Von der Chipstüte bis zur Raumfahrttechnik – die Höganäs in Rhina stellt dafür geeignete Beschichtungspulver her. In der historisch gewachsenen Industrieanlage zwischen Laufenburg und Murg, die viele noch unter dem Namen H.C Starck kennen, sorgt der Murger Phil Oberle dafür, dass alle Maschinen einwandfrei laufen. Seit Februar dieses Jahres hat er seine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen.

Mehr Inhalt – längere Ausbildung

Maschinen verstehen, pflegen und reparieren- das sind grundlegende Aufgaben eines jeden Industriemechanikers. Anders als bei anderen Ausbildungen, müssen die Azubis dabei sogar 3,5 Jahre in die Lehre gehen. Der Grund dafür? Das große Spektrum an Wissen, das man für die Bedienung unterschiedlichster Maschinen brauche, erklärt Phil Oberle.

Für die Theorie geht es dabei in die Gewerbeschule nach Bad Säckingen. Neben normalen Fächern, wie Englisch und Mathematik, hat man dort auch das Fach „BFK“- Berufsfachliche Kompetenzen. „Da kommen zu 90 Prozent Dinge, die mich interessieren und die ich dann eben auch gerne lerne“, so der 19-Jährige.

Bild 1: Maschinen faszinieren ihn: Phil Oberle lernt Industriemechaniker
Bild: Viktoria Bäumle

Angefangen mit der Ausbildung hat er nach einem Jahr auf der Metallfachschule in Bad Säckingen mit einem einwöchigen Praktikum bei Höganäs. „Davor habe ich sieben oder acht Praktika gemacht, in Bereichen, die mich interessiert haben“, so Phil Oberle.

Das Praktikum im Werk habe ihm da am meisten Spaß gemacht, der kurze Fahrtweg von Murg nach Rhina sei ebenfalls ins Gewicht gefallen, meint der Murger. Schnupperwochen empfiehlt der 19- Jährige sowieso jeden, der nach der Schule noch nicht so recht weiß, wo die berufliche Reise hingehen soll. Die Ausbildung zum Industriemechaniker sei vor allem etwas für technikbegeisterte Menschen, die dazu noch handwerkliches Verständnis mitbringen, so Phil Oberle. Seine Kollegin aus der Personalabteilung Jenny Seib fügt hinzu: „Man sollte sich dafür interessieren, wie Maschinen funktionieren und wie sie zusammengebaut sind“.

Von den Grundlagen bis zur Selbstständigkeit

Obligatorische Programmpunkte im ersten Lehrjahr? Handsägen, Feilen, Fräsen und Bohren mit Metallen. „Die Grundlagen bilden den Baustein für die späteren Jahre“, erklärt der ausgebildete Industriemechaniker. Im zweiten Lehrjahr helfe man dann schon Gesellen bei einfacheren Arbeiten. Bis dahin müssten allerdings schon die Grundlagen sitzen, denn im zweiten Lehrjahr gehe es für die Azubis zur Zwischenprüfung in einen anderen Betrieb. Einen ganzen Tag wird dort geprüft, ob die Lehrlinge auch fremde Maschinen bedienen können. Das sei gar nicht so einfach gewesen, erklärt Phil Oberle und fügt hinzu: „die Prüfung hat mit mir nur ein anderer Azubi geschafft, die restlichen sind nicht fertig geworden“.

Der 19-jährige Phil Oberle vor dem Höganäs Werk in Rhina. Vor 2018 wurde es noch dem Unternehmen H.C. Starck geführt.
Der 19-jährige Phil Oberle vor dem Höganäs Werk in Rhina. Vor 2018 wurde es noch dem Unternehmen H.C. Starck geführt. | Bild: Viktoria Bäumle

Im dritten und vierten Lehrjahr übernähmen die Lehrlinge dann immer mehr Verantwortung, schildert der Geselle. Für den Betrieb in Rhina bedeutet das konkret: Dafür zu sorgen, dass die Produktionsanlagen laufen. „Mit der Zeit bekommt man dann mehr Erfahrung und eine Art Bauchgefühl und man hört schon was den Maschinen fehlt“, meint Jenny Seib. Mit knapp 500.000 Tonnen jährlich prodozierten Eisen- und Metallpulver ist Höganäs, nach eigenem Angeben, der Weltmarktführer in dieser Sparte. Viel Verantwortung also, die Phil Oberle mit knapp 250 Angestellten im Werk teilt.

Die lange Industriegeschichte in Rhina- von H.C Starck bis Höganäs

Vielen fällt zu dem Werk in der Säckinger Straße immer noch ein anderer Name ein – die H.C. Starck. Jene Firma ließ sich ab 1920 in Rhina nieder und war ein großer Bestandteil des industriellen Laufenburgs. Die beiden Werke der H.C. Starck, die zwischen den beiden Gemeinden Murg und Laufenburg liegen, stellten unter anderem Metalle oder Pflanzenschutzmittel her.

Doch seit 2018 wird das Werk an der B34, indem thermisches Spritzpulver hergestellt wird, von dem schwedischen Unternehmen Höganäs betrieben. Gründet wurde das Werk 1906, als Verfahrensstätte zur Nutzung von Luftstickstoff und gehörte zeitweise dem Kraftwerk Laufenburg. Das hergestellte Beschichtungspulver kommt vor allem in der Automobilindustrie oder in der Luftfahrttechnik zum Einsatz.

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