Rosemarie Tillessen

Auf der Bühne im Schlosskeller Tiengen liegen ausgebreitet 14 verschieden große Schwämme. Oder sind es modellierte Papierobjekte? Oder gar eine erstarrte Seehundfamilie? Auf jeden Fall staunten die rund 50 Besucher bei der Ausstellungseröffnung über diese reizvolle Installation von der Laufenburger Künstlerin Dora Freiermuth. „Die Schwämme sind wie meine Kinder“, sagte die Schweizerin lächelnd bei der Eröffnung. Sie zeigt zusammen mit Ilse Werner aus Hottingen/Rickenbach im Tiengener Schlosskeller Bilder und Objekte. Beide stellen erstmalig zusammen aus. Da sie sehr unterschiedlich arbeiten, hat jede ihren eigenen Raum gestaltet. In die Ausstellung führte Peter Böhnel aus Laufenburg ein, der weniger über die Künstlerinnen als ganz allgemein über das Wesen der Kunst philosophierte.

Ilse Werner malt seit Jahren Serien von Landschaften, Menschen oder Gefäßen in lasierter, mehrschichtiger Ölmalerei. Dabei verändern sich diese Serien im Laufe der Zeit. Sie selber sagt dazu: „Das ist eine ganz langsame Entwicklung. Ich lasse die Ideen wachsen.“ Dabei lässt sie sich gerne durch Lyrik anregen, besonders durch Gedichte des schwedischen Lyrikers Tomas Tranströmer (1931 bis 2015). Sieben ihrer Tiengener Bilder beziehen sich auf ihn: „Doch ich illustriere sie nicht, sie entstehen gleichwertig nebenher“, so die Künstlerin. Diesmal sieht man überwiegend dunkle Gefäße, weich modelliert und mit leuchtend orangegelben Lampen oder anderen Gefäßen konfrontiert. Was auffällt, ist ein ungewöhnlicher Strukturreichtum, den sie in ihre Gebilde einfügt: manchmal ganz weich gepunktet, wie modelliert, dann wieder spitzig und sprühend. Es sind ruhige, meditative Bilder.

Ilse Werners Strukturen schlagen eine Brücke zu den Strukturbildern von Dora Freiermuth. Sie erinnern auf den ersten Blick an serielle Computerbilder. Doch die Künstlerin erklärt ihre ungewöhnliche Technik: Sie zeichne die seriell wirkenden Formen – Ginkgoblätter, Kreuze oder rhythmische Formen – auf glatte MDF-Platten, Sägemehlplatten. Anschließend füllt sie akribisch die entstandenen Flächen. Das erinnert bei aller Strenge an Magnetstäbchen („Kreuze“), an einen Perlenvorhang aus Wassertropfen („Fluss“) oder an wirbelnde Kreise, die den Betrachter schwindelig machen („Sog“). Sehr ungewöhnlich dann aber ihre erwähnten Schwämme, die sie mit Klebeband aus der Fläche zu Zylindern aufrollt und zu Skulpturen modelliert.

Die Ausstellung ist bis zum 14. Mai dienstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.