Die Lausheimer treiben wieder den Winter aus: Am Sonntag, 19. März ist Laetare, Mitte der Fastenzeit, und in Lausheim findet der traditionelle Bärensonntag statt.
Das Brauchtum wird jedes Jahr von hunderten Besuchern mitgefeiert, die in den Stühlinger Ortsteil mit seinen 260 Einwohnern kommen. Auch diese lassen sich um 14 Uhr den Sprung in den gestauten Mühlenbach beim unteren Ortseingang, die leckeren Bärechiechli und die Grillwurst nicht entgehen.
Aus der Geschichte des Bärensonntags
Wer ist 2023 der Bär?
Seine beiden älteren Klassenkameradinnen überließen dem Neuntklässler Nico Albicker (15 Jahre) bereitwillig den Part der Hauptperson für diesen einen Tag. Denn die Rolle hat es in sich.

Welche Aufgaben hat der Bär?
Der Bär ist zuständig für das Stauen des Mühlenbachs am Vortag und das Basteln des Kostüms aus frischem Tannenreis. Er sammelt zusammen mit allen Schulkindern ab zehn Uhr am Sonntag die Zutaten für die Bärechiechli, welche seine Mutter Korinna Albicker mit den Frauen zubereitet.

Am Nachmittag schlüpft er in sein Tannenreis-Kostüm, in welchem er an einer Liane gebunden das Dorf herabgetrieben wird. Mit dabei sind alle Dorfkinder ab dem Kindergartenalter mit langen Weidenruten in der Hand.
Am unteren Dorfeingang angekommen, muss er mindestens drei Mal in den Bach springen. Dass auch mancher Besucher oder Begleiter dabei nass wird, gehört mit dazu. Nach einer schnellen Dusche läuft der Bär dann ein weiteres Mal durch das Dorf.
Die traditionellen Sprüche am Bärensonntag
Dieses Mal aber im Frack und mit Zylinder und Stock, seine Begleiterin Franziska Lang im feschen Dirndl, um die Glückwünsche, oft auch ein leckeres Vesper und Taschengeld, von den Dorfbewohnern entgegenzunehmen. Der Ausklang am Abend spielt sich dann zusammen mit den älteren Jugendlichen im alten Schulhaus ab.

Was läuft im Hintergrund beim Bärensonntag ab?
Unterstützt wird der Bär Nico Albicker durch seine Familie. Seine Mutter Korinna Albicker hält den ganzen Tag Essen bereit, damit die Kinder nach der Zutatensammlung und die Frauen nach dem Backen der Bärechiechli wieder gestärkt werden.
Auch die Fahrt nach dem Sprung in den Dorfbach zur heißen Dusche wird organisiert. Vater Volker Albicker probt mit allen Kindern in den Wochen zuvor die traditionellen Bärensprüche ein und unterstützt seinen Sohn beim Bau des Tannenreis-Kostüms.

Im Jahr 2022, als Julian Kalinasch den Bären dargestellt hatte, war Nico Albicker zusammen mit dem Bär 2024 Silas Hossmann als Begleiter an der Reihe gewesen, nach dem Sprung die Bretter wieder aus dem Bach zu nehmen. Da der Wasserdruck sehr hoch ist und dies im kalten fließenden Wasser sehr mühsam ist, hat Nico Albicker bereits passendes Werkzeug dafür organisiert.
Auch nahm er sich den Tipp seiner Vorgänger zu Herzen, einen Holzpflock als Handgriff am Bachufer zu befestigen, damit er im nassen Blaumann überhaupt wieder aus dem Bach klettern kann. Drei Sprünge sind verpflichtend, vorgenommen hat sich Nico Albicker sechs Sprünge.