Eigentlich wollen die Lausheimer mit ihrem einzigartigen Ritual am Bärensonntag den Winter vertreiben. Nötig war‘s diesmal nicht. Die Sonne schickte ihre wärmenden Strahlen vom blauen Himmel – der Frühling ist längst da. Eine Kulisse wie gemalt für die Bärentour, deren Höhepunkt der Sprung in den Dorfbach ist. Bär, Begleiter, Mütter und Publikum genossen den Tag bei Kaiserwetter. Bilder und Videos zeigen, wie in Lausheim der Bärensonntag gefeiert wird.

Am Laetare-Sonntag, in der Mitte der Fastenzeit, sprang der Bär alias Julian Kalinasch (15) sechs Mal in den gestauten Dorfbach Lausheim, um den Winter auszutreiben. Zuvor war er im Tannen-Kleid durchs Dorf getrieben worden. Dieses Jahr gab es eine große Anzahl an Bärenkindern, die mit langen Stecken mitgelaufen waren. Dabei hatten sie lauthals die Sprüche aufgesagt, welche sie zuvor mit Christopher Hossmann geübt hatten. Am Vormittag wurden Zutaten gesammelt für die 500 Bärenküchlein, welche von einer Gruppe Frauen im alten Schulhaus gebacken wurden.

Bild 1: Bärensonntag: Der Bär springt sechs Mal in den Dorfbach (mit Videos)
Bild: Yvonne Würth

In zwei Gruppen waren die Bärenkinder durch Lausheim gezogen, um die Zutaten für die Bärenküchlein zu sammeln. Die Mädchen-Gruppe war mit Begleiterin Felicitas Engel-Hossmann unterwegs, die Jungen (Bild) mit Bär Julian Kalinasch (15). In den Reihen der Bärenkinder sind auch die Bären der nächsten Jahre, die den Ablauf nun kennenlernen. Es ist keine Verpflichtung, den Bären darzustellen, wenn man der oder die Jahrgangsälteste im neunten Schuljahr ist. Die wenigsten Kandidaten lehnen ab, sondern freuen sich auf diesen Ehrentag. Von links: Bär Julian Kalinasch, Nico Albicker, Lorenz Kalinasch, Silas Hossmann, Joshua Albicker, Samuel Engel.

Und dann ziehen sie los und sagen vor der Haustüre ihren Spruch auf:

Sie sagen ihre Sprüche auf Video: Yvonne Würth

Für jeden Part am Bärensonntag gibt es einen traditionellen Spruch. Die Jungen und Mädchen, im Video ist die Jungengruppe mit Bär Julian Kalinasch zu sehen, haben die Sprüche gemeinsam geübt, damit sie auch gut von den Lausheimern verstanden werden. Charlotte Kech hatte die Gruppe bereits erwartet und spendet gerne die Zutaten für die Bärenküchlein.

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Die Besucher laben sich an diesem feinen Gebäck:

Bild 2: Bärensonntag: Der Bär springt sechs Mal in den Dorfbach (mit Videos)
Bild: Yvonne Würth

Corinna Fauser besuchte den Lausheimer Bärensonntag und freute sich über die Bärenküchlein. Gebacken wurde sie von den Lausheimer Frauen: Sabrina Engel-Hossmann, Nicole Engel, Hanni Engel, Eva Birkenberger, Corinna Albicker, Melanie Lichtner, Birgit Rothmund, Andrea Steinmann, Sonja Held. Die Bärenmutter Silvia Kalinasch versorgte die Bärenkinder nach der Zutaten-Sammlung und nach getaner Arbeit am Abend die Frauen mit leckerem Essen.

Und so werden die Küchle zubereitet:

Sie backen die Bärenküchle Video: Yvonne Würth

Es werden mindestens 500 Bärenküchlein gebacken am Bärensonntag Lausheim. Der Verteilerschlüssel wurde geändert, früher erhielt der Bär 31 Küchlein, die er entweder selber gegessen oder in der Schule verteilt hatte.

Der Bär wird indes für seinen Gang durchs Dorf vorbereitet:

Bild 3: Bärensonntag: Der Bär springt sechs Mal in den Dorfbach (mit Videos)
Bild: Yvonne Würth

Kurz vor dem Gang durchs Dorf am Bärensonntag Lausheim: Marius Korhummel, Bär Julian Kalinasch, Silas Hossmann, Nico Albicker, Bärenpapa Mike Kalinasch.

Bärenvater Mike Kalinasch erteilt dem Bär Julian Kalinasch noch letzte Anweisungen, bevor er sich den Helm aufzieht und unter die schwere Tannenreis-Haube kriecht. Seine Begleiter Marius Korhummel, Nico Albicker und Silas Hossmann werden am Bach dafür sorgen, dass er mindestens dreimal springt.

Und dann der Höhepunkt, der Sprung in den Dorfbach:

Der Bär springt in den Dorfbach Video: Yvonne Würth

Sechsmal springt Julian Kalinasch in den gestauten Bach, um der jahrhundertealten Tradition des Winteraustreibens in Lausheim nachzukommen. Das Publikum freut sich mit jedem Sprung mehr und honoriert diese Leistung mit viel Applaus. Vorgenommen hatte sich Julian Kalinasch vier bis fünf Sprünge, drei sind mindestens erforderlich. Den Rekord mit sieben Sprüngen hält Jakob Boma. Zur Zeit des Dorffotografen Anton Dienstberger hieß es „Dreimal musst du, fünfmal kannst du ins Wasser springen.“

Bild 4: Bärensonntag: Der Bär springt sechs Mal in den Dorfbach (mit Videos)

Die beiden Begleiter Nico Albicker und Silas Hossmann sorgen dafür, dass der Bär Julian Kalinasch mindestens dreimal springt.

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Zahlreiche Zuschauer jubeln und klatschen:

Bild 5: Bärensonntag: Der Bär springt sechs Mal in den Dorfbach (mit Videos)

Nach jedem Sprung des Bären und nach der Öffnung des gestauten Baches applaudierte das Publikum begeistert. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um den Bärensonntag in Lausheim mitzufeiern.

Am Schluss wird aufgeräumt:

Bild 6: Bärensonntag: Der Bär springt sechs Mal in den Dorfbach (mit Videos)
Bild: Yvonne Würth

Applaus gab es nicht nur für den Bären nach seinen sechs Sprüngen. Die beiden Begleiter Nico Albicker und Silas Hossmann entfernten die Bretter nur mit Mühe, der Wasserdruck erschwerte ihnen die Arbeit und sie standen eine gefühlte Ewigkeit mit den Füßen im kalten Wasser. Mit Hilfe einer Spitzhacke und einer Brechstange, welche Torsten Engel vom nahen Fahrzeughaus Engel gebracht hatte, konnten sie den Staudamm endlich lösen.

Geschafft – der Bär im Frack erzählt, wie‘s war:

Der Bär zieht Bilanz Video: Yvonne Würth

Bevor Bär Julian Kalinasch mit seiner Begleiterin Felicitas Engel-Hossmann im Frack und Zylinder beziehungsweise im Dirndl durchs Dorf zieht, um sich den Dorfbewohnern an der Haustüre ein weiteres Mal zu präsentieren, erzählen sie und Bärenmutter Silvia Kalinasch wie der Tag bisher gellaufen ist.