Mehr Menschen als bisher sollen die touristischen Sehenswürdigkeiten und Angebote Waldshut-Tiengens kennenlernen und nützen können. Menschen, die beispielsweise schlecht sehen oder hören oder nur noch eingeschränkt mobil sind, denen das Treppen steigen schwer fällt, die mit Rollator unterwegs sind oder im Rollstuhl sitzen, sollen zukünftig verstärkt barrierefreie und inklusive touristische Einrichtungen und Angebote nützen können.

„Dies ist ein großes Thema im Tourismus, allein wegen der demografischen Entwicklung“, bekräftigt die städtische Kulturamtsleiterin Kerstin Simon. Ansporn ist die renommierte und bundesweit anerkannte Zertifizierung „Reisen für Alle“, die der Landkreis Waldshut nach erfolgter Erfüllung bestimmter Vorbedingungen in seinen Gemeinden verleihen kann. Hierfür müssen genau festgelegte Kriterien im Sinne von „Reisen für Alle“ erfüllt sein.

Tourist-Information ist barrierefrei

Die Räumlichkeiten der Tourist-Information Waldshut-Tiengen in der Wallstraße sind kürzlich als erste städtische Einrichtung zertifiziert worden. Das Siegel „Barrierefrei geprüft“ zeigt dies bereits an der Eingangstüre. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Rollstuhlfahrer ist die Tourist-Information problemlos begehbar.

Dieses „Reisen für Alle“- Qualitätssiegel ist seit Kurzem an der Eingangstüre der Tourist-Information in der Waldshuter ...
Dieses „Reisen für Alle“- Qualitätssiegel ist seit Kurzem an der Eingangstüre der Tourist-Information in der Waldshuter Wallsstraße zu finden. | Bild: Ursula Freudig

Museen, Restaurants oder auch Wanderwege, alles, was die Öffentlichkeit touristisch nutzt, kann im Sinne von „Reisen für Alle“ zertifiziert werden. Nach den Räumlichkeiten der Tourist-Information, ist Waldshut-Tiengen jetzt auf dem Weg, auch bestimmte Stadtführungen zertifizieren zu lassen. Einige städtische Stadtführer haben eine Fortbildung mitgemacht, die sie befähigt, klassische historische Führungen in Waldshut und Tiengen auch in einer Sonderversion als „Stadtführung für Alle“ anzubieten.

Stadtführungen für Menschen mit Einschränkungen

Besonders Menschen mit auditiven, visuellen und motorischen Einschränkungen sind dabei im Blick. Ab sofort sind sie buchbar. Grundlage hierfür ist die enge Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmern einer Führung, der Tourist-Information, bei der die Buchungen eingehen und den jeweiligen Stadtführern. Wie die Führungen dann entsprechend der Einschränkungen der Teilnehmer gestaltet werden, liegt im Ermessen der jeweiligen Stadtführer.

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Kürzere Wege, andere Wege ohne Treppen, ausführlichere Erklärungen für sehbehinderte Menschen, eine lautere Stimme bei hörbeeinträchtigten Teilnehmern sind vorstellbar. Stadtführerin Karin Lindemann hat die Fortbildung mitgemacht. Eine spannende und gute Sache findet sie „Stadtführungen für Alle“. Sie bietet etliche Führungen zu historischen Themen an, die nach ihrer Überzeugung gut so gestaltet werden können, dass sie für „Alle“ sind.

Hintergrund „Reisen für Alle“

„Im Moment sammeln wir Erfahrungen, aber ich bin sicher, dass wir es schaffen, nach den Räumlichkeiten der Tourist-Information auch unsere „Stadtführung für Alle“ zertifiziert zu bekommen“, sagt Stefanie Stelter, Leiterin der Tourist-Information. Für Kulturamtsleiterin Kerstin Simon sind die bereits erfolgte und angestrebte Zertifizierung im Sinne von „Reisen für Alle“ erste Schritte auf dem Weg zu einer inklusiven, barrierefreien Stadt.

Sie hofft, dass weitere Tourismus-Akteure in der Stadt, wie beispielsweise Gastronomie und Hotelerie, ermutigt werden, ihre Angebote so zu verändern oder auszubauen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen gleichberechtigt an ihnen teilhaben können und sie sich dann auch zertifizieren lassen. „Es ist noch viel zu tun“, bringt sie den aktuellen Stand auf den Punkt.