Bisher werden nur 15 Prozent des in Wehr vorhandenen Photovoltaik-Potenzials auf Dachflächen verwendet. Damit bietet sich dort einer von vielen Ansatzpunkten zur Wärmewende, wie Vertreter von Naturenergie, ehemals Energiedienst, und des Unternehmens RBS Wave bei einer Bestands- und Potenzialanalyse am Dienstag im Wehrer Gemeinderat erklärten. Zahlreiche Potenziale bei der kommunalen Wärmeplanung wurden aufgezeigt. Doch auf dem Weg zur Klimaneutralität gibt es nach wie vor auch Herausforderungen.

Wärmeplanung war in Wehr bereits vor dem Heizungsgesetz ein Thema

Bürgermeister Michael Thater zeigte sich optimistisch: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Die nachhaltige Wärmeplanung war in Wehr bereits ein Thema, bevor sie mit dem umstrittenen Heizungsgesetz große öffentliche Aufmerksamkeit erregte. Mit der Ausarbeitung eines konkreten Maßnahmenkatalogs sollen diese bundespolitischen Anforderung in Angriff genommen werden.

Nur auf Hackschnitzel zu setzen, funktioniert nicht

„Die größte Herausforderung ist der Energiebedarf“, gab Stefan Schlachter von Naturenergie zu Bedenken. So wird beispielsweise das Nahwärmenetz bereits zu 70 Prozent mit Holzhackschnitzeln, betrieben. In Zukunft weiter nur auf Hackschnitzel zu setzen, werde nicht funktionieren, ohne Holz zu importieren – was allerdings nicht der Idee der Klimaneutralität entspreche.

In der Analyse wurden Potenziale der Stromerzeugung, der Wärmeerzeugung und der Energetischen Sanierung aufgezeigt. Doch die Experten betonten: „Nicht jedes vorhandene Potenzial kann auch tatsächlich sinnvoll genutzt werden.“ Handlungsansätze gibt es nichtsdestotrotz einige: So wird bisher nur ein kleiner Teil des vorhandenen Photovoltaik-Potenzials verwendet.

Die Nutzung des Rheins zur Wärmegewinnung wäre eine Option

Große Hoffnungen setzt Stefan Schlachter besonders in eine mögliche Wärmegewinnung durch die Nutzung des Rheinwassers und oberflächennahe Geothermie. Damit sei Wehr ein stückweit besser aufgestellt, als andere Gemeinden, so Schlachter. Doch zur Erschließung dieser Potenziale und damit zur Klimaneutralität muss noch einiges getan werden. „Große Umbrüche kommen auf uns zu, wenn wir den Weg bestreiten wollen“, erklärte er.

Dass großer Handlungsbedarf besteht, zeigten auch die Zahlen der vorausgegangenen Bestandsanalyse. Insgesamt 76 Prozent der Häuser in Wehr seien älter als 40 Jahre. In der Analyse, die die Erfassung und Beschreibung jedes der 7500 Gebäude Stadt umfasste, wurde die immer noch große Bedeutung der fossilen Brennstoffe deutlich.

Privathaushalte setzen die meisten Treibhausgase frei

96 Prozent des Endenergiebedarfs lässt sich auf die Brennstoffe Erdgas und Heizöl zurückführen. Insgesamt sind mit 69 Prozent im Sektor Wohnen der größte Energieverbrauch und die höchste Treibhausgasemission verzeichnet.

In weiteren Schritten wird die Stadt Wehr zusammen mit Naturenergie und RBS Wave ein Zielszenario für die kommunale Wärmeplanung erstellen. Anschließend soll bis Mitte 2024 ein Abschlussbericht mit einem konkreten Maßnahmenkatalog erstellt werden. Die ausgearbeiteten Konzepte wird dann voraussichtlich der neu gewählte Gemeinderat verabschieden.