Nur Stunden nach dem offiziellen Beginn der Bewerbungsfrist ist das Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters von Waldshut-Tiengen bereits ein Duell: Mit Martin Gruner, Beigeordneter von Weil am Rhein und früherer Erster Beigeordneter von Waldshut-Tiengen, hat nach Amtsinhaber Philipp Frank Kandidat Nummer zwei seine Bewerbung für die Wahl am 23. Juli abgegeben. Flankiert wird Gruner von einer breiten Unterstützer-Gemeinschaft aus Gemeinderäten der Fraktionen von Freien Wählern, SPD und FDP.
Bewerbung „eine Herzenssache“
Die Bewerbung um das Amt des Waldshut-Tiengener Stadtoberhauptes sei für ihn eine Herzenssache, schildert Gruner im Gespräch mit unserer Zeitung: „Mein Ansporn ist die Weiterentwicklung der Stadt. Ich hätte mich daher dieses Mal ungeachtet aller Begleitumstände um das Amt beworben.“
Denn ebendiese Stadt sei nun seit 21 Jahren das Zuhause von ihm und seiner Familie, hier seien seine Frau Iris Dörffeldt, die Kinder Timon und Ella sowie er selbst verwurzelt und hätten viele soziale Kontakte geknüpft. 14 Jahre habe er sie im Bauamt mitgestaltet. Beruflich habe es ihn inzwischen zwar nach Weil am Rhein verschlagen. Doch das Interesse an der Stadt und ihren Themen sei geblieben, sagt Gruner. Und an Ideen für deren Weiterentwicklung mangle es ihm ebenfalls nicht, so Gruner.
Daher sei er froh, dass er von seiner Familie die nötige Rückendeckung erhalte, die Kandidatur anzugehen.
Die drei wichtigsten Themen
„Politik für die Menschen in der Stadt mit Sachverstand, aber auch mit Empathie“, das nennt Martin Gruner seine generelle Zielsetzung.
Als die drei wichtigsten Themen nennt er ganze Handlungsfelder, die sich zudem an vielen Stellen überschnitten: Vor allem Stadtentwicklung in all ihren Facetten, Klimaneutralität bis 2040 und Weiterentwicklung der Verwaltung als Kernthemen.
Allein der Themenkomplex Stadtentwicklung biete eine Vielzahl von Ansatzpunkte, so Gruner weiter: „Mit den Innenstädten von Waldshut und Tiengen haben wir zwei Perlen, die einmaliges Potential bieten, die es aber auch zu fördern und weiterzuentwickeln gilt.“ Vielfalt und Qualität seien dabei Stichpunkte mit Blick auf das Angebot vor Ort. Es gehe um Modernisierung und Reaktion auf die Herausforderungen von Klimaveränderung und demografischem Wandel.
In diesen Kontext gehören für Gruner auch die Umgestaltung des Marktplatzes in Tiengen, die Realisierung des Klettgau-Carrées oder auch das Thema Bahnhofsareal/Busbahnhof in Waldshut. Es gehe um die Nachnutzung des Krankenhaus-Areals, für die Gruner schon jetzt Konzepte entwickeln will.
Stadtentwicklungskonzept soll überarbeitet werden
Aber auch eine Überarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts von 2010 unter Einbeziehung der gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit sei nötig: „Wir brauchen dringend einen grundlegenden Prozess, um Ideen und Mittel zu erarbeiten, wie wir in Zukunft leben möchten.“
Mit Blick auf die Klimaneutralität gelte es, eine Strategie zur Umsetzung der entsprechenden Landesvorgaben zu entfalten, gleichzeitig aber auch nach weiteren Arbeitsfeldern vor Ort zu suchen: „Hier gilt es auch, Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem Landkreis und den Nachbarkommunen zu finden, gerade wenn es um Maßnahmen der Energie- oder auch der Mobilitätswende geht“, erklärt Gruner. Denn keines der damit verbundenen Themen mache an einer Gemarkungsgrenze Halt, sondern es seien gemeinsame, überregionale Strategien erforderlich.
Seitens der Stadt basiere aber alles auf einer personell gut ausgestatteten Verwaltung, in der Mitarbeiter die Möglichkeit hätten, gute Arbeit zu leisten: „Die Stadtverwaltung muss als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden“, lautet Gruners Credo. Dazu zählten auch flexible Arbeitszeitmodelle und Entwicklungsprogramme für Mitarbeiter.
Vielzahl von weiteren Themen
Neben diesen großen Komplexen, sieht Gruner aber noch etliche weitere Punkte, die er als „soziale Fundamente einer Stadt“ bezeichnet – gewissermaßen als Grundlage der Verwaltungsarbeit, des Zusammenlebens und einer funktionierenden Gesellschaft.
Eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung zählt er dazu, Themen wie Inklusion, Gleichberechtigung oder auch die Förderung der Gemeinschaft. Ebenso seien Kultur und Freizeitangebote, Bildung, Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte Dinge, die für ein ausgewogenes und ausgewogenes Leben in der Stadt und den Ortsteilen wichtig seien.
„Als Oberbürgermeister dieser Stadt möchte ich hierfür die nötigen Weichen stellen und einen Konsens zwischen den entscheidenden Stellen und dem Gemeinderat schaffen, um wichtige Dinge zügig anzugehen“, schildert Gruner.
Im Wahlkampf noch viel vor
Seinen Wahlkampf hat Gruner schon vor einigen Wochen eröffnet. Da ihn seine beruflichen Verpflichtungen in Weil am Rhein stark beanspruchen, habe er sich unter anderem auf digitale Formate konzentriert. Ein Podcast, in dem er sich mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft aus der Region austauscht, Video-Clips, Flyer, Formate auf den sozialen Medien und natürlich seine Homepage www.martin-gruner.de seien für ihn wesentliche Kanäle, über die er auf sich und seine Ziele aufmerksam mache.
In den kommenden Wochen werde er aber auch verstärkt persönlich in Erscheinung treten, kündigt Gruner an. In den Ortschaften plant er in Kürze erste Vorstellungsrunden mit Gelegenheit zu Rundgängen. An den Wochenenden werde er auch regelmäßig in den Innenstädten von Waldshut und Tiengen anzutreffen sein.
Und das mit der Herzenssache sei auch nicht nur ein Lippenbekenntnis, wie Gruner darstellt: Die goldenen Herzen in Form von Ansteckern und Aufklebern werden seinen Wahlkampf begleiten und sollen zum sichtbaren Symbol seiner Ziele werden.
Alles rund um die OB-Wahl
Am 23. Juli 2023 wählt Waldshut-Tiengen einen Oberbürgermeister. Wer tritt an? Um welche Themen und Schwerpunkte geht es? Wir halten Sie während des Wahlkamps bis zur Wahl auf dem Laufenden. In unserem Überblicksartikel erfahren Sie alles Wissenswerte und alle aktuellen Entwicklungen rund um die OB-Wahl: