„Wenn viele Mitglieder in den Versammlungen sind, dann ist das oft kein gutes Zeichen, denn dann besteht großer Diskussionsbedarf“, so der Konstanzer Sportamtschef Frank Schädler zum Auftakt der Mitgliederversammlung des Stadtsportverbandes Konstanz (SSV) im gut besetzten Tagungsraum der Volksbank. Er wird schnell konkret: „Wir haben ein schweres Jahr hinter uns, aber es liegen noch mehrere schwere vor uns!“

Die Themenbereiche, die wohl viel Gesprächsstoff im Sport, aber auch in der Lokalpolitik liefern dürften: Die Nutzungsgebühren von städtischen Sportanlagen und die Neufassung der Sportförderrichtlinien, denn in beiden Bereichen drohen Kürzungen. Immerhin hatte Schädler noch ein Ass im Ärmel: Das Landesturnfest, das im Jahr 2001 bereits in Konstanz stattfand, soll im Jahr 2026 wieder an den Bodensee kommen.
Der SSV-Vorsitzende Martin Müller zückte einen Flyer, mit dem Oberbürgermeister Uli Burchardt ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter zum Erfahrungsaustausch unter dem Motto „Engagement braucht Zukunft – Zukunft braucht Engagement“ einlud (am 27. Juni 2023 im Bodenseeforum). Er nannte solche Termine „Kopfstreichelabende“, in denen das Ehrenamt zwar gelobt wird, aber an konkreten Hilfsmaßnahmen mangele es.
„Was sind wir wert im Ehrenamt? Warum gibt es zum Beispiel keinen Altstadtlauf mehr?“, sind nur zwei Fragen, die Müller in Richtung Politik und Stadtspitze schickte. Er wies auf Auflagen hin, die viele Veranstaltungen unmöglich machten und den Sportvereinen das Leben erschwerten. „Loben ja, aber Unterstützung – nein!“, fasste er zusammen.
Zwar betonte Müller, dass er keine Neiddiskussion zwischen Sport und Kultur wünsche, dennoch habe er in der heißen Diskussionsphase des letzten Jahres festgestellt, dass nicht auf Augenhöhe agiert worden sei. „Wir haben Plakate gemalt, das Symphonieorchester hingegen hatte das Budget, zwei Busse zu beschriften!“, wundert sich Müller darüber, wofür in der Kultur Mittel zur Verfügung stünden.
Sportler vermissen Fairness
Was Müller ebenfalls nicht versteht: „Es wurde die Stelle des Musikvermittlers geschaffen. Wir müssten daher nun auch beantragen, dass wir einen hauptamtlichen Sportvermittler brauchen!“ Er wolle nicht, dass die Kultur gegen den Sport ausgespielt werde, aber er appellierte an faire und transparente Gespräche, in denen auch der gesellschaftliche Stellenwert des Breiten- und Leistungssports angemessen berücksichtigt werde. „Wenn wir nicht kämpfen, stehen wir auf der Seite der Verlierer!“, so der SSV-Vorsitzende, der signalisierte, dass man sich seitens des Sports weiter in der Sache unbequem zeigen werde.
SSV-Hallenreferent Harald Schuster konnte zwar vermelden, dass das Bauprojekt Schänzle 5 im Zeitplan liege und man Hallenprobleme durch Abriss (Zeppelinhalle) oder andere Nutzung (Flüchtlinge in der Wessenberg-Sporthalle) gemeinsam mit dem Sportamt halbwegs, aber nicht vollständig in den Griff bekommen habe.
Dann redete er Tacheles: „Ich bin nach wie vor wütend! Die Stadtverwaltung und der Kämmerer streicheln einem höflich den Kopf und hintenrum wird man abserviert! Es kann nicht sein, dass der Sport hier so einen so niederen Stellenwert hat.“
Schuster hat auch ein konkretes Beispiel: „Wir machen neue Sportförderrichtlinien. Alle stimmen zu, aber der Kämmerer zieht es zurück!“ Auch er zieht das Fazit: „Wir werden einfach nicht wahrgenommen!“ Als weiteres Beispiel nennt er die Jahreszuschüsse für Jugendliche. Hier gibt es 18 Euro pro Jahr; wenn es sich um Leistungssport handelt 36 Euro.
Der Zuschuss für eine einzige Theater- oder Symphonieorchesterkarte liegt schon seit Jahren bei über 70 Euro. Immerhin zeigte die Anwesenheit von sechs Gemeinderäten, dass punktuell durchaus auch in der Lokalpolitik der Sport gewürdigt wird. Der für den Sport verantwortliche Bürgermeister Andreas Osner ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen.
Vom American Football-Team Pirates Konstanz wurde das Thema Zukunft des Bodenseestadions angerissen. Allen ist bewusst, dass die Anlage marode ist und einen hohen Sanierungsbedarf hat. Allerdings betonte Harald Schuster: „Das Stadion wird zu 90 Prozent von der Kultur genutzt und nur zu 10 Prozent vom Sport. Aber 100 Prozent des Unterhalts kommt aus dem Sportbudget!“ Aktuell erschweren unter anderem Stromprobleme und Brandschutzauflagen Veranstaltungen im Bodenseestadion, meinte Frank Schädler.
Landesturnfest 2026 in Konstanz
Doch Frank Schädler hob zum Schluss nochmals das Landesturnfest 2026 hervor. Mit den guten Erinnerungen an das Jahr 2001, als der badische und der schwäbische Turnerbund erstmals ein gemeinsames Landesturnfest am Bodensee feierten, prognostizierte der Sportamtschef vier Tage mit reichlich Sport und Mitmachangeboten in der ganzen Stadt.
Er erwartet etwa 20.000 Turnerinnen und Turner zu diesem Anlass. „Das ist eine hohe Hürde, die wir vor uns haben, aber es überwiegt die Freude. Wir werden nun zeitnah auf die Vereine zugehen!“, so Schädler, denn solch ein Event benötigt dann auch viele Helfer aus den Sportvereinen und reichlich Engagement.