Peter Erhart, Amtsleiter des Stiftsarchivs St. Gallen, stattete auf Einladung von Max Duttlinger dem Stühlinger Ortsteil Schwaningen einen Besuch ab. In geselliger Runde wurde über so manche historische Frage gefachsimpelt.
Peter Erhart hatte Max Duttlinger bei der Erstellung der historischen Festschrift beraten und zur 1250-Jahrfeier des Ortes im vergangenen Jahr interessierten Einwohnern die Urkunde aus dem Jahr 766 im Klosterarchiv St. Gallen vorgelegt. In dieser wird Schwaningen erstmals als Svanninga erwähnt. Darin ist zudem belegt, dass Offo aus Svanninga seinen Besitz dem Kloster St. Gallen vermachte. Umso mehr gefiel dem Archivar die Einladung nach Schwaningen: „Es freut mich natürlich immer, die Ortschaften in Natura zu sehen, die man zuvor rein theoretisch betrachtet hat.“ Bei einem Ortsrundgang lag den Teilnehmern, darunter Ortsvorsteher Klaus Buntru, die Frage auf der Seele, wo Offo gesiedelt haben könnte. Doch darüber lassen sich laut Peter Erhart schwerlich Vermutungen anstellen, zumal weitere Spuren bei der schweren Brandkatastrophe im Jahr 1911 vernichtet wurden, bei der der alte Ortskern komplett niederbrannte.
Interessiert folgte Peter Erhart den detaillierten Ausführungen von Max Duttlinger über die Geschichte der St. Martinskirche. Das Kirchenschiff brannte 1767 nieder und wurde von Franz Josef Salzmann in acht Jahren neu aufgebaut. Bemerkenswert sind hier der von F. A. Widmer gestaltete Rokoko-Hochaltar sowie die wertvolle Knauth-Orgel, von der weltweit nur noch zwei Exemplare existieren. Sie wurde 1760 für eine Kirche in Heddesheim gebaut, wechselte 1792 in eine Kirche in Schriesheim und fand schließlich 1796, mit Ochsenkarren transportiert, ihren Weg nach Schwaningen.
Besonders fasziniert war Peter Erhart vom Kirchturm, der vom Brand verschont blieb und vermutlich vor 1350 erbaut wurde. Er bewunderte die drei Glocken, die zu den ältesten in ganz Deutschland gehören. Die kleine und älteste Glocke wurde um 1340, die mittlere um 1430, jeweils in Schaffhausen, die große 1624 in Waldshut gegossen. Die Glocken erklingen in der Melodielinie im Intervall einer Quart zueinander.
Zum Abschluss besuchte die Gruppe die Dreifaltigkeitskapelle, die auf dem Gipfel des Kalvarienberges im Schutz einer gewaltigen Linde steht. Die Kapelle wurde vermutlich im zwölften Jahrhundert erbaut und ist bereits auf einer alten Karte aus dem 14. Jahrhundert eingetragen. Ganz typisch fand Peter Erhart die Lage der Kapelle auf dem Berg: „Die Bewohner umliegender Gehöfte konnten die Kirche so gut erreichen und der Platz unter der Linde wurde traditionell als Versammlungs- und Gerichtsplatz genutzt.
“ Im Kreis der Teilnehmer bedankte sich Klaus Buntru bei Peter Erhart für den Besuch. Alle waren sich einig, dass Schwaningen ein überaus geschichtsträchtiges Dorf ist.
Die Festschrift
Max Duttlinger aus Schwaningen hat die Entstehungsgeschichte von Schwaningen und der gesamten Region erforscht und in einer Broschüre zusammengefasst. Diese kann per E-Mail unter festschrift@schwaningen.com bestellt werden.