Seit 1806 ist Wehr badisch und bald macht sich der Verlust der guten Beziehungen zum Haus Habsburg bemerkbar: Wehr wird 1813 dem Amt Säckingen zugeteilt und verliert seine Bedeutung als Verwaltungszentrum am Hochrhein. Im Laufe der Jahrzehnte wird das Wehratal zum Spielball der Gebietsreformen. Die von den Herren auf Schönau geprägte Herrschaft Wehr, zur Jahrtausendwende noch aus Wehr, Öflingen, Schwörstadt, Niederdossenbach, Wallbach, Obersäckingen und Rippolingen bestehend, zerfällt in den kommenden Jahrzehnten. Zudem lockert sich die Anbindung an Basel: 1818 kauft der Freiherr von Schönau die Kirchenrechte der Stadt Basel zu Wehr und holt so unter anderen den Kirchenzehnten zurück nach Wehr.
Auch auf der großen Bühne kommt es zu Veränderungen. Die Befreiungskriege gegen Napoleon 1813/15 werden von Vielen als Initialzündung für das Streben nach sozialen und demokratischen Zielen verstanden. Zwar ist das Großherzogtum Baden zu dieser Zeit eine konstitutionelle Monarchie mit einer relativ freiheitlichen Verfassung, doch hatten gerade hier radikaldemokratische und frühsozialistische Ideen starken Zulauf. Als namhafte Vertreter der Linken vertreten auch Friedrich Hecker, Georg Herwegh und Gustav Struve sowie seine Frau Amalie zum Teil radikale antimonarchistische Vorstellungen. Als sie im Parlament mit ihren Ideen scheitern, versuchen sie, 1848 die Monarchie mit Gewalt zu stürzten. Als "Heckerzug" ziehen Freischärler im April von Konstanz nach Karlsruhe, unterwegs will man sich mit der "Deutschen Legion" Georg Herweghs vereinigen.
Auch in Wehr versuchen die Revolutionäre, Truppen anzuwerben, diese schließen sich den Revolutionären jedoch nur widerwillig und unter Drohungen an. Freiherr Adolf von Schönau entkommt den Revolutionären nur knapp, als diese von ihm Geld, Kleider und Wäsche fordern. Am Abend des 20. April ziehen die Truppen schließlich weiter. Doch Herwegh wird bereits in Dossenbach aufgehalten, der "Heckerzug" beim Gefecht auf der Scheidegg gestoppt. Im September startet Gustav Struve einen zweiten badischen Aufstand, als er in Lörrach unter der Devise "Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle!" die Republik ausruft. Doch die Revolutionsarmee unterliegt abermals den badischen und preußischen Truppen, Struve flieht Richtung Schweiz. Als einfacher Bauer verkleidet, machte er mit Frau Amalie und Schwager Karl Blind Rast im Wehrer Gasthof Krone. Ein Fehler, denn er wird vom Wehrer Ratsschreiber Kramer erkannt und unter Anführung des Bürgermeisters Dede von Wehr verhaftet.
In Freiburg wird er wegen Hochverrats zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Doch muss er nicht lange in Einzelhaft ausharren: Im Mai 1849 kommt es im Rahmen der Reichsverfassungskampagne zu einem großen Aufstand. Das Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung, die als erstes gesamtdeutsches und demokratisch gewähltes Parlament die Bundeseinheit mit einer neuen Verfassung wiederherstellen sollte, führte zu teilweise bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Der badische Großherzog muss flüchten, auch das Neue Schloss in Wehr wird von Freischärlern heimgesucht. Schließlich werfen preußische Truppen die Aufständischen erneut nieder, Struve aber wird befreit und kann in die Vereinigten Staaten flüchten.
Die Revolution ist endgültig gescheitert. Viele Revolutionäre werden 1849 standrechtlich erschossen, andere, wie auch Struve und Hecker, können fliehen. Viele Badener wandern nach Amerika aus, dort sind sie als Forty-Eighters ("Achtundvierziger") bekannt. 1870 akzeptiert Wilhelm I. schließlich die Kaiserwürde und damit tritt die Verfassung des Deutschen Bundes am 1. Januar 1871 in Kraft. Gustav Struve nimmt in den Vereinigten Staaten am Bürgerkrieg teil, später kehrt er nach Europa zurück und stirbt 1870 in Wien.
Der Struve-Hut
Seit 2004 wird von der Wehrer SPD Ortsverein der Gustav-Struve-Hut jährlich Menschen verliehen, die sich in besonderen Maße einem für Wehr bedeutenden Thema gewidmet haben. Die Idee hatte Altstadträtin Karin Kaiser, als sie zum großen Festumzug anlässlich des 900-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 1992 in die Rolle von Struves Ehefrau Amalie schlüpfte. Traditionell wird die Auszeichnung im Gasthaus zur Krone in der Wehrer Hauptstraße verliehen, in dem Struve 1848 verhaftet wurde. Preisträger waren unter anderem der Lörracher Historiker Hubert Bernat, die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter und die SPD-Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt.