Der Hochrhein wird zum Oberrhein, Mittelrhein und Niederrhein und mündet in die Nordsee. Von dort kommt die Meereshöhe an den Hochrhein zurück. Die Eisenbahn war anfänglich mit im Spiel, ebenso die Großherzoglich-Badische Landesvermessung.
Am 1. Januar 1872 wurde im Großherzogtum Baden das metrische System eingeführt. Zuvor wurden Entfernungen in den Maßeinheiten Ruten, Fuß und Zoll gemessen. Doch nicht nur Längen werden seit 150 Jahren in Metern, Zentimetern und Millimetern bestimmt, sondern auch Höhen. Entlang des Hochrheins waren 1876 durch Präzisionsmessungen erstmals metrische Meereshöhen angelangt.

Die amtlichen Höhenangaben beziehen sich auf den Nordsee-Meeresspiegel. Genauer gesagt: auf den Amsterdamer Pegel, der aufgrund jahrelanger Beobachtungen des mittleren Wasserstandes der Nordsee als Normal-Null-Höhe (0,00 Meter) definiert wurde.
Daraufhin trug man durch geometrisches Nivellement die Höhe ins norddeutsche Land hinein und errichtete am 22. März 1879 – dem Geburtstag des Kaisers (Wilhelm I.) – an der Berliner Sternwarte einen Höhenpunkt mit der Höhe 37,000 Meter über Normal-Null (NN) ein. Von diesem Punkt aus wurde sodann das gesamte Deutsche Reich mit einem Höhenfestpunktfeld überzogen. 1885 kamen die NN-Höhen auch im Großherzogtum Baden an.
Meereshöhen kommen 1875 an den Hochrhein
An den Hochrhein kamen Meereshöhen aber schon zehn Jahre früher, nämlich 1875/76. Allerdings nicht auf die Nordsee, sondern auf das Mittelmeer bezogen. Dem westlichen Nachbarland Frankreich war dies zu verdanken, denn es legte mit einem Pegel am Hafen von Marseille seine Null-Höhe fest.
Von dort gelangte die Meereshöhe an den Boden des Straßburger Münsters (145,752 Meter über NN) und über den Rhein weiter zum Bahnhof Kehl. Durch ein Präzisionsnivellement auf der Trasse der badischen Hauptbahn Mannheim-Basel-Konstanz kamen die NN-Höhen auch an den Bahnstationen des Hochrheins zwischen Grenzach und Erzingen an, denn entlang der Eisenbahnstrecke ließ es sich hervorragend messen.

Wer schon einmal am Bahnhof Bad Säckingen gestanden und auf einen Zug gewartet hat, dem ist vielleicht das vor einigen Jahrzehnten angebrachte Emaille-Schild „292m.ü.M.“ aufgefallen, das an der Nordostseite des Stationsgebäudes angebracht ist. Eigentlich sollte das Schild auf die letztmals 1961 ermittelte Höhe von „293,833 Meter über Normal-Null“ hinweisen, die auf einem kleinen, gusseisernen Täfelchen markiert war, das 1876 an der nordöstlichen Seite, auf 1,50 Meter Bodenhöhe angebracht wurde. Allerdings fehlt das historische Täfelchen seit vielen Jahren.
Umgekehrt verhält es sich am Bahnhof Oberlauchringen. Dort war 1999 noch das Emaille-Schild „362m.ü.M.“ zu sehen, seit einigen Jahren jedoch nicht mehr. Vorhanden ist indes noch das einst dazugehörende gusseiserne Täfelchen von 1876, dessen Meereshöhe 1983 letztmals mit 362,669 Meter angegeben wurde.

Solche 10 mal 17 Zentimeter großen Täfelchen mit der Aufschrift „Hoehen-Marke“ wurden 1876 an den 19 Bahnhofsgebäuden von Grenzach bis Erzingen angebracht. Und auf allen war die millimetergenaue Mittelmeerhöhe durch einen eingelassenen Punkt, von zwei Querstrichen umgeben, markiert. Dahinter, im Mauerwerk, ist der Messpunkt durch einen Metallbolzen versichert.
Diese wertvollen Täfelchen sind heute nur noch an den Bahnstationen Tiengen und Oberlauchringen vorhanden. Die Bahnhöfe Wyhlen, Hauenstein und Dogern wurden im Zuge des zweigleisigen Ausbaues der Hochrheinstrecke abgerissen. Die anderen Bahnhofsgebäude an der Hochrheinstrecke wurden vor vielen Jahren renoviert und die Täfelchen dabei entfernt, und an den Bahnhöfen Rheinfelden, Beuggen und Brennet sieht man noch deutlich die Stelle, wo die gusseisernen Markierungen angebracht waren.

Eisenbahnfreunde oder andere Sammler haben sich vielfach diese denkmalgeschützten Täfelchen widerrechtlich angeeignet. In Oberlauchringen wurde diesbezüglich ebenfalls ein Versuch unternommen. Im Jahr 2000 war das Täfelchen noch unbeschädigt, beim mutwilligen Aushebeln brach das untere Teilstück ab, wodurch es nicht zu einem Diebstahl kam. So ist bis zum heutigen Tag nur noch am Bahnhof Tiengen das Täfelchen in seiner originalen Form zu sehen, wenn es auch durch Fassadenrenovierungen mehrfach überstrichen wurde, sodass es nur noch undeutlich lesbar ist.
Netz wurde verdichtet
Im Anschluss an die ersten Höhenmarkierungen mit gusseisernen Täfelchen an den Bahnhöfen wurden senkrecht darunter, etwa drei Dezimeter über Bodenhöhe, Metallbolzen in das Mauerwerk eingelassen, die auch für Höhenübertragungen in die weitere Umgebung dienten. Das Netz der ersten Höhenmessungen im Deutschen Reich ab 1879 war sehr weitmaschig und konnte den Anforderungen nicht genügen. Daher wurde es verdichtet.

So entstand ab dem Jahr 1912 das Deutsche Haupthöhennetz (DHHN). Das heutige Höhenfestpunktfeld wurde etliche Male neu gemessen und zuletzt als DHHN2016 bezeichnet. Die Höhen werden durch geometrische Nivellements millimetergenau bestimmt. Moderne Nivellierinstrumente erleichtern die Höhenmessung. Sie stellen den Zielstrahl automatisch horizontal. Das Instrument erfasst den Strichcode der Nivellierlatte optisch und ermittelt daraus elektronisch exakt die Höhendifferenz zwischen Punkten. Mittels GPS sind ebenfalls Höhenbestimmungen möglich, allerdings mit etwas geringerer Genauigkeit.