Eigentlich kommt hier keiner rein und immer wieder weist an diesem Tag auch Schlossverwalterin Stefanie Brand neugierige Passanten darauf hin: „Dieser Turm ist nicht öffentlich.“

Nur die Gewinner der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ durften am Mittwoch in den Bad Säckinger Diebsturm und auch ganz hoch hinauf. Gespannt hörten sie den Schliderungen von Hans-Martin Vögtle zu, der eigentlich als Nachtwächter Interessierte durch die Stadt führt.

Hans-Martin Vögtle erläutert wie die Stadt 1804 ausgesehen hat.
Hans-Martin Vögtle erläutert wie die Stadt 1804 ausgesehen hat. | Bild: Wehrle, Verena

Mit einem von ihm selbst hergestellten und maßstabsgetreuen Holzstich der Stadt auf einem Grundriss von 1804 erläuterte er, wie die Stadt damals aussah. Und schon bald staunte jeder über das erstaunliche und breite Wissen von Vögtle.

Er erklärte, dass der Name des Turms nichts mit „Dieben“ zu tun hat, sondern mit dem englischen Wort für Tiefe. Und der Turm seine ursprüngliche Form schon längst nicht mehr hat. Der Diebsturm war Teil der Stadtmauer, wurde 1864 durch Theodor Bally neugotisch umgebaut und 1978 erneut renoviert. Viele Steine aus der Rheinsburg Murg finden sich in ihm. Vögtle erzählte mit seinem typischen Charme und einer guten Portion Witz.

Die Aussicht vom Turm herab durch ein Fenster fotografiert. Bild: Verena Wehrle
Die Aussicht vom Turm herab durch ein Fenster fotografiert. Bild: Verena Wehrle | Bild: Wehrle, Verena

Er berichtete, wie im zweiten Weltkrieg im Turm eine Flugzeug-Beobachtungsstation und ein Splitterschutzbunker eingebaut wurden, der 1950 wieder abgetragen wurde. Und wie Kunstmaler Werner Dietz später dort seine Malschule einrichtete und zeitweise selbst im Turm wohnte, dafür aber ein Bild pro Jahr als Pachtzins an die Stadt abgeben musste.

Die Aussicht vom Turm herab ist wunderbar.
Die Aussicht vom Turm herab ist wunderbar. | Bild: Wehrle, Verena

Dann ging es die Außentreppe den Turm hinauf. Vögtle animierte die unverheirateten Frauen, sich im Trauzimmer des Turms bald trauen zu lassen. Eine Etage weiter oben gebe es nach der Vermählung den Sektempfang. Denn für Trauungen kann man den Turm mieten.

Ein Blick in das Trauzimmer.
Ein Blick in das Trauzimmer. | Bild: Wehrle, Verena

Oben bei den Zinnen des Turm, die laut Vögtle übrigens nie eine Funktion hatten, folgte dann der Höhepunkt: Eine wunderbare Aussicht belohnt die Teilnehmer für den Aufstieg. „Hier sind wir im grünen Meer, es ist schön ruhig und ein Traum“, sagt Vögtle.

Die Teilnehmer fotografierten sich gegenseitig in der wunderbaren Kulisse und staunten nicht schlecht. „Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes“, sagte eine junge Frau, während eine andere sich freute dass sie – nicht wie sonst bei Trauungen nur vor dem Turm stand – sondern endlich einmal selbst hinein durfte.

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