David Rutschmann

Mittwoch, kurz vor halb drei: Vor einem Gebäude nahe der Kreuzung, an der die Bergstraße in die Gurtweiler Straße mündet, hat sich eine Menschentraube gebildet. Gleich wird der vom Caritasverband Hochrhein betriebene Tafelladen in Waldshut öffnen und den Menschen zu günstigen Preisen – in der Regel zu zehn Prozent des ursprünglichen Einkaufspreises – Lebensmittel anbieten. Die Waren wurden zuvor bei 30 Supermärkten und zehn Bäckereien von Waldshut bis Jestetten und St. Blasien abgeholt.

Ein Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern fährt in einem festen Tourenplan von Montag bis Freitag die Filialen ab und sammelt die aussortierten Lebensmittel ein. In einem Vorbereitungsraum wird jedes Produkt gründlich begutachtet. Ein Viertel bis ein Drittel der Ware wird dabei aussortiert und später entsorgt. Bernhard Gampp vom Caritas-Sozialdienst sagt: "Wir haben hier sehr hohe Hygienestandards." Er erklärt, dass die Einrichtung ohne die Hilfe der ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht funktionieren würde.

Mitarbeiter: "Mit gefällt, dass man hier vielen helfen kann, das Miteinander ist mir wichtig", erklärt Sigrid Selz. Sie arbeitet seit ...
Mitarbeiter: "Mit gefällt, dass man hier vielen helfen kann, das Miteinander ist mir wichtig", erklärt Sigrid Selz. Sie arbeitet seit Jahren ehrenamtlich im Tafelladen. | Bild: David Rutschmann

Der Tafelladen Waldshut hat momentan 65 freiwillige Helfer, die verschiedene Arbeitsbereiche übernehmen. Manche sind im Lager tätig, andere regeln den Verkauf an der Kasse und wieder andere überwachen den Einkauf der Kunden, da im Tafelladen die Käufer nur eine begrenzte Anzahl an Produkten erwerben dürfen. "Schließlich soll auch der letzte Kunde etwas bekommen", sagt Silvia Mäder. Sie ist als Angestellte des Caritasverbands Hochrhein seit drei Jahren für die Leitung des Tafelladens in Waldshut zuständig.

Zusätzlich verwaltet sie den benachbarten Mutter-und-Kind-Laden (MuKL) der Caritas. Sie erklärt, dass 50 bis 70 Kunden an einem Einkaufstag den Tafelladen besuchen. Mittwochs sei der Betrieb besonders rege. "Heute haben wir sehr viele Bananen, dafür weniger Salat", merkt sie an. Die Produktvielfalt ist von den Filialen abhängig. Die Läden seien besonders in der Weihnachtszeit großzügig und bieten der sozialen Einrichtung auch Kaffee, Mehl, Butter, Eier, Öl – welches generell nicht oft gespendet wird – und andere "Luxusartikel" an, wie sie Mäder bezeichnet.

Waren: Joghurt darf der Tafelladen noch bis 14 Tage über dem Ablaufdatum verkaufen. Die restlichen Produkte haben im Regelfall alle ...
Waren: Joghurt darf der Tafelladen noch bis 14 Tage über dem Ablaufdatum verkaufen. Die restlichen Produkte haben im Regelfall alle noch das Mindesthaltbarkeitsdatum. | Bild: David Rutschmann

Die Arbeit sei während der Feiertage einfacher, da die Kunden fröhlicher seien. Mäder sagt: "Man merkt in der Weihnachtszeit, dass man von den Kunden etwas zurückbekommt." Schokoladennikoläuse kommen übrigens erst im Januar auf die Verkaufsliste. Wenn die Supermärkte die saisonale Süßigkeit aus dem Programm nehmen, kann der Tafelladen seine Kunden damit beglücken.

Da der Andrang groß ist, sammelt einer der Mitarbeiter die Kundenausweise ein und nennt zehn Personen, die den Laden zuerst begehen dürfen. Derzeit gibt es rund 650 Ausweise, auf die statistisch je 3,4 Menschen gerechnet werden. Die Kundenausweise werden auf Anfrage im Büro des Tafelladens ausgestellt und sind für zwei Jahre gültig. Neben Vorlage von Ausweis und Passfoto muss ein Einkommensbescheid nachweisen, dass der Bedürftige ein monatliches Gesamteinkommen unter 900 Euro bezieht. Seit diesem Jahr gehören auch Flüchtlinge zur Klientel, auch sie müssen ihr Einkommen durch das Jobcenter nachweisen. Bernhard Gampp erläutert, dass der Tafelladen die Versorgung von Lebensmitteln nicht ersetzen, sondern für Familien mit geringerem Einkommen die Teilhabe in der Gesellschaft verbessern soll: "Mit dem Geld, das man hier einspart, kann man dann vielleicht ein Weihnachtsgeschenk finanzieren."

Spenden: Ein Team der Deutschen Bank Bad Säckingen und Waldshut unterstützt bei einem Ehrenamtsprojekt die Tafel. Heike Mehrgott ...
Spenden: Ein Team der Deutschen Bank Bad Säckingen und Waldshut unterstützt bei einem Ehrenamtsprojekt die Tafel. Heike Mehrgott (Filialleiterin Deutsche Bank Waldshut, Fünfte von links) und Michael Mehrgott (Filialleiter Deutsche Bank Bad Säckingen, rechts) erklären das Engagement: „Wir sind begeistert von der Arbeit der Tafel, weil sie die Lebensqualität benachteiligter Menschen verbessert. Sie bietet Menschen an der Armutsgrenze Rückhalt und sorgt dafür, dass sie genug zu essen haben. Insbesondere Familien mit Kindern sind auf die Tafel angewiesen.“ Die Waldshuter Tafelladen-Leiterin Silvia Mäder (Dritte von links), Bernhard Gampp (Leitung Caritas-Sozialdienst, Dritter von rechts) und die Mitarbeiter des Tafelladens Waldshut freuten sich darüber. Mit im Bild: Patrick Ruch, stellvertretender Filialleiter Deutsche Bank Waldshut (Zweiter von rechts) | Bild: Deutsche Bank

Die Tafelläden

  • Konzept: Der 2004 gegründete Bad Säckinger und Waldshuter Tafelladen befindet sich in Trägerschaft des Caritasverbandes Hochrhein. Der Verein führt vier Tafelläden im Landkreis in Bad Säckingen, Waldshut, Wehr und Bonndorf, in dem sozial und finanziell benachteiligte Familien Lebensmittel einkaufen können. Rund 2200 Menschen aus der Umgebung sind als Berechtigte registriert. Ehrenamtliche Helfer halten den Laden mithilfe von privaten Spenden sowie Sach- und Geldspenden von Lebensmittelmärkten, Einzelhändlern, Firmen, Vereinen sowie Schulen am Laufen.
  • Der Tafelladen in der Bergstraße 79 in Waldshut hat dienstags und freitags, 10 bis 11 Uhr, und mittwochs, 14.30 bis 15.30 Uhr, geöffnet. Kontakt per Telefon (07751/80 07 02) oder im Internet (www.caritas-hochrhein.de/caritassozialdienst/tafelladen).