Was das Wetter angeht, macht die Naturschutzgruppe keinen Unterschied. Wenn es um die Erhaltung der Natur geht, kann es regnen oder schneien – oder so heiß und sonnig wie in diesen Tagen sein. So auch am vergangenen Montag, als es um 17 Uhr immer noch sehr warm war. Mit 15 Mitgliedern war die Gruppe anderthalb Stunden im vorderen Tal und im Gewann Sailer (beides auf der Gemarkung Küßnach) im Einsatz, um den Lebensraum der heimischen Flora zu schützen.
Die Naturschutzwiesen in der Gemeinde Küssaberg sind von Neophyten bedroht, also Arten, die hier nicht heimisch sind, aber sich ausbreiten und die heimischen Arten verdrängen. So breitet sich vor allem auf dem Hang im vorderen Tal in Küßnach das einjährige Berufkraut aus und bedroht die heimischen Pflanzen und folglich auch die dort wachsenden Orchideen. Neophyten sind Pflanzen, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst vom Menschen in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie von Natur aus nicht vorkamen.
Diese Pflanze sieht der hiesigen Kamille sehr ähnlich, hat aber ungeteilte, grob gezahnte Blätter. Der Name entstammt dem Volks- und Aberglauben, die Pflanze besäße die Kraft, Menschen vor dem „Berufen“, das heißt, dem Verhexen und Verfluchen durch Hexen und Zauberer zu schützen. Berufkraut-Büschel wurden in Häuser und Ställe gehängt, damit Hexensprüche bei Bewohnern und Vieh keine Wirkung zeigen konnten. Aus dem blühenden Kraut kann ein Tee zubereitet werden, der schleimlösend, schweiß- und harntreibend wirkt.
Obwohl das Berufskraut nicht giftig ist, wird es vom Vieh gemieden und so kann es sich ungehindert auf den Weiden vermehren und diese stark verunkrauten. Gerade auf Schuttplätzen, an Wegrändern, Hofplätzen oder Müllhalden und Magerwiesen kann es die einheimische Flora verdrängen. So fehlt Futter für die Tiere. Schon allein deshalb versuchen die Mitglieder der Naturschutzgruppe, jedes Jahr aufs Neue dem Neophyten einjähriges Berufkraut den Garaus zu machen. Das heißt: mit der Wurzel ausreißen.
Sie entfernen die Pflanze, da sie für unsere heimischen Insekten keinen Nutzen hat und unsere heimischen Pflanzen verdrängt. Die Pflanzen müssen vor der Blüte ausgerissen werden und das Material vorsorglich in der Müllverbrennung oder in einer Kompostier- oder Vergärungsanlage entsorgt werden. Werden sie nur gemäht oder nach dem Ausreißen liegengelassen, besteht die Gefahr, dass sie sich vermehren und mehrjährig werden.