Seine Begeisterung für große Baumaschinen wurde einem 44-jährigen Schwenninger jüngst zum großen Verhängnis: Die Sturmbühlstraße ist nach seinem Einsatz beim Hausbau weiter gesperrt, zwei Gebäude sind einsturzgefährdet.
Wie kann es so weit überhaupt kommen, braucht man da nicht einen Führerschein?, fragen sich nun viele Doppelstädter. Doch das Baggern nach Büro-Feierabend, es ist ganz problemlos möglich und auch in VS offenbar eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
Sie sind Ärzte, Buchhalter oder Verkäufer. Ganz egal. Am Abend, am Wochenende sind sie alle Bauarbeiter. Sie baggern Pools aus, planieren Gärten, reißen ab und ziehen Wände hoch. Dabei oft mit im Einsatz: Große Maschinen. „Bei uns leihen häufiger Privatleute Baumaschinen aus“, bestätigt Darius Haida, Mietparkleiter bei der Villinger Firma Niklaus Baugeräte.
Haida ist Herr über den Traum aller Hobby-Bauherren: Rüttelplatten, Bohrgeräte, Walzen, kleine Bagger, große Bagger. Auch echte Schaufel-Riesen wie der, der in der Sturmbühlstraße im verhängnisvollen Einsatz war, gehören dazu. Besagtes tonnenschweres Gerät stammt allerdings nicht aus dem Mietpark, sondern soll sich im Privatbesitz des Baggerfahrers befinden.

Für rund 300 Euro Mietpreis pro Tag steht dem Baggervergnügen für jedermann in dem Elf-Tonnen-Giganten der Villinger Firma nichts im Weg. Zwar gibt es für solche Gefährte einen speziellen Baumaschinenführerschein, doch für den Einsatz auf dem Privatgrundstück ist der gar nicht nötig, erklärt Darius Haida. „Es kann jeder auch den großen Bagger mieten“, bestätigt der Fachmann.
Vor dem Einsatz gibt es für die Freizeit-Bauarbeiter eine ausführliche Einweisung, die bis zu einer Stunde dauern kann. Das A und O, damit später alles klappt. „So schwer ist das dann nicht“, weiß der Mietparkleiter, „das läuft eigentlich total reibungslos“. Der mächtige Mobilbagger mit Rädern etwa fährt sich fast wie ein Auto mit Gasregler und Bremse, der Unterschied: Er hat keine Gänge. Die Grabwerkzeuge werden per Joystick gesteuert.
Dass einer der ganz großen Bagger von einem Zahnarzt oder einem Computerexperten ausgeliehen werden, sei ohnehin nicht allzu häufig, erzählt Experte Haida. Den holen sich meist Fachleute, die Hobby-Fahrer nehmen in der Regel mit dem zierlichen Zwei-Tonnen-Minibagger vorlieb.

Vorfälle und Schäden gebe es dabei äußerst selten, so Darius Haida. „Sehr viele Privatleute haben da auch großen Respekt und sind sehr vorsichtig“, erzählt er. Für den Fall der Fälle ist auch eine Versicherung im Mietpreis enthalten. Doch für einen Schaden, wie ihn der 44-Jährige in Schwenningen angerichtet hat, sei die natürlich nicht zuständig. „Da wäre dann ja nicht unser Bagger schuld, sondern der Fahrer“, so Haida.
„Sehr viele Privatleute haben da auch großen Respekt und sind sehr vorsichtig.“Darius Haida, Baumaschinen-Experte
Das Freizeit-Baggern – es ist noch eine echte Männerwelt, bestätigt der Mietparkleiter. Dass eine Dame sich ans Steuer eines solchen Schaufelfahrzeugs gesetzt hat, hat er kaum je erlebt. An eine einzige Frau erinnert sich Niederlassungsleiter Markus Glatz: Diese habe einst einen fünf Tonnen schweren Radlader abgeholt.
Manchmal komme es vor, dass ein Privatmann selbst einen oft über 100.000 Euro teuren Bagger kauft – wie offenbar auch der 44-Jährige Schwenninger. Dann nämlich, wenn dieser Bauherr ein Groß-Projekt hat, das sich mit Feierabend-Einsätzen entsprechend lange Zeit zieht, weiß Darius Haida. Nach dem Einsatz wird das große Gefährt dann fast immer weiterverkauft. Und der Arzt, der Buchhalter – der ist dann einfach wieder Spezialist für Bauchweh oder Bilanzen.