Das Projekt Gesundheitscampus Bad Säckingen hängt immer noch am seidenen Faden – aber immerhin hängt es noch. Bürgermeister Alexander Guhl und Geschäftsführer Jörg Blattmann drehen mit Planer immer wieder Verhandlungsrunden, um Möglichkeiten für Kostenreduzierungen zu finden.
Viele Gespräche werden geführt
Auf Anfrage sagte der Bürgermeister: „Aktuell sind wir weiter in den Gesprächen, um Einsparungen auszuloten.“ Hierin sieht Guhl noch Chancen, das Projekt zu retten. Aber dies sei nicht der einzige Ansatz.
Wie mehrfach berichtet, ist das Projekt Campus in finanzielle Schieflage geraten. Zur Jahreswende sollte das Ärztezentrum eigentlich in Betrieb gehen, ein Jahr später das Altenpflegeheim St. Marienhaus einziehen. Aber die Stadt kann zum jetzigen Zeitpunkt keine belastbare Perspektive geben.
Die Baukosten sind derart explodiert, dass sie nicht mehr finanzierbar scheinen. Die ursprüngliche Kalkulation lag bei 28 Millionen, letzter Stand waren Gesamtkosten von 43,8 Millionen Euro. Doch keiner weiß genau, wie es zu dieser extremen Kostensteigerung kam. Die Baustelle steht still.
Gespräch mit Mietern: Sie sollen mehr zahlen
Gleichzeitig finden nun laut Bürgermeister Alexander Guhl auch Gespräche mit den geplanten Mietern statt, also den Ärzten, die bereits im nächsten Jahr im ehemaligen Spital praktizieren wollten.
Mit ihnen wurden zwar Verträge geschlossen, allerdings muss angesichts der Lage dennoch über die Bereitschaft zu Mieterhöhung verhandelt werden.
Gespräche mit Unternehmen: Sie sollen weniger verlangen
Weitere Verhandlungen finden mit Bauunternehmen statt. Hier werde laut Guhl abgeklärt, ob und wie sich das Projekt mit einem günstigen Kostenrahmen realisieren lässt. Es gehe dabei auch um Planungsalternativen beispielsweise in den Obergeschossen.
In den Obergeschossen soll nach bisheriger Planung Anfang 2024 das Altenpflegeheim St. Marienhaus einziehen. Denn das Marienhaus hat derzeit nur eine Befristete Betriebserlaubnis, weil die Vorschriften der Heimbauverordnung zu Einzelzimmern nicht eingehalten werden kann.
Die ersten Anzeichen
Erste Anzeichen zu Baukostenexplosion hatte es bereits im Frühjahr gegeben. Noch kurz vor der Sommerpause genehmigte der Gemeinderat eine höhere Kreditaufnahme. Da war man noch von 35 Millionen Euro Kosten ausgegangen. Mitte August sah es dann aber plötzlich ganz düster aus. Die Planer sprachen von knapp 44 Millionen.
Zu diesem Zeitpunkt zogen sich die Baufirmen von der Baustelle zurück. Noch ist die Gefahr der Insolvenz nicht abgewendet. Bislang sind im ehemaligen Spital 15 Millionen Euro verbaut. Die Immobilie gehört dem Landkreis Waldshut. Es wurde der Stadt für den Gesundheitscampus über einen Erbbaurechtsvertrag überlassen. Ein Konstrukt, das die jetzige Situation nicht einfacher macht.