Im zweiten Anlauf hat es geklappt: Nach dem missglückten Guss der Marienglocke Mitte April, war die Wiederholung Ende Mai erfolgreich. „Es war wieder sehr spannend“, blickt Pfarrer Ulrich Sickinger zurück. 50 Waldshuter waren beim ersten Glockengießtermin in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck dabei, fast 30 waren es beim Wiederholungsguss.
Wieder war die Waldshuter Marienglocke mit ihren rund 1,70 Meter Durchmesser die größte der insgesamt sieben Glocken, die gegossen wurde. Je größer die Glocke, desto diffiziler der Guss. Aber alles lief dieses Mal nach Plan.

Der Glockenmantel hielt stand, die Bronze lief nicht aus. Damit sind jetzt alle drei neuen Glocken für die Waldshuter Liebfrauenkirche gegossen.
Da die beiden kleineren Glocken, die Johannes- und die Verenaglocke, bereits beim ersten Termin gegossen wurden, konnte die Waldshuter Delegation sie bei ihrem zweiten Besuch in Augenschein nehmen.

Noch sehen sie etwas farblos aus, weil sie noch gründlich gereinigt werden müssen, um schön zu glänzen.

Gut heraus kommen laut Pfarrer Sickinger die Motive und die Namen von Unterstützern auf den beiden Glocken, die 500 Euro und mehr für die Glocken gespendet haben.
„Die beiden Glocken sind gut gelungen und klingen für meine Ohren sehr gut“, fasst er seine Eindrücke zusammen. Sickinger hatte die Freude und Ehre, als erster der Delegation die Johannesglocke anschlagen zu dürfen. Ein Video hält diesen denkwürdigen Moment fest.
Fürs Anschlagen wurde ein loser Klöppel verwendet. Die Klöppel sind noch in Arbeit. Wie die Glocken, sind es Unikate, die speziell für die Waldshuter Glocken in Bayern geschmiedet werden. In ein paar Tagen sollen sie fertig sein und nach Innsbruck geliefert werden.
Ob die drei gegossenen Liebfrauenglocken tatsächlich genau die gewünschte Tonart treffen und später mit den sechs historischen Glocken im Liebfrauenturm optimal zusammenklingen, wird noch von Expertenohren überprüft.

Johannes Wittekind, Glockeninspektor der Erzdiözese Freiburg, wird extra nach Innsbruck in die Glockengießerei Grassmayr fahren, um den Klang der frisch gegossenen Glocken abzunehmen. Wenn sie die Prüfung bestehen, dürfen sie auf die Reise nach Waldshut gehen.
Witttekind war es auch, der zur Anschaffung der drei neuen Glocken geraten hatte, um das historisch wertvolle Geläut der Liebfrauenkirche zu schonen. Fast 700 Jahre alt ist eine der historischen Liebfrauenglocken, sie gilt damit als die älteste Glocke in der Erzdiözese Freiburg.
Die drei neuen Glocken werden zukünftig das Alltagsgeschäft übernehmen, nur zu den Hochfesten werden alle neun zu einem vollen „Salve Regina“ in Moll zusammenklingen. Die Kosten für die drei neuen Glocken in Höhe von rund 150.000 Euro sind komplett durch Spendengelder abgedeckt.