Paul Schleer

Um die ärztliche Versorgung ist es im Landkreis Lörrach nicht gut bestellt. Immer mehr Allgemeinmediziner geben ihre Praxen auf, weil sie die Altersgrenze erreichen – und immer weniger Nachwuchs folgt. Das ist der Grund, warum die Ärzte, die Praxen betreiben, immer stärker belastet werden. In Hauingen sind die Auswirkungen schon jetzt zu spüren. Dort gibt es seit zwei Jahren die Praxisgemeinschaft „Hausärzte Hauingen“, um die Patienten aus dem Umland versorgen zu können.

Zu erwarten ist, dass zwischen 25 und 50 Prozent der Ärtzte im ländlichen Raum keine Nachfolger für ihre Praxen finden. Die Folge: Sie werden häufig geschlossen. Um dem entgegenzuwirken, hat Dr. Stephan Schlierbach im September 2014 in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche in der Rechbergstraße 9 die Praxis „Hausärzte Hauingen“ aufgemacht. Mit der 38-jährigen Ärztin Katharina von Hamm fand er eine Allgemeinmedizinerin, die seit Juli halbtags die Praxis verstärkt. Sie hat am Kreiskrankenhaus Schopfheim, am St. Josefskrankenhaus Freiburg und dort in einer Praxis gearbeitet. Doch diese Verstärkung der Praxis reichte nicht aus.

Stephan Schlierbach, hat 2003 die Praxis von seinem Vater Peter Schlierbach übernommen, die er 1971 gegründet hatte. Nun kommen immer mehr Patienten. So habe sich allein in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Patienten verdoppelt. Nachdem im Kreisgebiet und um Lörrach herum viele Praxen altershalber und ohne Nachfolger geschlossen haben und wohl noch schließen werden, kommen die Patienten aus den drei Ortsteilen Brombach, Haagen und Hauingen und aus dem Kleinen Wiesental, Markgräflerland, aus Dinkelberg, Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen, Schopfheim und Lörrach zur Praxis „Hausärzte Hauingen“. Das führt zu einer starken Belastung der Praxisgemeinschaft.

Für viele Ärzte hat sich in den vergangenen fünf Jahren die Arbeitssituation im Landkreis Lörrach dramatisch verschlechtert. Inzwischen gibt es viele Praxen, die keine neuen Patienten mehr annehmen. Somit gibt es viele Patienten, die wegen leichter Infekte wie Schnupfen die Notfallstationen in den Kreiskrankenhäusern aufsuchen und mit dort den Arbeitsablauf und die Versorgung schwerkranker Patienten blockieren und behindern. Schlierbach hat mit seinem ehemaligen Schulkameraden Dr. Michael Demmler seit Oktober einen weiteren Kollegen dazu gewonnen.

Demmler ist Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). Geboren in Rheinfelden, aufgewachsen in Wittlingen, wohnt er heute zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern in Hauingen. Nach dem Studium in Freiburg startete er als Arzt im Praktikum im St.-Elisabethen-Krankenhaus Lörrach, anschließend war er dort bis 1999 als Assistenzart in der Chirurgie tätig. Danach arbeitete er an den Kreiskliniken Lörrach und Schopfheim. Dort wirkte er ab 2010 als leitender Oberarzt mit dem Schwerpunkt Diabetologie.

Dafür geht die Praxis, die Demmler zum 30. September von Dr. Harald Dörr übernommen hat, samt Belegschaft in der Praxisgemeinschaft Hausärzte Hauingen auf. Dörr will „Hausärzte Hauingen“ weiterhin unterstützen. Daneben arbeitet er in der Notfallpraxis am Kreiskrankenhaus Lörrach und ist damit voll ausgelastet. Die Praxis in Haagen hatte seine Mutter vor 45 Jahren gegründet und sie vor 30 Jahren an ihren Sohn übergeben. Dörr wohnt ebenfalls in Hauingen. Er freut sich, jetzt noch in Hauingen als Hausarzt tätig zu sein und in der Kooperation mit der Praxisgemeinschaft etwas kürzer treten zu können.

Nun arbeiten vier Lehrlinge und zehn weitere Fachkräfte für die Ärzte; die Lehrlinge werden als medizinische Fachangestellte ausgebildet. Demmler, von Hamm, Schlierbach und Dörr haben oft über die Kooperation gesprochen, die sie als Ideal- und Glücksfall für die Patienten bezeichnen. Man habe dadurch genügend Kapazitäten und braucht keine Patienten abweisen.