Sandra Holzwarth

Mit seinem neuen Theaterstück "Neurosige Zeiten" hat das Kunst Stoff Ensemble aus Hohentengen wieder einen Volltreffer gelandet. Bei der Premiere präsentierten sich die zwölf Akteure auf der Bühne einmal mehr in absoluter Hochform.

Was Regisseur Roderich Stelter und seine Schauspieltruppe aus dem Drehbuch zum Lustspiel von Winnie Abel erarbeitet hatten ist wahrhaft großes Theater. Jede einzelne Rolle wurde perfekt umgesetzt und gespielt von Akteuren, die mit viel Herzblut und Liebe zum Detail auf der Bühne agierten.

Das Kunststoff Ensemble in Aktion beim Stück "Neurosige Zeiten" im Mai 2018: "Tupper-Herta" ist jedes Mittel recht, um sich gegen die ...
Das Kunststoff Ensemble in Aktion beim Stück "Neurosige Zeiten" im Mai 2018: "Tupper-Herta" ist jedes Mittel recht, um sich gegen die Irren zu verteidigen (von links): Franziska Burmeister, Moritz Stelter, Stefanie Hüsler, Kerstin Bauer und Philip Brandl. | Bild: Sandra Holzwarth

Die Fans des Kunst Stoff Ensembles waren mit großen Erwartungen zu den ersten Aufführungen am vergangenen Wochenende gekommen und wurden nicht enttäuscht. Auch bei ihrem vierten Theaterprojekt brillierte das Ensemble auf der Bühne der Mehrzweckhalle in Hohentengen.

Mutterbesuch in der psychiatrischen Anstalt

Wie empfängt man Besuch in einer Irrenanstalt, ohne dass der Besuch merkt, dass man in einer Irrenanstalt wohnt? Der Bühnenstoff bot eine Menge Potenzial, verlangt von den Darstellern aber auch schauspielerische Höchstleistungen. Immerhin präsentierte beinahe jede Rolle des Dreiakters einen außergewöhnlichen Charakter mit sehr speziellen Ticks, die es herauszuarbeiten galt. Das haben die Mitglieder des Ensembles ausnahmslos hervorragend bewältigt. Ein Kompliment verdienen aber auch die Akteure hinter der Bühne ebenso wie Moderator Jörg Burmeister für wirklich gelungene Theaterabende.

Brillant: Philip Brandl in der Rolle des Soziophoben Willi.
Brillant: Philip Brandl in der Rolle des Soziophoben Willi. | Bild: Sandra Holzwarth

Mit Öffnung des Bühnenvorhangs fanden sich die Zuschauer in einer offenen Wohngruppe der Psychiatrischen Klinik Hohentengen. Dort lebt Agnes Adolon, (gespielt von Stefanie Hüsler) Tochter einer reichen Hoteldynastie, wegen ihrer ausgeprägten Sexsucht, was ihre Familie auf keinen Fall erfahren darf.

Als sich ihre Mutter Cecile Adolon (Petra Stelter) überraschen zu Besuch ankündigt, müssen die Mitpatienten der mannstollen Agnes kurzerhand in andere Rollen schlüpfen und versuchen, wie ganz normale Menschen zu wirken. Mitpatient Hans der unter Zwangsstörungen leidet, wird kurzerhand zu Agnes Lebensgefährten, Stalkerin Marianne

Philip Brandl und Franziska Burmeister eroberten als Patienten der psychiatrischen Wohngruppe das Publikum im Sturm.
Philip Brandl und Franziska Burmeister eroberten als Patienten der psychiatrischen Wohngruppe das Publikum im Sturm. | Bild: Sandra Holzwarth

(Franziska Burmeister) zur Haushälterin, der Soziophobe Willi (Philip Brandl) zum Hausmeister und der manisch-depressive Maler Alfons (Moritz Stelter) zum Freund des Hauses ernannt. Die Versuche des verrückten Quintetts, sich so normal wie möglich zu verhalten, gehen gründlich schief.

Wer ist hier eigentlich wirklich verrückt?

Zu allem Überfluss erscheinen dann auch noch Tupperberaterin Herta (Kerstin Bauer), Beschäftigungstherapeut Rolf (Markus Kaiser) Volksmusikstar Hardy Hammer (Roderich Stelter) und Bild-Reporterin Friedericke Stutzke (Liesa Sutter) unangekündigt auf der Bildfläche. Und dann gibt es plötzlich noch eine Leiche, deren Anwesenheit schnellstens unter den Teppich gekehrt werden muss. Die Situation in der Wohngruppe wird immer verzwickter und alles muss hinter dem Rücken von Psychiater "Dr. Dr. Schanz" (Bernd Feser) passieren. Ein Vorhaben, das nach hinten losgehen muss.

Moritz Stelter und Bernd Feser auf der Bühne als Patient und Psychiater ein hervorragendes Darsteller-Duo.
Moritz Stelter und Bernd Feser auf der Bühne als Patient und Psychiater ein hervorragendes Darsteller-Duo. | Bild: Sandra Holzwarth

Eine mitreißende Komödie mit sympathisch-spleenigen Figuren, bei der sich die Zuschauer immer wieder fragen: Wer ist hier eigentlich verrückt? Und was heißt überhaupt normal?

Wer dieser Frage mit auf den Grund gehen möchte, hat am 4. und 5. Mai noch Gelegenheit in Neurosige Zeiten einzutauchen. Karten im Vorverkauf gibt es bei Edeka Wagner in Hohentengen. Interessierte müssen allerdinge gewarnt sein. Der Angriff auf die Lachmuskeln ist heftig.

Wer ist denn hier nun wirklich verrückt? Tupper Herta ist jedes Mittel recht um sich gegen die Irren zu verteidigen (von links): ...
Wer ist denn hier nun wirklich verrückt? Tupper Herta ist jedes Mittel recht um sich gegen die Irren zu verteidigen (von links): Franziska Burmeister, Moritz Stelter und Stefanie Hüsler und Kerstin Bauer. | Bild: Sandra Holzwarth