Alfred Scheuble

Die Sperrung der Schlüchtbrücke in der Pater-Jordan-Straße in Gurtweil und somit des Schulweges nach Tiengen ist gegenwärtig wegen der Corona-Krise etwas in den Hintergrund gerückt. Dennoch erwarten die Gurtweiler Bürger von den Orts- und Kommunalpolitikern zeitnah die Erarbeitung einer langfristigen Lösung.

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Die Überquerung der Schlücht war schon vor Jahrhunderten eine logistische Herausforderung. In der Gurtweiler Chronik von Leo Beringer steht dazu: „Wollte man früher von Waldshut nach Tiengen, mußte man entweder auf dem alten Römerweg über den Berg oder durch das Tal bis Gurtweil und von da über die Schlüchtbrücke beim Bruckhaus gehen. Eine direkte Verbindung war nur bei niederem Wasserstand der Schlücht, die sich in mehrere Arme teilte, über eine sogenannte Roßfurt möglich. Der Hauptübergang über die Schlücht befand sich seit ältesten Zeiten beim Bad Bruckhaus.“

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An der Stelle der jetzigen Schlüchtbrücke in der Pater-Jordan-Straße war bis 1926 lediglich „ein schmaler Steg über die Schlücht, wo so manche Menschen verunglückten (zwischen 1698 und 1864 waren es elf Ertrunkene), wie das Sterbebuch von Gurtweil berichtet“.

1974 wurde parallel zur Schlüchtbrücke eine Holzbrücke für Fußgänger angelegt, die am 4. April 2008 aufgrund ihrer Baufälligkeit wieder ...
1974 wurde parallel zur Schlüchtbrücke eine Holzbrücke für Fußgänger angelegt, die am 4. April 2008 aufgrund ihrer Baufälligkeit wieder entfernt wurde. Eine Idee aus der Ortschaftsverwaltung basiert darauf, die beiden noch bestehenden Auflager für eine Behelfsbrücke des Technischen Hilfswerkes vorübergehend zu nutzen. Archivbild: Hans Walde | Bild: Hans Walde

Die im Jahr 1926 erstellte Betonbrücke verbesserte damals die innerörtliche Erschließung der Gemarkung Gurtweil westlich und östlich der Schlücht. Immer mehr Autofahrer und Schwerverkehr (darunter auch eine Postlinie mit täglich mehr als 70 Busüberquerungen) benutzte die Stahlbetonbrücke.

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Im Jahr 1974 wurde parallel zur Schlüchtbrücke eine Holzbrücke für Fußgänger angelegt, die am 4. April 2008 aufgrund ihrer Baufälligkeit wie-der entfernt wurde. Schon 1982 wurde ein Sanierungsvorschlag für die Betonbrücke mit geschätzten Kosten in Höhe von circa 95.000 D-Mark vorgelegt, aber nicht umgesetzt. Ein Ingenieurbüro bestätigte dann 1990 starke Korrosionsschäden der Stahlarmierung an den Haupt- und Querträgern. Deshalb wurde die Brücke von da an auf eine Tonnage von 2,8 Tonnen begrenzt, passieren durften nur noch maximal 2,20 Meter breite Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde.

Ein Ingenieurbüro bestätigte schon 1990 starke Korrosionsschäden der Stahlarmierung an den Haupt- und Querträgern der Schlüchtbrücke in ...
Ein Ingenieurbüro bestätigte schon 1990 starke Korrosionsschäden der Stahlarmierung an den Haupt- und Querträgern der Schlüchtbrücke in der Pater-Jordan-Straße. Deshalb wurde die Brücke damals auf eine Belastung von 2,8 Tonnen begrenzt und passieren durften nur noch maximal 2,20 Meter breite Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde. Ab 2008 wurde dann die Brücke nur noch für Fußgänger und Radfahrer freigehalten. Archivbild: Alfred Scheuble | Bild: Alfred Scheuble

Bereits 1991 hat der Ortschaftsrat eine Planung zur Errichtung einer neuen, einbahnigen Brücke mit Rad- und Fußweg in Auftrag gegeben. Die Planung mit Kosten von 20.000 D-Mark wurde weitgehend abgeschlossen und die Baukosten wurden damals auf circa 450.000 D-Mark beziffert. Der Brückenbau wurde 1994 in den städtischen Haushalt aufgenommen, aber von Jahr zu Jahr aufgrund fehlender Gelder verschoben.

Die Sperrung

Im Januar 2008 erfolgte dann durch Oberbürgermeister Martin Albers die Schließung der Brücke für jeglichen Verkehr, außer für Fußgänger und Radfahrer. Der Ortschaftsrat befasste sich damals wiederholt mit dem Thema und führte in der Sitzung vom 12. Dezember 2007 den einstimmigen Beschluss zum Neubau einer Schlüchtbrücke herbei. Am 29. Juni 2009 fasste der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen folgenden Beschluss: „Der Gemeinderat beschließt, als Ersatz für die Schlüchtbrücke in Gurtweil eine Rad- und Fußgängerbrücke zur Querung von Ost nach West zu bauen.“ (Protokollauszug)

Bis heute, 13 Jahre später, wurde an der Brücke nichts mehr unternommen (lediglich Sperrpfosten und ein Absteigebügel wurden angebracht), obwohl laut gesetzlicher Vorgabe (Brückenprüfung laut DIN 1076) jährliche Sichtprüfungen, alle sechs Jahre eine Hauptprüfung und alle drei Jahre eine einfache Prüfung vorgenommen werden.

Der Auslöser für die aktuelle Sichtprüfung, die letztlich zur Sperrung führte, war eine Reklamation eines Bürgers über die Sperrbügel auf der Brückenfahrbahn. Jetzt wird als Zwischenlösung der Schulweg nach Tiengen über die Rohrbrücke und durch das Vereinszentrum umgeleitet; die entsprechenden Baumaßnahmen sind bereits erfolgt. Der Gemeinderat wird sich in der nächsten, wegen des Corona-Virus verschobenen Sitzung mit dem Thema befassen müssen.