Schneeter Pütz

Ich bin immer noch da. Die warme Luft hat zwar meiner Linie zugesetzt, was sogar Maier, der mit seinem Hund eintrifft, auffällt. „Gud morning, Pütz“, sagt er, „yu luk schlank“. „Wie meinen?“, frage ich. Seine Aussprache stellt mich vor ein Rätsel, wenngleich sie mir bekannt vorkommt, wahrscheinlich habe ich so etwas schon mal auf einem anderen Kontinent gehört. „Ei spiek englisch“, grinst er zurück, „weil ei will du a Blitz-Englisch-Kurs änd nau ei probier schon mal“. Auweia, denke ich, den Englisch-Kurs hat er aber bitter nötig. „Gute Idee, Maier“, sage ich, „englisch kann man immer brauchen. Und was bitte sehr hat dich bewogen, wieder die Schulbank zu drücken?“ Ganz einfach, antwortet er, das Landratsamt bietet im März den praxisnahen Crash-Kurs „Blitz-Englisch“ für Gastgeber und Tourist-Infos an, und da er, Maier, ein Herz für Touristen hat, will er mitmachen. Denn, so Maier: „Durch die wachsende Zahl ausländischer Gäste gewinnen Fremdsprachen, vorrangig Englisch als weltweite Tourismussprache, immer mehr an Bedeutung.“

Oha, denke ich, jetzt aber. „Guck nicht so“, mault er. „Der Kurs gibt mir die Möglichkeit, die Kommunikation mit internationalen Gästen in der Tourismusbranche gezielt zu trainieren. Das ist was wert, da muss man doch mitmachen, oder? Ich werde Standardformulierungen im Schriftverkehr, Buchungsbestätigungen und allgemeine Redewendungen in der Tourismusbranche lernen. Das wäre ja auch etwas für dich, Pütz.“ Wozu ich Buchungsbestätigungen in Englisch lernen soll, will ich wissen. „Zum Beispiel, wenn ein Amerikaner dich als Escort-Schneemann buchen will, dann kannst du nicht einfach sagen, ist geritzt, das versteht der nicht.

“ „Du meinst, ein Amerikaner wie Trump? Der grad überall durchtrampelt, wie es ihm passt?“ Maier: „Pssst Pütz, halt die Schneeklappe, sonst vergeigst du noch die Diplomatie.“ Ich: „Soso, aber den Mexikanern eine Mauer vor die Nase bauen, das ist diplomatisch. Jetzt mal im Ernst Maier: i kän sogar spiek Tscheinis. Chinesisch, capito? Nid nur e weng.“

Maier guckt mich verblüfft an: „Chinesisch? Respekt, hätte ich dir nicht zugetraut. Aber wozu soll das gut sein?“ „Weil die Chinesen, wenn sie im Hotzenwald Ferien machen, es schätzen, wenn sie auf Chinesisch begrüßt werden. So baut man Vertrauen auf. Dann kommen sie wieder. Ta chi wan le, Maier.“ „Ich verstehe nur chinesisch“, murmelt er und fragt, was Schneemann auf Chinesisch heißt. „Weiß ich“, sage ich, „duxurén, oder xurén, das heißt auch Yeti.“ Dann lässt er mich stehen, wie er das immer macht, und meint noch: „Na gut, du Yeti, ei go home to mama änd ei wisch yu viel kold. Gud bei!“ „So long“, sage ich, „das heißt so long, Cowboy“. Da muss sogar sein Hund wiehern.

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