Herr Mutzke, Sie haben ein Kinderbuch geschrieben und treten bald mit einer musikalischen Lesung wieder in ihre Heimat auf. Wie ist das, wieder hier zu spielen?
Ich freue mich riesig. Es ist mein aller letzter Arbeitstag in diesem Jahr. Es ist großartig, Tiengen diesen Abend zu schenken. Es war mir ein großes Anliegen, mal wieder in der Heimat zu spielen. Mit der Lesung hat sich jetzt eine wunderbare Gelegenheit eröffnet, wieder dort aufzutreten, wo ich herkomme.
Das Ali-Theater ist ein Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Ich verbinde viel mit diesem Raum. Dort war mein erster Kinobesuch. Es war bei einem Kindergeburtstag. Wir haben „Die Unendliche Geschichte“ gesehen und einer meiner bis heute engsten Freunde war mit dabei und weinte, bevor es losging. Wir fragten, was los sei, und er sagt: „Kommen wir wirklich nie mehr da raus?“
Worauf freuen Sie sich bei dem Auftritt besonders?
Ich freue mich am meisten auf die Reaktionen der Kinder. Ich liebe Kinder. Bei einem Fest gibt es immer die eine Person, bei dem die Kinder auf dem Schoß hängen. Das war immer ich. Wenn sie kommen, ist es das schönste Kompliment für mich.
Wie unterscheidet sich Ihr Auftritt von Ihren üblichen Konzerten?
Es ist nicht wirklich ein Konzert. Ich lese vor Kindern und es ist ein Klavier dabei. Oft spiele ich in ausverkauften Häusern aber jetzt freue ich mich auf den kleinen Rahmen und darüber, es Familien per Losverfahren zu ermöglichen, gratis dorthin zu kommen. So können wir 170 Menschen einen unvergleichlichen Advent bescheren.

Sozusagen ein Advent im Paradies der Träumer, wie ihr Buch heißt. Was ist dieses Paradies?
Das Paradies der Träumer habe ich zusammen mit meinen Kindern entdeckt. Der Ursprung liegt ganz klar im Fehlen der Qualitätszeit mit ihnen. Wenn ich arbeite, habe ich meine Kinder oft nur ins Bett bringen können. Weil ich oft weg bin, haben sie erzählt: „Papa arbeitet am Flughafen.“
Deshalb habe ich damit begonnen, zu sagen, wir treffen uns in der Nacht im Paradies der Träumer. Dort erleben wir dann die tollsten Sachen zusammen. Ich habe mich damit verabschiedet, dass wir uns dort treffen können, auch wenn ich nicht da bin.
Und wie ist daraus ein Buch geworden?
Ich selbst hätte kein Buch daraus gemacht, aber eine befreunde Psychologin sprach mich darauf an, ich solle unbedingt ein Kinderbuch aus den Erlebnissen mit Papa und den Kindern im Traum und dem Einschlaf-Ritual mit dem Ohrenbus machen. Das sieht so aus: Nach dem Zähneputzen sitzt eines der Kinder auf meinen Schultern und lenkt sich mit meinen Ohren ins Bett. Dort angekommen, erzähle ich, nur wer schläft, kann im Traum Abenteuer erleben.
Der Fischer-Verlag meldet sich, weil eine Bekannte dort gerade ein Buch veröffentlicht hatte und von meiner Idee erzählt hat. Dann entstand der Text mehr oder weniger innerhalb eines Urlaubes. Aufgrund meines Berufs fällt mir Schreiben nicht allzu schwer. Für die Bilder habe ich mich mit den Illustratoren Laura und Florian Fuchs im Schwarzwald getroffen. Es sind auch ein paar Anspielungen auf den Schwarzwald in den Zeichnungen. Vom ersten Anruf bis zur Veröffentlichung hat es etwa zweieinhalb Jahre gedauert.
Was bedeutet Familie für Sie?
Wenn mein Leben ein Baum ist, ist meine Familie der Stamm. Die Wurzeln sind die Herkunft, die Gegend, die Freunde und so weiter. Der Rest sind Zweige und Blätter. Selbst wenn der dicke Ast der Karriere abbricht, mag das doof sein und blöd aussehen – aber der Stamm hält.
Und sind Sie auch mit Musik mal wieder in der Region?
Die Anfragen sind raus. Im besten Fall sind wir nächstes Jahr im Rahmen meiner Jubiläumstour wieder hier in der Gegend.