Noch ist der Mai, der Monat mit dem sonnigen Image, nicht so weit. Es regnet, es wird warm und schon regnet es wieder. Die Bäderbetriebe in Konstanz sind auf die Saison eingerichtet, haben aber dennoch aus der Regennot eine Tugend gemacht. Die Badesaison soll dieses Jahr erst Ende Mai – vermutlich am letzten Wochenende des Monats – am Strandbad Horn eröffnet werden.

Hörnle wird für die Saison fit gemacht

Dass es dieses Jahr langsamer geht mit der Eröffnung der Badesaison, passt der Bädergesellschaft auch sonst ganz gut: Die Baumaßnahmen am Hörnle, die Herstellung eines Matsch-Spielplatzes für die ganz Kleinen, sind zwar abgeschlossen, „aber es könnte nicht schaden, wenn das Gras noch anwachsen dürfte“, sagt Jan Blessing, Schwimmmeister am Strandbad Hörnle. Außerdem geht es darum, dafür zu sorgen, dass ausreichend Badaufsichten zur Verfügung stehen.

Aktuell sei am Hörnle ist noch eine Stelle für den Saisonbeginn offen, sagt Josef Siebler, Sprecher der Stadtwerke und auch der Bädergesellschaft auf Nachfrage des SÜDKURIER. Und auch Jan Blessing ist nicht ganz überzeugt, ob es gelingt, ausreichend Aufsichtspersonal bis Saisonbeginn zu rekrutieren.

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Es fehlt an Rettungsschwimmern

Die Sache ist doppelt heikel: Zum einen fehle es generell an Personal in diesem Beruf, der eine hohe Verantwortung umfasst und sportliche Kompetenz. So müsse beispielsweise eine Rettungsschwimmer-Ausbildung aus dem Ausland erst in Deutschland anerkannt werden. „Zudem haben wir selbst erst kürzlich die Standards erhöht“, sagt Blessing.

Eine Person allein dürfe nicht mehr Aufsicht führen, es müssen zwei Personen vor Ort sein. „Die Aggressionen der Gäste sind gestiegen, dazu kommt der hohe Diskussionsbedarf. Das ist einer Aufsicht allein nicht zuzumuten“, sagt Blessing. Er hofft, dass sich in kurzer Zeit noch eine qualifizierte Person findet. Gelegentlich bekomme er eine Aushilfe aus der Therme gestellt, aber das ist keine dauerhafte Lösung.

Im Sommer (unser Archivbild zeigt die Saison 2021) ist es am Strandbad Hörnle in Konstanz richtig voll. Da müssen die Badeaufsichten ...
Im Sommer (unser Archivbild zeigt die Saison 2021) ist es am Strandbad Hörnle in Konstanz richtig voll. Da müssen die Badeaufsichten sowohl von den Bäderbetrieben Konstanz als der DLRG viele Menschen im Auge behalten. | Bild: Eva Marie Stegmann | SK-Archiv

Auch die DLRG hat Besetzungsprobleme

An den Wochenenden werden die Strandbäder in Konstanz bei der Aufsicht durch die DLRG unterstützt. Er versuche, auch die Sommer- und Pfingstferien die Aufsicht durch Rettungsschwimmer zu besetzen. Doch auch dabei gebe es noch Lücken.

Das bestätigt auch Clemens Menge. Er ist der Vorsitzende des Konstanzer Ortsverbandes der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Er sagt: „Ja, das stimmt. Es ist schwierig, die Dienste zu besetzen.“ Dabei habe man nicht mal unbedingt das Problem, dass es zu wenig Vereinsmitglieder gebe. „Wir haben eigentlich keinen Nachwuchsmangel, sondern immer weniger Leute sind bereit, was zu tun und Dienste zu übernehmen“, erklärt er.

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Trotzdem: Mit dem Start der Badesaison am Pfingstwochenende werden die DLRG-Stationen besetzt sein. Wie gut die Besetzung über die Saison bis September sein werde, könne er jetzt noch nicht abschätzen.

Wie könnte das Problem des Personalmangels mittelfristig gelöst werden? Eine schnelle Lösung hat Jan Blessing dazu nicht parat. Einige Ideen hat er aber zum Thema. „Das Problem ist ja deutschlandweit akut“, sagt Blessing. Nur in Deutschland seien die Anforderungen an eine Badeaufsicht so hoch.

Technische Hilfsmittel können Leben retten

Eine Option könne in technischen Hilfsmitteln stecken. So seien intelligente Kamerasysteme in der Lage, anhand von Bewegungen im Wasser zu erkennen, ob ein Schwimmer oder ein Kind, das nicht schwimmen kann, in Gefahr sei. „Im Zweifelsfall können sie das zuverlässiger als Menschen“, sagt Blessing. Dann werde ein Alarm ausgelöst und ein Rettungsschwimmer könne so sehr schnell vor Ort sein, ohne stets den Gesamtüberblick wahren zu müssen.

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Doch im Moment gebe es noch gar keinen Rechtsrahmen für eine solche Kameraüberwachung in Deutschland. Die DLRG allerdings arbeite bereits mit Versuchen der Drohnenrettung, die auf einem ähnlichen Prinzip beruht: Die Drohnenkamera erkennt einen Schwimmer in Not und kann nur wenig später einen Rettungsgegenstand über dem Schwimmer abwerfen: Auch dies beschleunigt den Rettungsprozess erheblich.

Bis es soweit ist, dass intelligente Rettungssysteme eingesetzt werden dürfe, werde man vermutlich irgendwann auf mehr Eigenverantwortung der Badegäste setzen müssen, glaubt Blessing. In diesem Zusammenhang hat er eine große Bitte an alle Badegäste: Eltern sollten vor allem ihre Kinder, die noch nicht sicher schwimmen, nie aus den Augen lassen. Schon der Blick aufs Handy könne dazu führen, dass Eltern im nächsten Moment nicht wissen, wo das Kind ist und eine bange und fürs Kind gefährliche Situation durchleben.