Herr Thomann, bereits mit 22 Jahren haben Sie sich zum Vorsitzenden des Radsportvereins wählen lassen. Hätten Sie damals gedacht, dass 30 Jahre daraus werden?
Nein, damals hatte ich mir eigentlich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Aber der Radsportverein war immer meine zweite Heimat und ich habe mich entsprechend wohlgefühlt.
Was hat Sie eigentlich dazu veranlasst, dem Radsportverein beizutreten?
Ich kam über die Musik zum Verein, zwei Jahre bevor ich zum Vorsitzenden gewählt worden bin. Denn mit Sport hatte ich nie etwas am Hut. Ich war bei den Schalmeien, die damals von Werner Thomann geleitet worden sind. Als Werner Thomann dann die Leitung abgeben wollte, sollte ich die Gruppe übernehmen. Der Gesamtvorstand war dann aber der Meinung, dass ein Abteilungsleiter auch zum Vorstand gehören müsse. Und darum begann meine Karriere beim Radsportverein mit dem Amt des Beisitzers. Und als dann mein Vorgänger Franz Wunderle seinen Vorsitz abgeben wollte, wurde ich gewählt.
In den 30 Jahren hat sich bestimmt viel getan bei den Radsportlern?
Zunächst bestand der Radsportverein aus den Gruppen Korso, Theater und Radball. Später kamen dann Aerobic und Kunstrad dazu. Das war dann auch der Anlass, einzelne Abteilungen zu gründen, die jeweils einen eigenen Leiter haben.
Bei den vielen Abteilungen ist sicher jede Menge Arbeit für Sie abgefallen?
Der Verein ist so gut aufgestellt und die einzelnen Abteilungen haben so tolle Leute. Die Mitglieder haben es mir wirklich leicht gemacht. Die Mitglieder habe ich immer so motiviert, in dem ich es vorgemacht und sie nicht nur von hinten getrieben habe. Ich war immer froh, die Sachen mit eigenen Augen zu sehen, dann kann man auch entsprechend reagieren. Natürlich gab es auch Zeiten in einem Verein, in denen so manche Klippe umschifft werden musste, aber die Mitglieder waren immer motiviert und haben mit mir zusammengearbeitet.
Wie kam es, dass Sie so viele Jahre Vorsitzender waren?
(schmunzelt) Einer meiner Vorgänger hatte damals zum 75-jährigen Jubiläum des Vereins Festdamen an seiner Seite. Und das wollte ich auch. Deshalb musste ich eben durchhalten, bis der Verein das Hundertjährige gefeiert hat.
Neben dem Radsportverein sind Sie Familienvater, Mitglied beim Musikverein, gehören zu den Flößern, sind Museumsdirektor, entwerfen und bauen die Bühne im Gloria-Theater und haben einen Vollzeitjob. Hat der Tag für Sie mehr als 24 Stunden oder was ist Ihr Geheimnis?
Natürlich gehört da schon Organisationstalent dazu. Aber ich habe auch eine tolle Familie, die mir den Rücken freihält und ganz dahintersteht.
Mit welchem Gefühl haben Sie sich am Freitag auf den Weg zu Hauptversammlung gemacht?
Oh, die Hauptversammlung ist nicht ohne Spuren an mir vorbeigegangen. Der RSV war immer schon meine Heimat und der Job hat mir immer sehr viel Spaß gemacht.
Tröstet es Sie, dass das Amt des Vorsitzenden mit der Wahl Ihres Neffen Nico Joos in der Familie geblieben ist?
Ich habe Nico schon vor geraumer Zeit auf dieses Amt vorbereitet und bin mir sicher, dass er es gut machen wird. Aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für den Wechsel gewesen, denn der Verein verjüngt sich gerade.
Können Sie sich jetzt richtig von Ihrem Amt lösen oder sind Sie versucht, hier und da ein paar gut gemeinte Ratschläge zu geben?
Grundsätzlich wäre ich sicher enttäuscht, wenn sie mich nicht ab und zu fragen würden. Aber ich halte mich sonst ganz raus.
Ist Ihr Rücktritt vom Amt jetzt der Beginn des Ruhestandes?
Ich bin jetzt seit 40 Jahren aktiv beim Musikverein und immer noch mit viel Spaß dabei. Denn Musik habe ich immer schon gerne gemacht. Bei den Flößern bleibe ich wegen dem Brauchtum und der Bühnenbau beim Gloria bleibt, denn ich bin ein großer Musicalfan. Das Programm im Müllmuseum werde ich sogar mit mehr Öffnungszeiten weiter ausbauen.
Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Ich freue mich darauf, nicht mehr vorausdenken zu müssen, sondern einfach nur Arbeitsdienste zu absolvieren. Ich werde endlich mehr Zeit für meine Familie haben und vielleicht auch mehr Freizeit.
Zur Person
Der 52-Jährige Karl Thomann ist gebürtiger Wallbacher und lebt mit seiner Familie immer noch in dem Bad Säckinger Ortsteil. Neben dem Radsportverein ist Thomann auch Mitglied beim Musikverein Wallbach, entwirft und baut die Bühne für das Gloria-Theater, gehört zu den Flößern und ist Museumsdirektor im einzigartigen Müllmuseum. Bis vor wenigen Jahren war er außerdem Mitglied bei der Wallbacher Feuerwehr.