Augenfällig verkörpert der mit Lichtern, Kugeln und anderem Beiwerk versehene Christbaum die Weihnachtszeit. Zwischen 23 und 26 Millionen Nadelbäume stehen nach einer Schätzung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Häusern und Wohnungen. Sein Aufstellen und Schmücken eröffnet die Festtage.
Jetzt geht seine große Zeit zu Ende. In vielen Familien kommt er zu Dreikönig am 6. Januar aus dem Haus. Manchmal bleibt er auch bis zu Mariä Lichtmess am 2. Februar insgesamt 40 Tage lang in der Stube. Doch was wird aus dem Christbaum, wenn er seinen Dienst getan hat?
Da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Gartenbesitzer nutzen die Nadelbaumzweige gerne, um Beete und Pflanzen gegen Frost zu schützen. Auch zum Anfeuern im Ofen wird der ausgediente Christbaum gerne genommen. In den allermeisten Fällen wird er zu Kompost oder Blumenerde verarbeitet. Dies erfolgt im Landkreis Waldshut in den beiden Kompostieranlagen Ettikon in Küssaberg und Obersäckingen in Bad Säckingen.
Zusammen mit anderem Grünschnitt werden die Christbäume dort zuerst gehäckselt. In großen Mieten verrottet das organische Material dann zu Kompost. Der Kompostiervorgang dauert mindestens 100 Tage. Das Endprodukt wird direkt oder mit Erde gemischt als Pflanzerde verkauft.
Die Kompostieranlage Obersäckingen verarbeitet jährlich 600 Christbäume
„Wir verarbeiten etwa 500 bis 600 Christbäume jährlich“, sagt laut Peter Scholz, Leiter der Stadtgärtnerei Bad Säckingen, über die Kompostieranlage Obersäckingen. Hier liefern bis etwa Ende Januar Privatleute direkt aus dem Wohnzimmer ihre Bäume an, oder sie kommen über die Christbaumabfuhr, die in Bad Säckingen dieses Jahr am Samstag, 8. Januar, erfolgt. Diesen Service bieten viele Gemeinden an.

Eine ganz andere Verwendung haben die ausrangierten Christbäume vor sich, die auf der Grünschnitt-Sammelstelle von Erhard Kammerer im Murger Ortsteil Niederhof landen. Hierhin liefern auch die Vereine an, die in Murg und Laufenburg die Christbäume einsammeln. Kammerer schreddert das Material und liefert sie nach Gutenburg, wo der Holzfaserplatten-Hersteller Gutex sie in der Produktion als Brennmaterial verwendet. Etwa 3500 bis 4000 Kubikmeter Grünschnitt werde bei ihm jährlich angeliefert, sagt Kammerer, etwa ein Viertel davon führt er der thermischen Verwertung zu.
Wichtigste Entsorgungsregel: Der Baum muss vollkommen abgeschmückt sein
Bei der privaten Anlieferung direkt auf die Grünschnittsammelstelle, den Recyclinghof oder bei der Entsorgung in der Grünen Tonne gilt wie bei der Nutzung der Christbaumabfuhr als wichtigstes Gebot: Der Baum muss vollkommen abgeschmückt sein! Schließlich will keiner Reste von Lametta oder Kunststoffschmuck in seinem Kompost oder seiner Blumenerde haben.
Pferde lieben die Zweige von Nadelbäumen
Das gilt umso mehr, wenn Christbäume verfüttert werden. „Pferde fressen Nadelbaumzweige sehr gern“, weiß Marlen Miggler, die bei Laufenburg in Grunholz einen Reit- und Ponyhof betreibt. Zweige und Nadeln enthalten ätherische Öle, die sogar eine antibakterielle Wirkung entfalten.

„Rückstandslose Tannenzweige können gerne in kleiner Menge verfüttert werden“, sagt Miggler. Keinesfalls aber dürften Reste der Dekoration in den Körper der Tiere gelangen, ebenso keine Pestizide, mit denen von Plantagen stammende Weihnachtsbäume oft behandelt worden seien. Besser und sicherer sei es deshalb, den Tieren frische Nadelzweige aus dem Wald zu geben.
Ein Kochbuch verrät Rezepte, wie man seinen Weihnachtsbaum aufessen kann
Muss man einen Magen wie ein Pferd haben, um einen Weihnachtsbaum zu verspeisen? Nein, fand die englische Bäckerin, Designerin und Kochbuchautorin Julia Georgallis und brachte 2020 ihre Rezeptsammlung „How to eat your Christmas tree“ heraus – „Wie Sie Ihren Christbaum essen können“, das seit 2021 auch in deutscher Übersetzung erhältlich ist. Unter den 32 Rezepten finden sich solche für Weihnachtlich gepökelten Fisch, für Eingelegte Eier mit Weihnachtsbaumnadeln und Roter Bete oder für Weihnachtsbaum-Apfel Geleehappen.

Das liest sich zwar fast wie von der Speisekarte des Bad Säckinger Sterne-Restaurants „Genuss-Apotheke“. Aber: „Wir verwenden Zweige des Weihnachtsbaums nur zum Abdecken unserer Kräuter“, lacht darauf angesprochen Annett Ronneberger.
Die jungen Fichtentriebe kommen aus dem Wald vor der Haustür
In der Küche verwendet ihr Mann Raimar Pilz neben den bereits angesprochenen Kräutern Blumen, Triebe, Flechten und auch Eichenblätter für seine Kreationen. Auch Fichte kam in der „Genuss-Apotheke“ schon auf den Tisch. Aber nur als frische Jungtriebe. Ronneberger und Pilz sammeln sie auf ihren Spaziergängen daheim im Wald bei Rotzel.

Eine außergewöhnliche Verwendungsmöglichkeit für ausrangierte Tannenbäume hat die Fischerzunft im Schweizer Laufenburg. Schon mehrmals versenkten die Fischer Nadelbäume, die zuvor als Straßenschmuck dienten, im Januar im Uferbereich des Rheins. Hier dienen sie dem Flussbarsch, in der Schweiz auch Egli genannt, als Laichplätze, von denen es in der regulierten Flusslandschaft zu wenige gibt.
„Studien haben nun ergeben, dass versenkte Tannenbäume gerne von den Fischen angenommen werden, um den Laich daran abzulegen“, teilt die Fischerzunft auf ihrer Homepage mit. Die nadligen Gewächse dienten dem geschlüpften Nachwuchs der Fische auch als Rückzugsort und als Schutz vor Fressfeinden.