Die ärztliche Versorgung in Waldshut-Tiengen bereitet den Bürgern zunehmend Sorgen. Auch hier wird die Ärzteschaft immer älter, die Nachwuchssuche gestaltet sich in vielen Fällen schwer. Für Patienten bringt das viel Unsicherheit und mitunter lange Wartezeiten auf Termine mit sich, gerade wenn es um Facharzttermine geht. Mit jeder Praxisschließung – wie jüngst infolge des plötzlichen Todes des Hausarztes Thomas Ruch – spitzt sich die Lage zu.
Auch Bauunternehmer Claus Schleith beobachtet die Entwicklung der medizinischen Versorgung seit Langem mit Besorgnis. Dass es in Waldshut-Tiengen, anders als in anderen Kommunen in der Region, kein Ärztehaus gibt, betrachtet er als großen Nachteil, den er nun beheben will.
Die Hintergründe des Projekts

Bereits vergangenes Jahr hat Schleith den Altbau des Matthias-Claudius-Heims gekauft, der seit Inbetriebnahme des neuen Gebäudes leer steht. Das gebäude ist seither dem Verfall und Sachbeschädigungen preisgegeben. Bei einem Rundgang berichtete er erstmals von Überlegungen, das Bestandsgebäude abzureißen und stattdessen ein Ärztehaus zu errichten.
Als Reaktion auf den Ärztemangel wurden in den vergangenen Jahren in vielen Gemeinden Ärztezentren gebaut. Durch die Bereitstellung moderner Arbeitsbedingungen und der Möglichkeit zum vernetzten Arbeiten soll so vor allem dem Mediziner-Nachwuchs die Arbeit in der Region schmackhaft gemacht werden. Das Modell zeigt durchaus Erfolge.
Platz für zehn Arztpraxen
Eben daran will Schleith nun eben mit einem eigenen Ärztehaus anknüpfen, in dem zehn Praxen untergebracht werden sollen. Dazu kommen Wohnungen für betreutes Wohnen im Alter.
Den genauen Kostenrahmen wollte er er noch nicht abschließend beziffern. Allerdings gehe es dabei auch ums Prinzip: „Eine gesicherte medizinische Versorgung ist ein wesentlicher Standortfaktor für eine Kommune“, so Schleith. Und der Bedarf nehme mit Fortschreiten des demografischen Wandels nur noch mehr zu.
Insofern sei das Projekt aktuell zwar ein rein privates, er sei jedoch durchaus für Gespräche mit der Stadt offen, so Schleith.
So sieht die Planung aktuell aus
Aus den ersten Überlegungen wurden bereits konkrete Pläne entwickelt. Mit der IWG GmbH hat er einen überaus renommierten Partner mit ins Boot geholt, der bereits eine ganze Reihe derartiger Projekte umgesetzt habe und darüber hinaus über ein weites Netzwerk in der Ärzteschaft des Landes verfüge.

Geplant ist ein aus zwei Baukörpern bestehender Gebäudekomplex. Das eine Gebäude soll das Ärztezentrum beherbergen. Vorgesehen ist hier Raum für zehn Praxen, so Schleith.
„Wir sind bereits mit drei konkreten Interessenten im Gespräch“, schildert Schleith. Damit gehe er zwar ein gewisses Risiko ein. Doch er sei zuversichtlich, dass die Einrichtung am Ende voll sein werde.
Im zweiten Gebäudekomplex sind derweil etwa 40 Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen vorgesehen, die als Eigentumswohnungen gezielt an Senioren vermarktet werden sollen, um hier ein betreutes Wohnangebot zu schaffen: „Wir planen eine behindertengerechte Bauweise, um den Bewohnern einen möglichst viel Selbstständigkeit zu gewährleisten und ihnen einen leichten Besuch der Innenstadt zu ermöglichen“, schildert Schleith den Grundgedanken.

Der Bedarf für derartige Wohnformen sei gegeben. Es gebe sogar schon einige Anfragen, sagt Schleith: „Ich bin mir sicher, dass sich das sehr gut vermarkten lässt.“ Zur Entlastung der Parkplatzsituation soll es auch eine zweistöckige Tiefgarage geben.
Der weitere Zeitplan
Das Vorhaben ist in seiner Planung bereits fortgeschritten. Im Frühjahr wurde eine Bauvoranfrage im Bauausschuss bereits positiv beschieden.
„Im Sommer werden wir einen Bauantrag einreichen, wir rechnen damit, dass im Herbst die Baugenehmigung erteilt werden müsste“, schildert Schleith die weitere Projektplanung.
Schon zum Jahresende könnte dann mit dem Abriss des alten Heimgebäudes begonnen werden. Bis dahin hofft der Investor auch, weitere Mediziner für das Ärztehaus begeistert zu haben. Weitere Gespräche seien jedenfalls in Planung.