Jürgen Scharf

Vergangenheitsbewältigung, Krieg, postkoloniale Traumata, Migration, Flucht und Identitäten wählt Christel Rütschlin, Gründerin und Initiatorin der Fotografengruppe F7 aus Rheinfelden, in der Serie „Senegal“als „schmerzhafte Themen“. Sie geht in die Geschichte Afrikas hinein, versucht in Aufnahmen von Land und Leuten den Spuren der Altlasten der Geschichte zu folgen. Momentaufnahmen von Salzförderung bei 40 Grad Hitze oder die Tischinstallation „Das Gedeck des Sklavenhändlers“ rühren an die Kolonialgeschichte, wo bis 1960 die französischen Kolonialherren Westafrika kulturell und wirtschaftlich ausbeuteten. Als stummer Zeuge mahnt ein Lastkran am Hafen, dazu eine Installation mit Ananas-Obstkisten aus Benim als Anspielung auf diese Warenhandelsgegend. Neben der fotografischen Ästhetik spielt die politische Situation immer eine Rolle und Rütschlin lässt auch in ihre Installationen einfließen, dass Kunst politisch ist.

Kurt J. Rosenthaler hat alte vergilbte Foto-Negative aus dem Archiv ausgegraben und bearbeitet, darunter Aktfotos, die er faltet und verfremdet, so dass sie kubistisch aussehen. Der Schweizer Kosmopolit, Maler und Autor vieler Bildbände wählt verschiedene fotografische Arten: übermalte Bilder, Fotocollagen, ein Selbstporträt im Zerrspiegel sowie eine Serie mit Postkartenfarbe handkolorierter Fotos. Martin Keßler, Fotograf mit Leidenschaft für die filmbasierte Fotografie, arbeitet analog in ganz traditioneller Schwarzweiß-Technik und entwickelt seine Filme in der Dunkelkammer. Eine Serie von Reisebildern aus Armenien führt ein armes, aber kulturell reiches Land vor Augen. Einen Einblick, wie man mit Licht, Schatten und Reflexion arbeitet, geben Keßlers „Spiegeltorsi“ gespiegelter Frauenakte.

Dass die F7 Gruppe offen ist für Vielfalt in der Kunst und grenzüberschreitenden Austausch, verraten die im Plakatstil hergestellten Bilder mit Sprüchen („Träume haben“ und „Frei sein“), die motivieren sollen, der Graphikdesignerin Tina Carolin Schopferer, die auch Reiseimpressionen mit Himmelsbildern aus verschiedenen Ländern zeigt. Dass Fabienne Domb genuin Malerin ist, sieht man an ihrem großen Genesis-Zyklus „Erschaffung der Welt in sechs Tagen“. Robin Niedergangs großartige Fotoserien von Kinderporträts, die in Indien 2017 im Rahmen eines humanitären Pfadfinderprojekts entstanden sind, halten Gefühle wie Freude, Traurigkeit, Wut fest. Bildsequenzen, die eine emotionale Kraft durch das gewählte Schwarzweiß haben, was die Gesichtszüge der Personen unterstreicht. Auch hier ist der Blick wichtig.

Die Fotografie-Ausstellung läuft bis 14. Oktober, geöffnet Mittwoch, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr.