Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich der Einrichtung einer sogenannten Artothek in der frei gewordenen Hausmeisterwohnung der Theodor-Heuss-Schule in der Waldshuter Liedermatte zu. „Es ist kein Museum, sondern wie eine Bibliothek – nur mit Kunst statt Büchern“, beschrieb Oberbürgermeister Philipp Frank in der jüngsten Sitzung das Konzept, das zunächst als dreijährige Pilotphase umgesetzt werden soll.

Rund 250 Kunstwerke hat die Stadt im Laufe der Jahrzehnte gesammelt. Picassos und Rembrandts befinden sich zwar nicht darunter, jedoch Bilder und Skulpturen von Künstlern wie dem Bad Zurzacher Santhori, dem Chinesen Zhanghong Liao und den Tiengenern Bernd Salfner und Josef Briechle. „Sie ist ein Spiegel der Künstlerszene in und um Waldshut-Tiengen“, fasste Kulturamtsleiterin Kerstin Simon die Sammlung zusammen. Den Wert der einzelnen Werke bezifferte sie mit 30 bis 6000 Euro.

Das könnte Sie auch interessieren

Simon bedauert, dass die Arbeiten, bei denen es sich teils um Ankäufe, teils um Schenkungen oder Nachlässe handele, meist im Verborgenen gelagert werden und der Öffentlichkeit – außer bei den alle fünf Jahre stattfindenden Ausstellungen der städtischen Sammlung – verborgen bleiben. Ein Teil der Werke ziert die Wände der Amtsstuben und Flure der Stadtverwaltung, der Rest wird gelagert. „Wegen Platzmangels unter improvisierten und alles andere als idealen Bedingungen“, beschrieb die Kulturamtsleiterin die Situation.

Seit zweieinhalb Jahren habe das Kulturamt daher in den Gebäuden der Stadtverwaltung nach klimatisch geeigneten Lagerräumen gesucht und wurde mit der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Theodor-Heuss-Schule nun fündig. „Ein guter Ort, um Kunst aufzubewahren“, beschrieb Simon den 120 Quadratmeter großen, zweigeschossigen Flachdachbau, der mit einer mobilen Rampe barrierefrei zugänglich gemacht werden könnte.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Pläne der Verwaltung stießen im Gemeinderat auf geteiltes Echo. „Ich habe Bedenken, dass wir ein Fass aufmachen und laufende Kosten haben“, sagte CDU-Stadtrat Armin Arzner und erklärte, dass er sich bei der Abstimmung enthalten wolle. Als „Luxusprojekt“ bezeichneten sowohl Claudia Linke von den Grünen als auch Adelheid Kummle von den Freien Wählern die Artothek. Linke schlug vor, einen Teil der rund 250 Kunstwerke zu versteigern. „Wir müssen keine Dinge horten“, lautete ihre Ansicht.

Philipp Studinger (CDU) und Claudia Hecht (SPD) befürworteten das Konzept. „Die Idee ist total klasse, dass normale Leute sich Kunst ausleihen können“, erklärte Hecht. Die Abstimmung fiel mit 14 Ja-Stimmen, sieben Gegenstimmen und fünf Enthaltungen zugunsten der Artothek aus. Die Höhe der Leihgebühr steht noch nicht fest. „Das müssen wir versicherungstechnisch noch klären“, sagte Kerstin Simon auf Nachfrage.

Das könnte Sie auch interessieren