2022 war ein äußerst ungemütliches Jahr für Fische und andere Kleinlebewesen in den Gewässern des Schwarzwald-Baar-Kreises: Es war viel zu warm und die Gewässer mussten Niedrigstwasserstände verkraften. Teilweise kam es zum Fischsterben wie in der Breg. Doch wie sieht es im Sommer 2023 aus? Gefühlsmäßig regnet es doch viel mehr.
Von einer spürbaren Entspannung kann allerdings 2023 keine Rede sein. Das ergeben die Zahlen, die das Landratsamt auf Anfrage auswertete. „In den vergangenen Wochen und Monaten war es insgesamt zu trocken, wie an den niedrigen Pegelständen erkennbar ist“, heißt es in der Bestandsaufnahme.
Vorübergehend besser
Die aktuellen Niederschläge sorgen vorübergehend für eine Entspannung. Vor allem bei kurzen Niederschlägen kann es jedoch sein, dass die kaum bis ins Gewässer gelangen und größtenteils vom Boden und den Pflanzen aufgenommen werden, erklärt Sprecherin Heike Frank weiter.
Dass es den Wasserlebewesen diesen Sommer besser geht, liegt an etwas ganz anderem: Im Vergleich zu 2022 seien die Gewässerlebewesen weniger unter Stress, da die Temperaturen deutlich niedriger seien. „Dadurch ist die Sauerstoffkonzentration in den Gewässern höher und die Fischsterblichkeit somit deutlich geringer“, erklärt Frank weiter.

Das bestätigen die Praktiker vor Ort genauso: Trotz der Regenfälle ist der Wasserstand der oberen Brigach nicht wesentlich höher, berichtet Klaus Lachner, Vorsitzender des Angelvereins St. Georgen. „Das hat mich selbst überrascht.“
Dennoch geht er nicht davon aus, dass es 2023 noch einmal zu einer ähnlich dramatischen Lage wie im vergangenen Jahr kommt. Das liege einfach daran, dass die Nächte wesentlich kühler werden, teilweise liegen die Temperaturen unter zehn Grad. Und dass es im September noch einmal zu einer längeren Trockenheitsphase kommt, glaubt Lachner nicht.
Flüsse und Bäche verschatten
Das Thema ist aber nicht ausgestanden. Was in Zukunft getan werden müsse, werde vom Landesfischereiverband „mantramäßig“ gepredigt: Renaturierung, wo immer es geht und entlang der Ufer von Bächen und Flüssen Beschattungsmöglichkeiten schaffen, also Bäume pflanzen. Die sollten dann aber wiederum vor den Bibern geschützt werden.
Grundsätzlich geht Lachner davon aus, dass die Fische, die den Schwarzwald bekannt machten, künftig nicht mehr so oft gibt: statt Forellen, also mehr Karpfen oder Rotaugen zum Beispiel. Derzeit sei nur noch die Forellenpopulation bei Furtwangen einigermaßen stabil.
„Noch ist keine Entspannung in Sicht.“Michael Birk, Vorsitzender Fischereivereinigung Hüfingen
Doch schon im weiteren Verlauf der Breg wird es wieder kritischer. Vor allem in Hüfingen, wo Michael Birk, Vorsitzender der Fischervereinigung, feststellt, dass „keine Entspannung“ in Sicht ist. Es fehlt nach wie vor an Niederschlägen und wenn es regnet, kommt das Wasser nicht merklich im Fluss an.
Besorgniserregend sei die Situation in der letzten Juliwoche oberhalb Hüfingens gewesen, als sich äußerst wenig Wasser im Fluss befand. Eine Anfrage, aus Kirnbergsee und Linachtalstausperre Wasser abzulassen, um den Wasserstand zu erhöhen, wurden von den Behörden aber abschlägig beschieden.
Hilft ein See im Rückhaltebecken?
Für die Zukunft kann sich Birk vorstellen, im Hochwasserrückhaltebecken Wolterdingen schon im Frühjahr bei Schneeschmelze und stärkeren Niederschlägen einen kleinen See anzulegen, um so auch in den Sommermonaten den Wasserstand der Breg regulieren zu können.
Durch die aktuellen Niederschläge sei keine langfristige Entspannung zu erwarten, betont Verwaltungssprecherin Frank, da das Wasser, das bis in die Bäche und Flüsse gelange, schnell wieder abgeflossen sei und das restliche Wasser zum größten Teil von Pflanzen aufgenommen werde oder direkt verdunste. „Für einen längerfristigen Anstieg der Gewässerstände müsste das Wasser bis ins Grundwasser gelangen, von wo es dann in die Gewässer fließen kann“, bilanziert die Frank abschließend.