werde er seine Spaziergänge und Haustürwerbung fortsetzen: „Weitere Angebote für den Wahlkampf sind bereits in Vorbereitung“, kündigt er an. Natürlich sei werde er aber auch über seine Wahlkampf-Homepage www.philipp-frank.de sowie seine Social Media-Kanäle auf Facebook und Instagram werben.

Dass er es dieses Mal mit Konkurrenz in Person des früheren Ersten Beigeordneten der Doppelstadt und jetzigem Bürgermeister von Weil am Rhein, Martin Gruner, zu tun bekommt, schrecke ihn übrigens nicht ab: „Man muss in einer Demokratie immer mit Mitbewerbern rechnen. Das stresst mich nicht.“ Ein Wahlkampf um das OB-Amt sei wie ein Marathonlauf: Zum Erreichen des Ziels sei eine immense Kraftanstrengung notwendig. Man müsse sich aber auf sich selbst konzentrieren, sein Konzept und die Themen, den eigenen Rhythmus einhalten – und alle Nebengeräusche ausblenden.

Alles rund um die OB-Wahl

Am 23. Juli 2023 wählt Waldshut-Tiengen einen Oberbürgermeister. Wer tritt an? Um welche Themen und Schwerpunkte geht es? Wir halten Sie während des Wahlkamps bis zur Wahl auf dem Laufenden. In unserem Überblicksartikel erfahren Sie alles Wissenswerte und alle aktuellen Entwicklungen rund um die OB-Wahl:

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