Wutach – Die Uhr tickt. Am 28. März um 18 Uhr müssen die Wahlvorschläge für die Kommunalwahl in Wutach auf dem Rathaus liegen. Aber bislang zeigt die Kandidatenliste der CDU noch etliche offene Stellen. Joachim Burger, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands, müht sich schon seit Wochen mit der Suche ab. „Wir haben im Amtsblatt eine Anzeige geschaltet“, berichtet Burger, „wir haben einen Flyer verteilt, wir haben Ansprechpartner genannt, wir sprechen Menschen persönlich an.“ Kandidieren darf man bei der CDU auch ohne Parteibuch.
Der Erfolg der Suche blieb trotzdem überschaubar. Die bisherigen Gemeinderäte Corina Thoma und Alexander Riester werden ausscheiden, die anderen drei CDU-Gemeinderäte voraussichtlich erneut antreten. Da bleibt auf dem Wahlzettel für die CDU-Liste noch reichlich Platz. Für die theoretisch erreichbaren zwölf Sitze würde der CDU-Vorsitzende Joachim Burger gern auch Kandidaten nennen können.
Davon ist die CDU aber ein ganzes Stück entfernt. Burger ahnt, warum. „Früher war es ein Ehrenamt, im Gemeinderat zu sitzen. Heute ist man oft starker Kritik ausgesetzt.“ Die komme dazu oft von Mitbürgern, die den Entscheidungsprozess nicht verfolgt haben und spiele sich in vielen Fällen auf der persönlichen Ebene ab. Heute könne es passieren, in Sitzungen mit Transparenten erboster Bürger begrüßt zu werden oder mit Lichterketten, sagt Burger. „Und das hinterlässt Spuren.“ Manche Angesprochene würden einfach abwinken, sie hätten keine Zeit. „Mitreden wollen immer alle“, sagt Burger, es klingt ein bisschen resigniert. „Aber wenn es einen persönlich betrifft, ist die Bereitschaft viel größer.“
Theoretisch könnte man auch sehr junge Bürger rekrutieren. Bei der kommenden Kommunalwahl haben erstmals 16-Jährige das passive Wahlrecht. Aber Joachim Burger hegt Zweifel, ob dieses Modell funktioniert. „Was ist, wenn sich eine Sitzung bis nach
23 Uhr hinzieht und am anderen Tag für den 16-Jährigen in der Schule eine Prüfung ansteht?“, gibt Burger zu bedenken. Und er fügt an: „Es wäre schon etwas merkwürdig – ein 16-Jähriger darf kein Auto kaufen ohne Zustimmung der Eltern, aber im Gemeinderat schwerwiegende Entscheidungen treffen.“ Zu den Gruppen, die die CDU gezielt anspricht, zählen jedoch die Frauen. Zwar ist Burger kein Fan einer Geschlechter-Quote. Weibliche Expertise im Gemeinderat hält er trotzdem für wichtig: „Von einem gut durchmischten Gemeinderat profitieren alle.“ Ganz anders als für die CDU stelle sich die Situation für die Unabhängige Wählergemeinschaft Wutach (UWW) dar, berichtet ihr Sprecher Wolfgang Dornfeld auf Anfrage. „Wir haben eine volle Liste mit super Kandidaten“, frohlockt Dornfeld. Schon frühzeitig habe die UWW nach Personal gesucht – schon um kein politisches Vakuum entstehen zu lassen.
Es sei sonst zu befürchten gewesen, dass „Grundrechts-Infragesteller“, wie Dornfeld sie nennt, die Lücke ausnützen könnten. Die frühzeitige Suche habe sich gelohnt, die UWW könne bereits alle Wutacher Ortsteile mit Kandidaten abdecken. „Ein Platz wäre noch frei“, sagt der Sprecher. Geholfen hat auch, dass alle bisherigen UWW-Räte weitermachen wollen, mit einer Ausnahme: Erich Zimmermann scheidet aus.
Der Vorteil der UWW und grundsätzlich der Vorteil Freier Wählergemeinschaften gegenüber den traditionellen Listen sei, dass das Spektrum breiter sei: „Bei uns ist alles vertreten, von links-öko bis konservativ“, erklärt Dornfeld. Die Zugehörigkeit einer anderen Partei sei ebenfalls kein Problem bei der UWW, betont Dornfeld – fügt dann aber umgehend hinzu: „Ausgenommen ein Parteibuch der AfD.“
Aufgemischt werden könnten die Machtverhältnisse im Gemeinderat ordentlich, wenn noch eine dritte Liste antritt. Sowohl UWW als auch CDU haben darauf Hinweise erhalten. Eingereicht wurden jedoch noch keine Unterlagen, teilt die Gemeinde Wutach auf Anfrage dieser Zeitung mit.