Seit nun acht Jahren versucht die Stadt Wehr, die Zertifizierung mit dem European Energy Award (EEA) zu erlangen. Seit einem Jahr gibt es dabei Unterstützung durch den städtischen Klimamanager Sven Geiger. Dieser präsentierte nun zum ersten Mal im Gemeinderat den Stand der Dinge – und versuchte, Erklärungen für den ungewöhnlich langen Weg zum EEA zu finden. Denn üblicherweise brauchten die Kommunen in der Region nur drei Jahre für das Zertifikat, in dem die kommunalen Klimaschutzaktivitäten zusammengefasst und bewertet werden.
Gefühlt hatte man das Zertifikat schon ein paar Mal in der Tasche. Auch Sven Geiger ist sich diesmal sicher: „Beim kommenden Audit am 25. November erwarte ich 50 Prozent.“ Tatsächlich liegt die Stadt nach der letzten Bewertung mit 47,8 Prozent immer noch knapp unter den erforderlichen 50 Prozent. „Insgesamt ist zu erkennen, dass die Anstrengungen der Stadt Wehr im Bereich Klimaschutz seit Jahren auf hohem Niveau vorangetrieben werden“, so Geiger. Als konkrete Beispiele führt Geiger das städtische Nahwärmenetz, die energietechnische Bestandsaufnahme der städtischen Gebäude und Anlagen sowie der städtischen Beleuchtung an.
Für sein energiepolitisches Arbeitsprogramm muss Geiger aber auch Kritik einsammeln: So findet sich zum 2018 abgeschlossenen Baugebiet „Breit II“ immer noch der Punkt „Nahwärmezwang“, obwohl sich bereits 2017 herausstellte, dass die Versorgung mit kalter Nahwärme nicht umsetzbar ist. Bereits im Dezember 2019 beschloss der Gemeinderat auf Antrag der Grünen-Fraktion die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes inklusive Einstellung eines Mobilitätsberaters – im aktuellen Bericht vermerkt der Klimaschutzmanager , dass man noch in Bad Säckingen nachfragen wolle. „Ja, da sind wir nicht gut. Es wird langsam Zeit. Herr Thoma hat den Ball und wir arbeiten daran“, sagte dazu Bürgermeister Michael Thater. Der städtische Umweltbeauftragte Clemens Thoma ist Teil des Energieteams für den EEA.
Mit Blick auf das Beratungsangebot auf der städtischen Homepage merkte Claudia Arnold (Grüne) an: „Es ist gut, dass Beratungen angeboten werden. Aber auf der Homepage finden sich veraltete Daten zum Thema Photovoltaik – das muss auch gepflegt werden.“
Gründe für den langen Anlauf
Als Erklärung für den langen Anlauf zum EEA führte Geiger mehrere Faktoren an: So sei die Zusammenarbeit mit der Energieagentur Freiburg nicht gut: „Wir hatten Probleme mit dem Beraterteam“, erklärt Geiger. Dazu seien im eigenen Haus wechselnde Zuständigkeiten und viele Personalwechsel eine Herausforderung gewesen. Wichtige Maßnahmen, wie die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, seien nicht bewertet worden. Zum Arbeitsbereich Vernetzung und Kommunikation, mit nur 25,6 Prozent das beständigem Sorgenkind der Stadt, seien die Anforderungen zu hoch: „Da wird etwa der Kontakt zu Unis gerne gesehen“, so Geiger.
Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung zur aktuellen Energie-Beratung der Verbraucherzentrale seien aber gut gewesen. Und auch von den versendeten Fragebögen zum Thema Nahwärme hätten gute zehn Prozent Interesse an einer Beratung geäußert – ein guter Rücklauf, so Geiger. ne Priorisierung an: „Der Katalog ist schlanker geworden. Wir sollten und nicht verzetteln sondern einzelne Themen zügig umsetzten“, so Paul Erhart (CDU).