Schul- und Vereinsschwimmen, Seniorensport und Wassergewöhnung für Babys: Die Wasserflächen in Konstanz und den umliegenden Therapiebädern sind ohnehin das ganze Jahr über umkämpft. Doch ab Pfingsten taucht immer wieder ein weiteres Problem auf: Das Wasser im Hallenbad am Seerhein wird vom Beginn der Pfingstferien bis zum Ende der Sommerferien abgelassen.

So auch in diesem Jahr. „Das Hallenbad schließen wir am Samstag, 27. Mai. Es wird bis Sonntag, 17. September, geschlossen sein“, bestätigt die Bädergesellschaft Konstanz. Für den Schwimmklub Sparta ist das ein deutlicher Einschnitt in den Trainingsbetrieb.
So sagt die Vereinsvorsitzende Ursula Klaußner: „Durch die Schließung entfällt für die linksrheinischen Schulen der Schwimmunterricht und den Vereinen entgehen Trainingsmöglichkeiten, die nicht durch die anderen Bäder aufgefangen werden. Von den fehlenden Kursstunden für Nichtschwimmer will ich erst gar nicht reden.“

Sparta trainiert die geübten Schwimmer dienstags und donnerstags ausschließlich im Hallenbad am Seerhein. Zweimal pro Woche finden dort zusätzlich Anfängerkurse statt. „Dadurch, dass das Bad über den Sommer schließt, haben unsere im Schnitt 250 Mitglieder keine Ersatzstunden, um zu trainieren“, so Klaußner. Auch die DLRG Konstanz und der Ausdauersportclub (ASC) schwimmen regelmäßig im alten Hallenbad.
Die DLRG nutzt das Becken für alle Kurse vom Anfängerschwimmen bis zum Training der Rettungsschwimmer. Doch über den Sommer benötige die DLRG das Hallenbad nicht, sagt Clemens Menge, Vorsitzender der Konstanzer Ortsgruppe: „Wir starten erst wieder im September mit Kursen und Training in der Halle, denn im Sommer haben wir andere Aufgaben.“

Damit meint er die Aufsicht in den Strandbädern und viele Einsätze am See. Trainiert wird während der warmen Monate im Bodensee. Der ASC verlagert das Training ab Pfingsten ins Freibad der Konstanzer Therme.
Die Bädergesellschaft Konstanz (BGK) kennt den Wunsch des Schwimmklubs Sparta und der Schulen, das Wasser im Hallenbad im Sommer nicht abzulassen. Doch es gebe keine andere Möglichkeit, schreibt die Pressestelle auf Nachfrage: „Während der Pfingstschulferien steht das Bad leer. Und nach den Ferien können die Schulen zum Teil ins Freibad wechseln. Außerdem setzen nicht alle Schulen den Schwimmunterricht bis zu den Sommerferien fort.“
Vor allem zwei Gründe sprechen aus Sicht der Bädergesellschaft dagegen, das Hallenbad in diesem Jahr ausnahmsweise in Betrieb zu lassen: Die Kosten und die Technik. „Das Bad sollte im vergangenen Herbst ganz stillgelegt werden. Der Gemeinderat hatte sich in seiner Sitzung am 13. Dezember 2023 zwar dagegen entschieden, aber eine Kostenoptimierung gefordert“, teilt die Bädergesellschaft mit.
Badbetrieb deckt nur die Hälfte der Kosten
Das Wasser im Becken zu belassen, sei schlicht zu teuer: „Ein Betriebstag kostet rund 1000 Euro. Die Einnahmen pro Tag belaufen sich aktuell aber nur auf ungefähr die Hälfte davon, sodass jeder weitere Betriebstag das Defizit erhöht, was im Wirtschaftsplan nicht vorgesehen ist“, so die Pressestelle. Die Belegung müsste so ausgeweitet werden, dass der Betrieb kostendeckend funktioniert. „Man darf nicht verschweigen, dass die Stadt für das Schulschwimmen und weite Teile des Vereinsschwimmens aufkommt und nicht Private.“

Auch die alte Schwimmbadtechnik verhindere, dass das Hallenbad über den Sommer weiter in Betrieb sein kann. Denn nach wie vor hängen das Hallenbad und das Kinderplanschbecken des Rheinstrandbads an demselben Wasserkreislauf, über den unter anderem die Chlormenge gesteuert wird.
Die geforderten Wasserwerte können bei einem gleichzeitigen Betrieb von Kinderplanschbecken und Hallenbad nicht eingehalten werden. Aus diesem Grund blieb das Kinderplanschbecken im Rheinstrandbad im Jahr 2021 ausnahmsweise von Pfingsten bis September geschlossen, weil das Hallenbad ausnahmsweise über den Sommer geöffnet blieb. Im aktuellen Jahr wird es wieder umgekehrt sein.
Die beiden Wasserkreisläufe technisch zu trennen, ist nach wie vor ein Ziel der Bädergesellschaft – aber derzeit auch zu teuer. „Zu unserem Bedauern haben wir keine andere Möglichkeit, als das Hallenbad im Sommer zu schließen“, teilt die Bädergesellschaft mit. Bliebe das Bad im Sommer geöffnet, „müsste Sparta weitaus mehr bezahlen, um die Kosten zu tragen“. So wird dem Bad in wenigen Tagen erneut der Stöpsel gezogen.