Die Idylle an den Gestaden des Liederbaches, zwischen Eschbach und Gaiß, ist seit einiger Zeit in Schieflage geraten. Da ist ein Holzfäller am Werk, ein Biber, der sich vor zwei Jahren hier eingenistet hat. Das Tier ist nun unermüdlich dabei, das Bachbett und die Uferlandschaft nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen zu formen und zu gestalten. Sein besonderes Augenmerk galt bisher den hochgewachsenen Pappeln, die er mit Hilfe seiner kräftigen Nagezähne mühelos in einer Nacht zu Fall bringen kann. Daher mussten die zuerst geschützt werden, mit Manschetten aus Maschendraht.
Doch das schien den Biber nicht sonderlich zu beeindrucken, er wandte sich den anderen Bäumen zu, Bäume, die im Herbst saftige Äpfel tragen. Warum nagt er an den Bäumen? Warum gibt er sich nicht mit den Äpfeln zufrieden? „Er braucht das, um seine Zähne zu pflegen und kurz zu halten“, erklärt BUND-Mitglied Hans Jürgen Bannasch, der sich seit Jahren um das ausgedehnte Biotop im Liederbachtal kümmert.

„Außerdem schätzt er die jungen Triebe und die frischen Blätter.“ Und um da dran zu kommen, setzt er seine Nagezähne ein, holt seine Nahrung zu sich auf den Boden, indem er den ganzen Baum fällt. Dann hat er den ganzen Baum für sich und kommt so problemlos an die jungen Triebe, an die Rinde und die Sprossen.
Das sei besonders wichtig im Winter, so Hans Jürgen Bannasch, „denn er ist ja Vegetarier und im Sommer gibt es genug Grünpflanzen“. Im Herbst käme das viele Obst hinzu, das im Liederbachtal ja reichlich vorhanden sei. Doch jetzt ist der Biber in seinem Eifer offensichtlich einen Schritt zu weit gegangen.

Er hat entlang des Brückendammes einen neuen Deich gebaut und dabei den Durchlass, eine Röhre mit 60 Zentimetern Durchmesser, verstopft. Das Wasser läuft jetzt über den Fahrdamm ab, der inzwischen kaum noch passierbar ist. „Das kann so nicht bleiben“, erklärt Hans Jürgen Bannasch, „da brauchen wir die Hilfe der Stadt, um den Brückendamm zu erhalten“.
Vorher hatte sich der Biber einen Teich auf der unteren Seite des Dammes angelegt, aber den hatte das letzte Hochwasser weggespült. Inzwischen liegt das Augenmerk auch auf den Obstbäumen, die geschützt werden sollten. Aber da müssten sich die Eigentümer selber drum kümmern, macht Bannasch darauf aufmerksam.

Die Bäume im Uferbereich müssten laut Bannasch eingedrahtet oder mit einer Paste geschützt werden. Draht und Paste könnten über das Regierungspräsidium Freiburg bezogen werden, so Bannasch, Betroffene Baumbesitzer könnten sich mit der Biberbeauftragten Bettina Sättele im Regierungspräsidium in Verbindung setzen.
Inzwischen hat der Biber einen Nachbarn bekommen, der sich weiter unten, im Bereich des Dorfes, angesiedelt hat. Da wurden bereits Aufnahmen mit einer Nachbildkamera gemacht. Bannasch selbst hat „seinen Biber“ bisher nur einmal gesehen, ihn aber immer wieder gehört, wenn er abgetaucht sei. Auch im Wasser ist der Nager aktiv: Von hier baut er Röhren, die bis ins Wiesengelände reichen. „Wenn man da mit dem Traktor fährt, bricht man immer wieder ein“, so seine Erfahrung. Bisher lebt der Biber allein in seinem Bau.