Herr Tröndle, einen Rekord bei "Hau den Lukas" auf der Münchner Wies'n aufzustellen, klingt im ersten Moment nach einer verlorenen Wette und viel Bier. Ist das so?
Nein, auf keinen Fall! Denn mit zu viel Bier im Kopf funktioniert das mal gar nicht. Es ist eine Kunst, den Bolzen zu treffen. Das braucht Technik und vor allem Konzentration. Natürlich ist auch Kraft dabei.
Sie sind also schon mit dem festen Entschluss auf das Fest, einen Weltrekord aufzustellen?
Genau. Denn dieser Weltrekord vor zehn Jahren war nicht mein Erster. Den ersten Rekord hatte ich bereits 1987 mit 76 Schlägen aufgestellt. Den verbesserte ich dann ein Jahr später auf 97 Schläge. 1992 stellte ich einen weiteren Rekord mit 201 Schlägen auf und den verbesserte ich dann 1996 und schaffte 292 Schläge. Damals wollte ich allerdings 300 Schläge schaffen und das mir das damals nicht gelungen ist, wurmte mich sehr. Es hat aber meinen Ehrgeiz angestachelt. Viele Jahre hat mich das sehr beschäftigt, bis ich 2007 dann ein weiteres Mal angetreten bin und 333 Schläge geschafft hatte.
Wie muss ich mir solch ein Vorhaben vorstellen? Denn eben haben sie ja gesagt, dass Kraft alleine nicht ausreicht.
Angefangen hat es eigentlich schon als Kind bei mir. Ich war kein besonders guter Schüler und kam oft frustriert aus dem Unterricht nach Hause. Um mich abzureagieren, hat mir mein Opa damals erlaubt, Holz zu hacken. Gleichzeitig hat mich mein Opa aber auch ermahnt, dass ich es richtig machen soll. Und so habe ich gelernt, mich zu konzentrieren. Als Kind habe ich dann auf der Waldshuter Chilbi bereits die Herausforderung des "Hau den Lukas" angenommen.
Nachdem Sie nach Ihrem ersten Rekord Blut geleckt hatten, haben Sie sich dann speziell vorbereitet?
Nach meinem ersten Erfolg bin ich regelrecht verfolgt worden von meinen Herausforderern. Und immer wenn wieder jemand einen Rekord aufstellen wollte, hat mich der Besitzer des "Hau den Lukas", der Andreas Köhler, benachrichtigt. Die Abläufe der Schläge habe ich damals schon immer wieder in meiner Münchner Wohnung geübt. Ich bin in die Berge um meine Kondition zu trainieren und meine Konzentration zu stärken. Ich habe so eine gewisse Grundaggressivität entwickelt. "Hau den Lukas" ist nichts für schwache Nerven. Sie müssen sich vorstellen, dass viele Menschen um den Stand stehen und zusehen. Da bleiben auch Zwischenrufe nicht aus und nicht alle sind nett gemeint. Aber ich bin jemand, ich brauche das Publikum, weil es mich zu Höchstleistungen anstachelt.
Kann denn jeder einfach an den Stand gehen und sagen: "Guten Tag, ich möchte mal eben den Rekord aufstellen"?
Nein, natürlich nicht. Zunächst einmal muss man 50 Schläge am Stück schaffen. Wenn das gelingt, bekommt man einen Termin genannt, an dem man antreten kann. Zu diesem Termin wird dann auch die Presse eingeladen.
Mal eine Frage zu dem "Hau den Lukas"-Stand. Auf dem Münchner Oktoberfest gibt es insgesamt vier "Hau den Lukas-Stände". Kann ich an jeden Stand gehen und einen Rekord aufstellen?
Nein, der einzige Stand, der zählt, ist der "Hau den Lukas" von Andreas Köhler. Das Besondere daran ist, dass an dem Schlitten, der nach oben fährt, eine Platzpatrone angebracht ist, die explodiert, wenn der Schlitten ganz oben angekommen ist. Der Mast, an dem der Schlitten hochfährt, ist 7,20 Meter hoch. Und es klappt nur, wenn die Mitte des Pfropfens getroffen wird, was gar nicht so einfach ist. Der Schlag wird mit einem traditionellen, zwölf Kilogramm schwerem Holzhammer mit Eisenstange durchgeführt. Alle anderen Stände sind für mich Micky Maus. Der Weltrekord zählt nur am Köhler-Stand.
Warum wird der Rekord eigentlich "Weltrekord" genannt? Es treten ja nicht Gegner aus der ganzen Welt gegeneinander an.
Das Münchner Oktoberfest gilt als weltgrößtes Volksfest und darum handelt es sich bei dem Rekord auch um einen Weltrekord.
Jetzt haben Sie durch Ihren Weltrekord ziemlich viel Aufmerksamkeit bei der Presse erregt. Ihr Rekord ist durch die gesamte Presse gereicht worden und immer wieder waren Sie auch im Fernsehen zu sehen.
So ist es oft im Leben. Man weiß nie, was kommt. Eigentlich wollte ich mir einen Namen als Fotograf machen und ausgerechnet durch diesen Rekord bin ich bekannt geworden. Anfangs machte ich mir Sorgen um meinen Ruf. Denn "Hau den Lukas" wird ja immer mit brutalen Typen in Verbindung gebracht und ich dachte, die Leute würden mich nicht mehr als sensiblen Fotografen wahrnehmen. Immerhin habe ich Mode und Kosmetik fotografiert.
Wollen Sie es in diesem Jahr noch einmal wissen?
Nein, für mich wird es keinen weiteren Rekordversuch geben. Aber meinen künftigen Herausforderern kann ich mitgeben: Um zu gewinnen, braucht man einen Rhythmus, seinen eigenen Tunnel und dann kann es vielleicht gelingen.
Zur Person
Claus Tröndle, der Weltrekordhalter von "Hau den Lukas" auf dem Münchner Oktoberfest stammt aus Luttingen und ist 62 Jahre alt. 1979 ist er damals nach München zu seinem Fotografenstudium und hat dort seine zweite Heimat gefunden und lebt heute dort gemeinsam mit seiner Ehefrau.