Zwischen Rock'n'Roll und Presslufthammer-Sound besteht für manche kaum ein Unterschied. Beide machen Krach, der eine etwas melodiöser. Für Discofans jedoch endete im März 1991 mit dem Einsatz des Presslufthammers für viele Jahre die Ära der Tanzlokale in der Waldshuter Innenstadt. Kurz zuvor hatte der Discjockey des „Empire“ die letzte Scheibe vom Plattenteller in der Kaiserstraße-Disco genommen. Auf der Tanzfläche lärmten jetzt die Baumaschinen zur Erweiterung des Drogeriemarkts im Gebäude des Hotels „Waldshuter Hof“.
Für Hauseigentümer Anton Miller aus Düsseldorf saßen die Schuldigen am Ende des „Empire“ im Rathaus und Gemeinderat. Wegen der Verbannung der Autos durch die Fußgängerzone seien immer weniger Gäste gekommen, schimpfte Miller. Als schließlich die Besucherzahl auf ein Drittel geschrumpft gewesen sei, habe sein Discopächter das Handtuch geworfen.
Dass allein das in der neuen Fußgängerzone bestehende Fahrverbot die Ursache für den Besucherschwund gewesen sein sollte, glaubten aber wohl selbst Miller und sein Discopächter nicht. Denn der Trend zeigte jetzt in Richtung Großdisco für Hunderte Besucher, das kleine Kellerlokal in der Kaiserstraße war schlicht aus der Mode gekommen. Weshalb Miller und sein Pächter noch überlegten, durch die Umgestaltung der Disco zu einem Tanzcafé mit Livemusik neue Besuchergruppen zu locken. Zwei Schweizer Investoren waren eine Weile an dem Projekt interessiert, sprangen dann aber ab.
Das war ganz im Sinne der damals mit der Altstadtsanierung beschäftigten Stadtpolitik. Deren Ziel war, Tanzlokale mit bis zum Morgengrauen lärmendem Besucherverkehr aus der Kaiserstraße zu verbannen. Außerdem initiierte OB Dresen bereits eine Großdisco im Kaitle. Den später im Untergeschoss des damaligen Obi-Gebäudes eingerichteten Tanzschuppen gibt's inzwischen zwar nicht mehr, dafür aber ein paar Hundert Meter entfernt die Disco im Q3 im neuen Gewerbepark. Und mittlerweile auch wieder Disco-Feeling in einem Club in der Kaiserstraße. Immer am Wochenende.