Peter Schütz

Jede Karte, die wir in der Hand haben, könnte ihre eigene Geschichte erzählen. Das ist der Ausgangspunkt der Ausstellung mit dem Titel „Die Hochrheinregion in historischen Landkarten“. Nach der Ausstellung über die Zuwanderer aus dem sizilianischen Städtchen Leonforte geht der Blick mit der neuen Schau einige Jahrhunderte weiter zurück.

Das älteste Exponat im Museum Schiff ist die mittelalterliche Kopie einer römischen Straßenkarte. In einem Ausschnitt ist der Verlauf der von den Römern angelegten Heeresstrasse vom heutigen Augst über Windisch nach Zurzach und Schleitheim festzustellen.

Ausschnitt einer historischen Karte mit "Seckingen" am Rhein in der Mitte, rechts Dogern.
Ausschnitt einer historischen Karte mit "Seckingen" am Rhein in der Mitte, rechts Dogern.

Zeitlich näher sind die übrigen Karten, unter anderem die älteste Karte aus dem heutigen Bad Säckingen von 1670/1680 mit der Hochgerichtsbarkeitsabgrenzung oder ein Katasterplan aus Klein-Laufenburg von 1894. Es gibt viel zu entdecken in der Ausstellung. Wer sich Zeit für den Rundgang durch die Museumsräume nimmt, wird mit detail- und aufschlussreichen kartografischen Ansichten dieses Landstriches belohnt. Der ja nicht immer so aussah wie heute: weniger dicht besiedelt und mit anderen Grenzverläufen.

Vermessung als Grundlage für eine Karte

Die für die aktuelle Ausstellung zusammengekommene Arbeitsgruppe hat jedenfalls ganze Arbeit geleistet – sowohl, was die Beschaffung des Kartenmaterials aus verschiedenen Sammlungen als auch die technischen Hintergründe und die Geschichte der Kartografie betrifft. „Die Grundlage der Karte ist immer die Vermessung“, erklärt Franz Koch, Mitglied der Arbeitsgruppe, „deshalb ist in einem Raum das Thema der Vermessung dargestellt“.

Dort sind quasi in Erinnerung an die früheren Messmethoden ein Theodolit, ein Winkelmessinstrument, sowie die Darstellung der Dreieckmessung, auch Triangulation genannt, zu sehen. Und weil Landmesser früher als fröhliches Völklein galten, gibt es obendrein noch Gedichte und andere Literatur nachzulesen.

Arbeitsgruppe und Leihgaben aus der Region

Die für die Ausstellung zuständige Arbeitsgruppe besteht aus Ariane Dannacher, Martin Blümcke, Hannes Burger, Richard Kaiser, Franz Koch, Alois Schmelzer und Franz Schwendemann, ehemaliger Direktor des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee. Leihgeber der Exponate sind unter anderem das General-Landesarchiv Karlsruhe, das Hochrhein-Museum im Schloss Schönau (Bad Säckingen), das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen, der Regionalverband Hochrhein-Bodensee und SBB Historic Windisch.

Erläuterungen zur Geschichte der Kartografie gibt Franz Schwendemann (rechts) in der Ausstellung im Museum Schiff. Bilder: Peter Schütz
Erläuterungen zur Geschichte der Kartografie gibt Franz Schwendemann (rechts) in der Ausstellung im Museum Schiff. Bilder: Peter Schütz

Von Letzterer stammt die Karte der Schweizerischen Nordostbahn Stein-Koblenz aus dem Jahr 1884. Auch Privatpersonen haben ihren Beitrag zur Vielfalt der Ausstellung geleistet. Es ist aber noch nicht alles unter Dach und Fach. Hannes Burger, Präsident des Museumsvereins, erklärt, es werde noch ein Film zu sehen sein. „Wenn man eine Ausstellung entwickelt, kommt immer etwas Neues dazu“, sagt er. Was es auch geben wird: „Wir werden wieder kompetente Führungen anbieten“, so Burger.

Genauer Blick offenbart Erstaunliches

Manche Karten im Museum Schiff, wie etwa die sogenannte Peutingerkarte, haben durch glückliche Umstände den Weg über Jahrhunderte in unsere Zeit gefunden. Die ursprüngliche Vorlage der Peutingerkarte stammt aus der Römerzeit und zeigt das Straßennetz im spätrömischen Reich von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien.

Ein Theodolit, der zur Bestimmung von Horizontal- und Vertikalwinkeln in der Vermessung diente.
Ein Theodolit, der zur Bestimmung von Horizontal- und Vertikalwinkeln in der Vermessung diente.

Wer genau hinschaut, erkennt auf dem Ausschnitt die römischen Siedlungen Augusta raurica, Vindonissa, den Bodensee und den Hinweis auf „Alamania“. „Wir haben zwar keine originale Peutingerkarte in der Ausstellung“, sagt Hannes Burger, „dafür aber viele andere spannende Exponate, hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert, zusammengetragen von Spezialisten aus Deutschland und der Schweiz“.

Wichtige Zeitdokumente geben Einblick in das damalige Leben

Für Richard Kaiser, Mitglied der Arbeitsgruppe, sind alte Landkarten „wichtige Zeitdokumente, denn sie geben dem Betrachter wertvolle Hinweise sowohl über Leben, Kultur und Sprache eines Volkes als auch über Besiedelung und Entwicklung einer Landschaft“. In dem Zusammenhang verweist Kaiser auf den „Abriß Segginger Bans“, dessen Zweck es war, die Abgrenzung des Säckinger Hoheitsgebietes zu dokumentieren. Laut Kaiser ist in dem Unikat die Umfangsgrenze des darin liegenden, etwas engeren Hochgerichtsbezirks (Stadtbann) enthalten, der von 1467 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestand.

In diesem Zeitraum konnte die Stadt Säckingen innerhalb ihres Bannes Urteile über Leib und Leben fällen. „Dadurch hob sich Säckingen gegenüber den benachbarten Waldstädten Laufenburg und Waldshut hervor, denn dort stand die hohe Gerichtsbarkeit der Landesherrschaft zu“, so Kaiser. Ein in der Karte auffallend groß gezeichneter Galgen zeigte seinen Standort auf. Die Originalkarte befindet sich im Generallandesarchiv Karlsruhe. Für die Ausstellung in Laufenburg wurde eine Kopie angefertigt.

Die Ausstellung

Die Ausstellung "Die Hochrheinregion in historischen Landkarten" ist bis 9. September 2018 an folgenden Tagen geöffnet: jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr sowie jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Das Museum befindet sich in der Fluhgasse in der Altstadt von Laufenburg.

Weitere Informationen im Internet: http://www.museum-schiff.ch