Fast zwei Jahre ruhte das Vereinsleben in Waldshut-Tiengen und Umgebung, traditionelle Veranstaltungen fielen aus, Konzerte mussten abgesagt werden. Mit dem Wegfall der Corona-Regeln starten die Vereine nun wieder durch. Bei einigen stehen Jubiläen an, die auch groß gefeiert werden sollen.
Trotz Vorfreude schwingt aber auch etwas Unsicherheit mit, ob die Menschen nach der langen Zeit auf Abstand und mit Maske wieder für große Menschenansammlungen bereit sind. Vier Vereine geben einen Einblick, wie es ihnen bei der Planung ihres Jubiläums ging.
Radsportverein Schmitzingen: Geplant, als gäbe es kein Corona
Die Vorfreude, nach der langen Corona-Pause wieder mit Veranstaltungen durchstarten zu können, ist Brunhilde Granacher anzuhören. Die Vorsitzende des Radsportvereins Schmitzingen blickt entspannt auf die große Jubiläumsveranstaltung, die der Verein im Juli feiert. „Wir haben alles geplant und in trockenen Tüchern. Jetzt können wir uns auf die Veranstaltungen freuen“, sagt die Vorsitzende.

Der Radsportverein Schmitzingen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Die Vorbereitungen auf das Jubiläum haben bereits vor zwei Jahren begonnen. „Wir haben einfach weiter geplant, als gäbe es Corona nicht“, erzählt Granacher und lacht.
Musikvereine, Infrastruktur, Getränke, Kühlwagen und Catering – all das habe der Verein schon im vergangenen Jahr organisiert. Eine kluge Entscheidung, wie sich jetzt herausstellt: „Viele Musikvereine sind teilweise schon ausgebucht“, berichtet die Vorsitzende aus Gesprächen mit anderen Vereinen, ähnlich sehe es bei Getränkelieferanten aus.
Zwei größere Veranstaltungen liegen schon hinter dem Verein – die Ausrichtung des Gauturntags im März und der Eierlauf an Ostermontag. Jetzt freuen sich die Mitglieder auf den großen Jubiläumstag am 17. Juli. An diesem Tag richtet der Verein ein großes Grümpelturnier aus, zudem sollen 50 langjährige Mitglieder und Trainer geehrt werden.
Ein mulmiges Gefühl, nach der langen Corona-Pause ein große Veranstaltung auf die Beine zu stellen, hat Brunhilde Granacher nicht: „Wir haben keine Bedenken. Wir haben einen großen Stamm an Mitgliedern, die mitziehen“, sagt Granacher. Darum könne sie jetzt beruhigt in Richtung Juli blicken. „100 Jahre, das wird nicht jeder. Das wird ein tolles Event. Jetzt brauchen wir einfach gutes Wetter.“
Die Veranstaltungen der Vereine
Musikverein Gurtweil: Ungewissheit erschwert Planung
Auch beim Musikverein Gurtweil steht ein großes Jubiläum an. Die Musiker feiern in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen – allerdings nicht mit einer großen Veranstaltung. „Wir haben mehrere kleinere Veranstaltungen geplant, das ist für uns leichter zu bewerkstelligen“, erklärt der Vorsitzende Daniel Duttlinger.
Die Ungewissheit, wie es in den Zeiten der Pandemie weitergeht, habe die Planung erschwert. Das Organisationsteam musste umplanen, Termine absagen und das Jahreskonzert verschieben. „Wir mussten das Sponsoring-Konzept umstellen und uns neu organisieren“, erklärt der Vorsitzende.

Jetzt steht das Konzept und der Verein freut sich auf die kommenden Veranstaltungen. Am Sonntag, 8. Mai, steht eine Muttertagserenade an, im Juni ist ein „Summer Event“ geplant und im Herbst soll das Jubiläumskonzert stattfinden.
Gleichzeitig schwingt aber auch etwas Unsicherheit mit, ob die Menschen die Veranstaltungen auch wieder annehmen. „Jetzt wollen wir uns zurückmelden und zeigen, dass wir wieder da. Und einfach für die Leute Musik machen“, fasst es Duttlinger zusammen.
Musikverein Dettighofen: Positiv gestimmt, dass es klappt
Ist jeder bereit, sich nach der Corona-Pandemie in ein Zelt mit vielen Leuten zu stürzen? Diese Frage treibt auch den Musikverein Dettighofen bei der Organisation seiner Großveranstaltung um.
Die Musiker feiern vom 26. bis 28. Mai ihr 150-jähriges Bestehen mit einem dreitägigen Fest. „Als wir uns für das Fest entschieden haben, gab es Corona noch nicht“, erklärt die Vorsitzende Simone Römersperger.

Nach mehreren Lockdowns, Maskenpflicht und Beschränkungen seien sich die Organisatoren unsicher gewesen, was möglich ist. Aber: „Wir hatten unser Ziel immer im Auge uns waren positiv gestimmt, dass es klappt“, sagt Römersperger. Denn: „150 Jahre sind etwas besonderes, es ist fast eine Verpflichtung, dieses Jubiläum zu feiern.“
Die Bands für das Fest hatte der Musikverein bereits vor zwei Jahren gebucht, mit dem Rückzug eines langjährigen Lieferanten aus dem Festverleih, tauchte für die Organisatoren das Problem auf, kurzfristig an Festbänke und Getränke zu kommen.
„Für einen Verein ist es immer ein gewisses Risiko, ein solches Fest zu organisieren – mit Brandschutz, Security und Versicherungen. Da kam das noch erschwerend hinzu.“ Jetzt ist laut Römersperger alles in trockenen Tüchern und die Musiker freuen sich auf ihr Fest und viel Unterstützung aus Dettighofen und der Umgebung
Musikverein Schwerzen: Die ersten mit einer großen Veranstaltung
Seine Großveranstaltung hinter sich hat hingegen der Musikverein Schwerzen. Die Musiker haben vom 29. April bis 2. Mai ihr 101-jähriges Bestehen mit einem großen Bezirksmusikfest gefeiert. Die Euphorie, dass alles gut geklappt hat und viele Besucher kamen, ist dem Vorsitzenden Wolfgang Kessler auch noch einige Tage nach der Veranstaltung anzuhören.

„Es war ein schönes und erfolgreiches Fest. Das Zelt war jeden Tag voll. Wir haben richtig gespürt, dass die Leute froh waren, wieder an ein Fest gehen zu können“, sagt Kessler.
Dabei habe es aber lange nicht danach ausgesehen, dass die Musiker ihr Vorhaben überhaupt in die Tat umsetzen können. Eigentlich wollte der Verein 2021 sein 100-jähriges Bestehen feiern, die Planungen dafür haben bereits 2018 begonnen. Dann kam Corona und der Verein entschied sich, das Fest im Mai 2022 als 101-Jähriges ein Jahr später zu feiern. Doch lange sei auch dieser Termin unsicher gewesen.
„Den ganzen Winter über haben wir gebangt. Eigentlich hat es so ausgesehen, als könnten wir das Fest nicht machen“, erinnert sich Wolfgang Kessler. Im März fasste der Verein schließlich den Entschluss, das Fest durchzuziehen.
„Es war ein gewisses Risiko, weil wir nicht wussten, wann die Maskenpflicht fällt, denn mit Maskenpflicht macht ein solches Fest keinen Sinn.“ Jetzt blickt der Vorsitzende zufrieden auf die Entscheidung und auf ein gelungenes Fest: „Der Zuspruch im Dorf war enorm, alle haben mitgeholfen.“