Ein Urgestein des Wehrer Gemeinderats hört auf: Hans-Peter Felber (FW) wird nach 35 Jahren nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren. Drei Bürgermeister und tiefgreifende Veränderungen der Stadt hat der heute 76-Jährige miterleben und mitgestalten dürfen. Eine Lebensleistung, wie sie auch in anderen Kommunen nur selten vorkommt.
„Jetzt ist mal gut“ – Hans-Peter Felber ist kein Mann der blumigen Worte, wenn man ihn nach den Gründen für seinen Ausstieg fragt. „Eigentlich wollte ich nie in den Gemeinderat“, so Felber weiter. Aber Gerhard Zastrow, damals stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender der Freien Wähler, habe einfach nicht locker gelassen: „Er hat mich immer wieder gefragt. Schließlich habe ich zugesagt, um meine Ruhe zu haben“, sagt Felber lachend.
Er hat drei Bürgermeister miterlebt
Zusammen mit Martin Brugger, Rainer Döbele und Eugen Mulflur wurde er dann 1984 zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt. Bürgermeister war seinerzeit noch Otto Wucherer, „ein Sturkopf“, so Felber, dann ab 1986 für 16 Jahre Klaus Denzinger, seit 2002 nun mit Michael Thater hat Felber drei Bürgermeister miterlebt und gilt als menschliches „Gedächtnis des Gemeinderats“. Denn was in den eher nüchtern gehaltenen Protokollen des Gemeinderatsarchivs von damals nicht steht, sind die Zusammenhänge und Hintergründe, die zu manchen wegweisenden Entscheidungen geführt haben.
Früher kürzere Sitzungen
Vieles war anders damals, so Felber mit leichtem Bedauern: Als Gemeinderat sei man mehr respektiert worden, „heute ist man der Dubel, egal wie man abgestimmt hat“. Auch waren die Sitzungen damals deutlich kürzer: „Heute haben wir ellenlange Tagesordnungen“. Dafür ging es damals für alle Fraktionen geschlossen zur „Nachsitzung“ in den Klosterhof, Durchhaltevermögen war also auch früher gefragt.
„Wir Neulinge haben viel von den älteren Stadträten gelernt,“ erinnert sich Felber. Besonders Stadtrat Eberhard Leber (CDU) ist ihm in sehr guter Erinnerung geblieben. Nach einigen Jahren habe man sich dann mehr getraut und auch klar seine Meinung gesagt. In den 90iger-Jahren erinnert sich Felber an so manche turbulente Sitzung, „Klaus Denzinger hat sich nichts gefallen lassen“. Unter Michael Thater laufe es jetzt gut, so Felbers Fazit. Die Richtung sei aber bei den drei Bürgermeistern ähnlich gewesen, und „schlecht waren alle nicht“.
Lange Liste der Veränderungen
Als Stadtrat brauche man ein dickes Fell: „Man muss den Kopf hinhalten, auch wenn man gar nicht zuständig ist“, denn der Spielraum ist doch beschränkt. Warum er trotzdem über drei Jahrzehnte dabei geblieben sei? „Es ist schon schön, bei der Entwicklung der Stadt mitgewirkt zu haben. Da kann man schon stolz drauf sein“, so Felber.
Und es ist eine lange Liste von Veränderungen, auf die Hans-Peter Felber zurückblicken kann: Der Bau der Kläranlage war solch ein Meilenstein, aber auch das „Wasserkonzept 2000“, das Millionen verschlang. Heiß diskutiert auch der Bau der Umgehungsstraße, der sich unter anderem durch die Wiedervereinigung so lange herausgezögert hat. Oder die Innenstadtentwicklung mit dem Bächle und dem Talschulplatz, damals ein großer Streitpunkt. Gelungen seien auch die Neubaugebiete und die Entwicklung In den Höfen. Gut erinnert sich Felber noch an den Skandal im Hölzle, als dort Bauschutt zur Auffüllung der Wege genutzt wurde.
Autobahn und Teilortswahl
Geblieben ist leider sein erstes großes Thema im Gemeinderat: Die Autobahn. „Damals waren wir weiter mit der Planung als heute“, bedauert Felber.
Schwer im Magen liegt ihm auch die unechte Teilortswahl, die getrennte Kandidatenlisten für Öflingen und Wehr vorsieht. „Man hätte das schon längst abschaffen sollen, die Mehrheit der Bürger sieht sich schließlich als ein Ort“. Ungerecht sei das Verfahren, aber keiner traue sich ran. „Ich hätte noch eine Freude daran gehabt, wenn wir es abgeschafft hätten.“ Und so bleibt leider ein kleiner Wermutstropfen nach dreieinhalb ereignisreichen Jahrzehnten im ehrenamtlichen Dienst für die Stadt.
Zur Person
Hans-Peter Felber ist seit 1984 durchgehend im Wehrer Gemeinderat gewesen, 18 Jahre davon als Vorsitzender der "Freien Wähler Wehr und Öflingen". Nach 35 Jahren tritt der Stadtrat nun nicht mehr an. Der gelernte Kfz-Mechaniker, der bis zu seiner Pensionierung beim Autohaus Morath tätig war, hat mit seiner Frau Inge zwei Kinder. Sein Sohn Kai Felber wird in diesem Jahr die Nachfolge von Wassermeister Friedemann Kikillus antreten. Als Nebenerwerbslandwirt betreibt der gebürtige Wehrer seit 30 Jahren Obstbau, außerdem zieht er seit 20 Jahren Weihnachtsbäume. Als Obstfachwart und Experte für Pflanzenschutz ist er ein gefragter Experte, nicht nur im Wehrer Obst- und Gartenbauverein.