Verena Wehrle und Markus Baier

Werner Beck, Inhaber der Beck-Arkaden und dem gleichnamigen Möbelhaus, reagierte beispielsweise verärgert, weil er zu den Geschäftsleuten gehört, die nach einigem Hin und Her nicht wiedereröffnen durften. Gleiches gilt für das Bekleidungsgeschäft H&M, das in den Beck-Arkaden eine Filiale betreibt. Beide Geschäfte sollten mit verkleinerter Verkaufsfläche am Montag starten. Am Wochenende machte eine neuerliche Aktualisierung der Landesverordnung dieser Planung einen Strich durch die Rechnung.

Erst am Montagmorgen habe ihn dann eine offizielle Mitteilung der Stadt erreicht, dass sein Geschäft geschlossen bleiben müsse. „Als Unternehmen braucht man eine Planungssicherheit von mindestens 48 Stunden“, ärgert sich Beck. Für ihn sei die Regelung, dass Geschäfte mit über 800 Quadratmetern, Bereiche nicht absperren dürfen, „unlogisch“ und „ungerecht, wie er sagt.

Beck habe zwar noch „hohe Auftragsreserven“, wie er sagt, aber auch diese seien bald aufgebraucht: „Wir brauchen dringend eine Perspektive. Denn dass die Staatshilfe innerhalb einer Woche ausbezahlt wird, ist eine Lüge.“ Selbst nach einem Monat sei meist noch kein Geld geflossen. Für Beck ist klar: Jeder müsse sich selbst helfen. „Einzelhändler bleiben Einzelkämpfer.“

Elisabeth Vogt, Vorsitzende des Stadtmarketingvereins Pro Bad Säckingen, sagt, dass die 800-Quadratmeter-Grenze auf Unverständnis stoße. Größere Betriebe seien unter anderem der Ansicht, dass sie sehr wohl die geforderten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen einhalten könnten. Der Sinn hinter der Regelung ist laut Vogt, dass die Innenstädte nicht gleich wieder von Kunden überlaufen werden.

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Das könnten aber insbesondere die Betriebe nicht nachvollziehen, bei denen die jetzige Lage existenzbedrohende Ausmaße annimmt. Vogt sagt: „Die Betriebe haben wahnsinnige Einbußen, und diese holen sie auch nicht mehr auf.“ Vor allem die Ungewissheit, wann und wie es weitergehen soll, sei schlimm.

Der Handel habe jedoch vielfach reagiert und nutze nun unter anderem Bereiche des Marketings im Internet, die vorher kaum auf der Agenda gestanden hätten. Doch der Online-Handel könne den fehlenden Verkauf im Laden nicht ausgleichen.

Fotografenmeisterin Stefanie Risse nutzt die Zeit, um weitere Maßnahmen umzusetzen.
Fotografenmeisterin Stefanie Risse nutzt die Zeit, um weitere Maßnahmen umzusetzen. | Bild: Baier, Markus

An Tag eins der Ladenöffnung war zwar tatsächlich spürbar mehr Leben in der Stadt, doch von einem Kundenansturm konnte noch keine Rede sein. „Noch läuft es eher träge“, kommentierte Fotografenmeisterin Stefanie Risse, Inhaberin von Foto Forstmeyer. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern nutzte sie die Gelegenheit, um noch weitere Verbesserungen der Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen.

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Denn: „Leider ist es offenbar so, dass noch immer viele Menschen die Gefahr einer Ansteckung zu locker sehen.“ Und gerade das Metier Fotografie sei in dieser Hinsicht ohnehin mit Risiken verbunden: „Wir müssen nah ran an den Kunden und können auch nicht verlangen, dass die Kunden einen Mundschutz tragen.“

Generell sei die Geschäftswelt nach Risses Ansicht „noch weit von Alltag entfernt.“ In ihrem speziellen Fall etwa sei mit der Abgsage von Hochzeiten und größeren Feiern ein wesentlicher Verdienstzweig auf unbestimmte Zeit weggefallen.

Maske und Handdesinfektion müssen sein: Ralph Muesebeck von Juwelier Schwarcz geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran.
Maske und Handdesinfektion müssen sein: Ralph Muesebeck von Juwelier Schwarcz geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran. | Bild: Baier, Markus

„Wir haben ganz ordentlich zu tun, vor allem haben wir viele Service- und Reparaturaufträge erhalten.“ So fällt die Bilanz von Ralph Muesebeck von Juwelier Schwarcz aus. Auch das Geschäft in der Rheinbrückstraße wurde gemäß der geltenden Vorschriften umgestaltet.

Kunden werden zur Handdesinfektion und zum Tragen eines Mundschutzes aufgefordert – letzteres auf jeden Fall so lange, bis ausreichend Spuckschutz aus Plexiglas angebracht seien, so Muesebeck. Die Mitarbeiter seien sicherheitshalber in zwei Teams aufgeteilt worden, die sich wochenweise abwechseln.

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Auch Trauringberatung dürfe das Team jetzt wieder vornehmen. Doch Grund zur großen Erleichterung sehe er noch nicht, so Muesebeck: „Wir planen aktuell von Tag zu Tag, denn die Lockerungen gelten ja nur so lange, wie die Zahl der Ansteckungen nicht eklatant zunimmt.“ Insofern müsse man es so nehmen, wie es komme.

Auch bei Tosca Moden gelten Zugangsbeschränkungen, wie Inhaberin Lenka Sperling deutlich macht. Aber die Kundinnen freuten sich über die ...
Auch bei Tosca Moden gelten Zugangsbeschränkungen, wie Inhaberin Lenka Sperling deutlich macht. Aber die Kundinnen freuten sich über die Wiedereröffnung. | Bild: Baier, Markus

Über rege Nachfrage freute sich auch Lenka Sperling, Inhaberin der Tosca Fashioni Boutique. Auch für ihr Geschäft in der Wernergasse gibt es Zugangsbeschränkungen, dennoch seien schon früh erste Kundinnen bei ihr gewesen: „Es war für alle eine schwere Zeit, aber auch eine Phase für neue Ideen.“

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Jetzt sei aber bei vielen der Punkt erreicht, an dem sie sich auch wieder nach Abwechslung sehnten: „Für Bekleidungsgeschäfte ist das jetzt eine große Chance, denn die Leute wollen einfach mal wieder etwas Schönes.“ Groß gefragt seien insbesondere bunte Kleider.